«Immer mehr Ärzte sind Online-Bewertungen gegenüber aufgeschlossen»

Die Patienten suchen sich ihre Ärztin oder den Therapeuten vermehrt via Internet. Was heisst dies für die Praxis? Antworten von Beat Burger, dem Gründer des Buchungsportals Medicosearch.

, 10. Februar 2016 um 09:00
image
  • praxis
  • spitalvergleich
  • medicosearch

Herr Burger, weshalb soll ein Arzt seine Praxis auf Medicosearch registrieren lassen?
Wie haben Sie Ihren letzten Flug gebucht? Wie möchten Sie Ihren Tisch im Restaurant reservieren oder Ihre Theaterkarten bestellen? Online? Durch eine Registrierung ermöglichen wir Ärzten, Zahnärzten und Therapeuten, sich auf der grössten Schweizer Plattform zu repräsentieren und ihren Patienten eine komfortable Möglichkeit zu bieten, den benötigten Termin online zu buchen. Medicosearch hilft, die Effizienz und die Attraktivität einer Praxis zu steigern.
  • image

    Beat Burger

    Beat Burger ist Geschäftsführer von Medicosearch (www.medicosearch.ch). Er gründete die Ärzte-Bewertungsplattform im Jahr 2008 – womit Medicosearch, zusammen mit dem in der Romandie lancierten OkDoc, die erste Medizin-Site dieser Art war – und erweiterte diese mit der Online-Terminvergabe. Über Medicosearch sind laut eigenen Angaben über 100 Arzt-, Zahnarzt und Therapeuten-Praxen online buchbar, und es finden sich rund 25'000 Bewertungen beziehungsweise Kommentare. Pro Monat werden via Medicosearch gut 1200 Online-Buchungen abgewickelt.

Die Realität sehr vieler Praxen ist ja, dass sie eher zuviel als zuwenig Patienten haben. Das dürfte auch noch lange so bleiben und sich in vielen Gegenden sogar verschärfen.
Gerade eine stark ausgelastete Praxis und deren Patienten können von einer effizienten Online-Terminvergabe nur profitieren. Via Medicosearch werden Terminanfragen und Absagen vom Patienten selbstständig vorgenommen. Namen und Daten werden elektronisch übertragen – und damit fehlerfrei. Ein Termin-Reminder stellt sicher, dass der Patient zum vereinbarten Zeitpunkt in der Praxis erscheint und so «no-shows» minimiert werden.
Aber hilft eine Site wie Medicosearch in der Realität auch, kurzfristige Ausfälle zu ersetzen?
Dazu ein reales Beispiel: Eine Patientin hatte bereits vor Monaten in einer stark ausgelasteten Praxis einen Vorsorgetermin online gebucht. Aus beruflichen Gründen musste sie den für Montagmorgen geplanten Termin am Freitagabend stornieren. Ohne Zutun der Praxis konnte Medicosearch das freigewordene Zeitfenster bereits am Samstag einer anderen Patientin zur Verfügung stellen. Fazit: zwei zufriedene Patientinnen und eine effizient ausgelastete Praxis.
image
Suchresultat-Seite von Medicosearch
Inzwischen gibt es diverse Ärzte-Buchungs- und Bewertungs-Portale – aber am Ende wird sich wohl eines oder zwei durchsetzen. Warum Medicosearch?
Wir sind der einzige Anbieter, der eine voll integrierte Online-Terminvergabe anbietet; wir lesen freie Termine in Echtzeit aus der Praxisagenda und stellen diese online für Patienten dar. Buchungsanfragen werden direkt an die Praxis übergeben und elektronisch in der Agenda eingetragen. Diesen Prozess haben wir zusammen mit Ärzten, Zahnärzten und den grössten Softwareanbietern entwickelt und auf die Bedürfnisse von Praxen und Patienten ausgerichtet.
Bald startet ein neuer Anbieter in der Schweiz: Doctena aus den Benelux-Staaten. Dort können die Patienten zwar Termine buchen, der sie können die Praxis nicht bewerten. Das finden viele Ärzte wohl besser.
Medicosearch stellt es jedem Arzt frei, ob er Feedback von Patienten zulässt oder diese Funktion deaktiviert. Wir beobachten jedoch, dass immer mehr Ärzte «fairen» Bewertungen gegenüber aufgeschlossen sind und diese sogar aktiv fördern. Bewertungen helfen Patienten bei der Wahl und leisten einen entscheidenden Beitrag, dass der Arzt im Internet besser gefunden wird.
Was erwarten Sie: Wie wird die Situation in fünf Jahren sein? Welche Angebote haben sich durchgesetzt?
In 5 Jahren wird jeder dritte Arzttermin online gebucht. Dabei wird sich jenes Angebot durchsetzen, welches dem Arzt, der Praxis sowie dem Patienten den grössten Nutzen bringt.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Frankreichs Hausärzte gehen auf die Strasse

Statt 25 Euro pro Konsultation wollen französische Hausärzte künftig das Doppelte. Sind sie geldgierig oder arbeiten sie zu einem Hungerlohn?

image

Bund prüft weitere Senkung der Labortarife

Nach der Senkung der Laborpreise arbeitet das Bundesamt für Gesundheit (BAG) weiter an der Neutarifierung.

image

Das Rennen ums beste E-Rezept

Nachdem sich Onlinedoctor letzte Woche für das erste E-Rezept gerühmt hat, zeigt sich: Auch andere Anbieter haben E-Rezepte – einfach ein bisschen anders.

image

Keine freie Apothekenwahl bei neuen E-Rezepten

Das Teledermatologie-Unternehmen Onlinedoctor stellt neu elektronische Rezepte aus. Diese lassen derzeit aber noch keine freie Apothekenwahl zu.

image

So sieht eine Kinderpraxis mit Design-Preis aus

Eine Solothurner Arztpraxis hat den renommierten Designpreis «Red-Dot-Award» erhalten. Medinside zeigt, wie die preisgekrönte Gestaltung aussieht.

image

Drei Fragen an...die FMH-Präsidentin Yvonne Gilli

Yvonne Gilli möchte sich ihre ärztliche Freiheit nicht mit noch mehr Gesetzen einschränken lassen. Als FMH-Präsidentin könne sie Gegensteuer geben, hofft sie.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.