Personal-Exodus beim Spitalzentrum Biel

Innert wenigen Monaten kündigten über zehn Prozent der Beschäftigten.

, 6. November 2017 um 21:12
image
  • spitalzentrum biel
  • kanton bern
  • spital
Die Interpellation trug bereits einen vielsagenden Titel: «Was ist los am Spitalzentrum Biel?», fragten zwei SP-Parlamentarierinnen im September bei der Berner Kantonsregierung an. Sie verwiesen auf Berichte über Unruhe und Abgänge am zweitgrössten Spital des Kantons, und sie wollten wissen, was dran sei.
Jetzt hat der Regierungsrat die Antwort geliefert, und sie macht klar: Es ist etwas los. Denn in den ersten acht Monaten des laufenden Jahres hatten 144 Mitarbeitende gekündigt, inklusive Frühpensionierungen. Zur Einordnung: Das Spitalzentrum Biel hatte Ende letzten Jahres knapp 1'000 Vollstellen beziehungsweise 1'300 Mitarbeitende.

Die Gründe? Nicht zentral erfasst

Bedenkt man noch weitere Abgänge – etwa ordentliche Pensionierungen, allenfalls vereinzelte Entlassungen –, so belegen die Zahlen doch einen spürbaren Aderlass. Eine Erklärung könne er nicht liefern, so die Antwort des Regierungsrates, da die Gründe nicht zentral erfasst würden.
Heikel sei, dass der Weggang von Kaderärztinnen und -ärzten zu finanziellen Einbussen führen kann, befindet der Regierungsrat weiter. Denn bekanntlich folgen ihnen dann oft auch die Patienten und die Zuweiser. «Die Einbussen werden grösser, wenn kurzfristig mehrere Kaderärztinnen und -ärzte kündigen. Davon ist die SZB AG derzeit betroffen.»

Finanziell knapp dran

Was insofern auch problematisch ist, als das Zentrumsspital der Region Biel, Seeland und Berner Jura zuvor schon finanziell unter Druck war; 2016 und 2015 hatten sich kleine Verluste von 0,4 Millionen beziehungsweise 0,6 Millionen Franken ergeben. Letzten September sagte Verwaltungsratspräsident Frey Sidler gegenüber dem «Bund», man werde 2017 «sicher deutlich schlechter abschliessen». Und: «Die Herausforderung ist nun, ein ausgeglichenes Budget für 2018 auszuarbeiten.»
Wie seither bekannt wurde, schloss das Spitalzentrum eine Bettenstation, was sich auch mit ungenügender Auslastung erklärte. Und seit Frühjahr hatten unter anderem vier Chefärzte das Spitalzentrum verlassen beziehungsweise ihr Ausscheiden angekündigt – in Onkologie, Intensivmedizin, Kardiologie und Geburtshilfe.
Geleitet wurde das Spitalzentrum im fraglichen Zeitraum von Bruno Letsch, der per Ende September zurückgetreten war. Zum neuen CEO wurde inzwischen Kristian Schneider ernannt, zuvor Direktor des Hôpital du Jura. Parallel dazu kam es zu weiteren Rochaden: Mit Alois Liechti tritt ein neuer Leiter Finanzen und mit Anita Ronchetti eine neue Leiterin Human Resources in die Geschäftsleitung ein. Und zur Stärkung der ärztlichen Vertretung im Führungsgremium haben seit Oktober interimistisch Daniel Genné (Chefarzt Medizinische Klinik) und Carsten Viehl (Chefarzt Chirurgische Klinik) in die Geschäftsleitung Einsitz genommen.

  • Hattip: «Biel: Spital-Leitung treibt Personal in Massen-Exodus», in: «Berner Zeitung».

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

image

SVAR: Rötere Zahlen auch in Ausserrhoden

Der Einsatz von mehr Fremdpersonal war offenbar ein wichtiger Faktor, der auf die Rentabilität drückte.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.