Hirslanden Klinik entgeht Zwangsmassnahme

Die politische Kritik an der Geschäftspraxis der Klinik war dennoch massiv. Gar eine Streichung von der Spitalliste wurde im Zürcher Kantonsrat angeregt.

, 24. Mai 2019 um 09:01
image
  • spital
  • hirslanden
  • privatkliniken
  • zürich
  • zusatzversicherungen
Die Zürcher Grünliberalen hatten in einem Vorstoss verlangt, dass die Hirslanden Klinik die Wartezeiten für die verschiedenen Versichertengruppe auf ihrer Webseite publik machen muss. Die GLP-Politiker hatten sich in ihrer Kritik unter anderem auf eine Aussage gestützt, die der damalige Hirslanden-CEO Ole Wiesinger vor zwei Jahren in der NZZ machte. Wiesinger räumt damals ein, dass bei einzelnen Belegärzten Grundversicherte zum Teil längere Wartefristen hätten als Zusatzversicherte. Man wolle dies ändern, sagte er damals dazu.
Tatsächlich führte die Hirslanden Klinik kurz darauf eine Ombudsstelle ein. Und die Zahl der bei dieser eingehenden Beschwerden nimmt tendenziell ab. Gingen im Jahr 2017 noch  13 Beschwerden wegen langer Wartefristen ein, waren es 2018 noch deren fünf. Doch die GLP wollte sich damit nicht zufrieden geben, wie der Vorstoss zeigt.

Gesundheitsdirektion stützt die Hirslanden Klinik

Die Zürcher Gesundheitsdirektion hat aufgrund des Vorstosses Daten der Hirslanden Klinik ausgewertet. Das Fazit ist dasselbe wie jenes von Wiesinger vor zwei Jahren: Es gibt Ausreisser bei einigen Belegärztinnen und -ärzten. Im Durchschnitt aller Fälle  betrug die Wartefrist für grundversicherte Patientinnen und Patienten aber nur einen Tag mehr als jene für für Zusatzversicherte (Grundversicherte: 34 Tage - Zusatzversicherte: 33 Tage).  
Die Klinik als solche käme ihrer Aufnahmeverpflichtung  grundsätzlich nach, kommt die Gesundheitsdirektion zum Schluss. 

Klinik von Spitalliste nehmen?

Im Zürcher Kantonsrat sahen das viele anders:  Die Klinik Hirslanden komme ihrer Aufnahmepflicht von Patienten nicht immer genügend nach. 
Gemäss Nachrichtenagentur SDA teilten viele die Kritik an der Klinik: Bei der CVP fragte man sich etwa,  weshalb die Klinik überhaupt auf der Spitalliste toleriert werde. Und die Grüne Kathy Steiner stellte fest, es gebe «immer noch Ärzte, die sich weigerten, Grundversicherte zu behandeln». Doch das Publizieren der Wartezeiten schaffe da keine Abhilfe. Denn bei jenen Ärzten, die gar keine Grundversicherte behandelten, betrüge die Wartezeit dann ja schlicht «Null». Auch viele andere fanden, dass eine Publikationspflicht zwecklos sei.
Trotz aller Kritik wurde der Vorstoss der GLP deshalb deutlich abgelehnt. Nur die SP unterstützte das Vorhaben der GLP. Das führte zu folgendem Abstimmungsergebnis: 114 Nein- zu 56 Ja-Stimmen. Die Klinik Hirslanden Klinik  muss die Wartezeiten also auch in Zukunft nicht publizieren.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital kauft Aktien einer Digital-Plattform

Was Medinside vor einer Woche angekündet hat, ist nun geschehen: Das erste öffentliche Spital steigt bei «Compassana» ein.

image

So will das Kantonsspital Graubünden Gewaltopfern helfen

Das Kantonsspital Graubünden in Chur betreibt neu die Sprechstunde «Forensic Nursing». Das Angebot ist das erste dieser Art in der Deutschschweiz.

image

Kantonsspital Winterthur lässt Gender-Leitfaden nun doch fallen

Das Kantonsspital Winterthur zieht die gendergerechte Sprachempfehlung zurück. Der Druck ist wohl zu gross geworden.

image

Christian Britschgi wechselt als Chefarzt nach Winterthur

Christian Britschgi leitet künftig die medizinische Onkologie und Hämatologie im Kantonsspital Winterthur.

image

Zwei der grössten Psychiatrie-Kliniken wollen fusionieren

In Bern bahnt sich eine Elefantenhochzeit an: Die zwei eh schon grössten Kliniken wollen sich zu einer vereinigen.

image

Mobbing-Streit in Solothurn droht zu eskalieren

Seit Monaten schwelt bei den Solothurner Spitälern ein Konflikt. Nun erhebt auch der Berufsverband schwere Vorwürfe und droht sogar mit Klage.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.