NFP-Studie: «Frauen sterben kostengünstiger als Männer»

Zu sterben ist in der französischen und italienischen Schweiz 20 Prozent teurer als in der Deutschschweiz. Dies und mehr zeigt eine Analyse der Uni Bern.

, 3. August 2017 um 08:15
image
  • gesundheitskosten
  • spital
  • forschung
  • spitex
  • versicherer
Forscher des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern haben Daten von knapp 185’000 verstorbenen Personen in der Schweiz analysiert. Die Angaben stellten sechs grosse Krankenversicherern zur Verfügung, wo die Mehrheit der Verstorbenen versichert gewesen war. 

Die Resultate:


  • Im letzten Lebensjahr verursachen im Schnitt Männer mehr Gesundheitskosten als Frauen.
  • Das Jahr vor dem Tod ist in der französischen und italienischen Schweiz im Schnitt um etwa 20 Prozent teurer als in der deutschen Schweiz. Als mögliche Gründe nennen die Forscher: 
–Französischsprachige Fachleute behandeln Schmerzen eher aggressiv. 
–Sie seien weniger gewillt, auf Wunsch der Angehörigen auf Therapien zu verzichten. 
–In der lateinischen Schweiz sterben mehr Personen im Spital – und weniger daheim oder in Alters- und Pflegeheimen. Wo es mehr ambulant behandelnde Ärzte und Pflegeheime habe, sinke die Wahrscheinlichkeit, im Spital zu sterben.
  • Die von den Krankenkassen verrechnete Kosten im letzten Lebensjahr steigen stark an: auf über 30'000 Franken. Üblich seien je nach Alter zwischen 3'500 und 6'700 Franken. 
  • Individuelle Faktoren - wie etwa die Todesursache, das Alter und das Geschlecht - bestimmen massgeblich, wie hoch die Kosten ausfallen.
  • Die Kosten der letzten 12 Monate von Krebspatienten (insbesondere Brust-, Lungen- und Prostatakrebskranke) liegen am höchsten.
  • Für Unfalltote oder die Opfer von Herzversagen müssen die Krankenkassen am Lebensende weniger bezahlen.
  • Im Vergleich mit Männern sterben Frauen später und kostengünstiger
–Ob die geringeren Kosten damit zu tun haben, dass die meisten Frauen verwitwet sterben und die Medizin vielleicht weniger um ihr Leben kämpft als einige Jahre zuvor noch um das Leben ihrer Männer, können die Daten nicht belegen. «Darüber, wie diese Unterschiede zustande kommen, kann nur spekuliert werden», heisst es.

SNF-Projekt «Lebensende»

Die Untersuchung ist Teil des Nationalen Forschungsprogramms NFP «Lebensende», das die regionale Verteilung der Gesundheitskosten im Jahr vor dem Tod untersucht.


Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

LabPOCT: Ein Werkzeug für all Ihre Laborgeräte

Mit dem System LabPOCT bietet Sonic Suisse ein Cockpit, mit dem Sie sämtliche Analysen verwalten können – sowohl das eigene Praxislabor als auch das externe Sonic Suisse-Labor.

image

KSBL: Zwei Spitäler? Oder ein neues? Der Entscheid fällt 2026.

Die Regierung von Baselland präsentiert ein Rahmenprogramm für die Gesundheits-Versorgung. Sie prüft dabei auch ein Darlehen, damit das Kantonsspital über die nächsten Jahre kommt.

image

Die IS-H-Alternative bereits im Hause

Universitätsklinikum Köln deckt Prozesse von der Aufnahme bis zur Abrechnung in ORBIS ab.

image

CHUV: Claire Charmet folgt auf Nicolas Demartines

Nach einem langen Verfahren holt das Waadtländer Kantons- und Unispital seine neue Generaldirektorin vom Neuenburger Kantonsspital RHNe.

image

KSA: Erster sondenloser Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert

Innovation in der Kardiologie: Am Kantonsspital Aarau wurde der erste sondenlose Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert.

image

Im Emmental entsteht ein neues Gesundheitsnetz

Hinter dem Zusammenschluss stehen das Spital Emmental, Spitex- und Langzeitpflege-Institutionen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.