«Man befürchtet, dass das Spital zu stark wird»

Der Chefarzt Ambulante Diagnostik am Kantonsspital Münsterlingen, Robert Thurnheer, skizziert das Verhältnis von Hausärzten und Spitalärzten.

, 28. August 2015 um 10:35
image
  • praxis
  • kantonsspital münsterlingen
  • spital thurgau
  • thurgau
Wie entwickelt sich die Beziehung von Hausärzten und Spital? Dies ist das Hauptthema eines Interviews, das Robert Thurnheer gegeben hat; Anlass des Gesprächs des Chefarzts am Kantonsspital Münsterlingen mit der «Thurgauer  Zeitung» ist das Symposium zur inneren Medizin von nächster Woche in Weinfelden.
«Fortbildungen dienen dem Wissensaustausch, aber auch der Pflege der Kollegialität», so Thurnheer zur Bedeutung solcher Veranstaltungen.
Das Verhältnis von Spital- und Hausärzten habe sich in den letzten Jahren durchaus verändert – man kenne nicht mehr alle Hausärzte persönlich, zum Beispiel durch den verstärkten Zuzug von Medizinern aus Deutschland – Medizinern also, die man am Kantonsspital nicht als Assistenz- und Oberärzte kennenlernen konnte.

Die Hausärzte melden sich selber

Auf der anderen Seite dringt die Spital Thurgau AG auch in den ambulanten Bereich vor, etwa mit einer Hausarztpraxis in Stein am Rhein. Robert Thurnheer gesteht ein, dass dies mit Ängsten verbunden sei:  «Man befürchtet, dass das Spital zu stark wird. Andererseits gibt es auch noch andere Trägerschaften als Hausärzte, die Arztpraxen betreiben.» Und vor allem sei es so, dass die Initiative nicht vom Spital ausgeht – sondern dass sich Hausärzte melden, weil sie keinen Nachfolger finden.
Auf die Frage, ob die Spital Thurgau AG dereinsat im grossen Stil Hausarztpraxen übernehmen werde, antwortet der Chefarzt Ambulante Diagnostik eher ausweichend: Das sei eine politische Frage – und der Kanton werde da eine Regelung treffen. 
«Unseres Erachtens sollten aber für alle institutionellen Praxisbetreiber die gleichen Spielregeln gelten. Wir versuchen, in höher spezialisierten Gebieten ambulante Leistungen in hoher Qualität anzubieten. Dies weil sich technisch anspruchsvolle Interventionen immer schwieriger in Einzelpraxen ausüben lassen.»

«Alle Ärzte haben Fortbildung nötig», in: «Thurgauer Zeitung» (Paywall) 

In der Pneumologie zum Beispiel müsse man, um modernste Diagnostik anzubieten, eine endobronchiale Ultraschallbronchoskopie vorweisen können – und damit eine Infrastruktur im Bereich von einer Viertelmillion Franken.
In den hochtechnisierten Disziplinen dürften sich die Schnittstellen also hin zum Spital verschieben. «Man arbeitet zudem viel mehr in Teams. Denn auch die Spezialisten müssen sich heute noch stärker spezialisieren», so Robert Thurnheer. «Der eine Herzspezialist zum Beispiel auf Schrittmacher, der andere auf invasive Eingriffe an den Herzkranzgefässen.»
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Freie Praxisflächen an bester Lage in Oensingen

Im Glasgebäude in Oensingen, das direkt an der Autobahn A1 liegt, steht gesamthaft eine Fläche von 2'346 Quadratmeter zur Verfügung. Sie eignet sich für vielfältige Nutzungen vor allem im Medizin- und Gesundheitsbereich: Zum Beispiel für Facharztpraxen, Fitnesscenter, Physiotherapie etc.

image

Kantonsspital Aarau eröffnet weiteres Praxiszentrum

Die neue «Walk-in-Praxis» in Lenzburg soll die regionale Grundversorgung stärken – und die Notfallstation des KSA entlasten.

image

Vista setzt Expansion fort – drei weitere Standorte

Die Ophthalmologie-Gruppe hat das Augenzentrum Muttenz-Pratteln übernommen.

image

Notfall oder nicht? Es geht um Millionen.

Nun muss das Bundesgericht urteilen: Wann dürfen Praxen einen Notfall abrechnen und wann nicht?

image

Walk-in-Praxis + mobiler Arztdienst + Hospital@Home + integrative Medizin

In Einsiedeln wurde eine Arztpraxis mit speziellem Angebotsmix lanciert.

image

Stadt Uster: Neuer Abteilungsleiter Gesundheit

Hugo Bossi arbeitete zuvor bei der Lungenliga und als Klinikmanager am USZ.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.