«Herzchirurgie Nordwestschweiz»: Wer ist günstiger? Wer ist besser?

Das Kantonsspital Aarau will einen Leistungsauftrag für Herzchirurgie – in Teamwork mit dem USB. Der bisherige KSA-Partner Hirslanden indes will seine heutige Position halten. Und äussert Zweifel, dass ein weiterer Player im Aargau Sinn macht.

, 24. September 2018 um 16:56
image
Das Universitätsspital Basel hat am Montag bestätigt, dass es eine Partnerschaft mit dem Kantonsspital Aarau in der Herzchirurgie anstrebt. Ab 2020 will das KSA die Partnerschaft mit der Hirslanden-Klinik Aarau auflösen und gemeinsam mit dem USB den Leistungsauftrag Herzchirurgie erfüllen.
Eine Überlegung dabei: Das Kantonsspital würde damit eine Behandlung für Herzpatienten aus einer Hand, an einem Ort und während 24 Stunden sichern. Heute noch müssen rund 300 KSA-Patienten für Eingriffe am Herzen das Spital wechseln: Sie werden zum Team von Thierry Carrel und Lars Englburger in der örtlichen Hirslanden-Klinik verlegt.

Besser ausgelastete OP's

Das USB wiederum, das einzige Spital für herzchirurgische Eingriffe in der Region Basel, nimmt bereits Notfallpatienten überregional aus der Nordwestschweiz auf. Im Hintergrund des geplanten Teamwork steht auch, dass KSA und USB schon seit Jahren eine strategische Kooperation pflegen. Nun aber, so die Mitteilung des USB, werde «die Gesundheitsregion Nordwestschweiz mit der „Herzchirurgie NordWest“ weiter gestärkt».
Das KSA will durch den Wechsel auch den betriebswirtschaftliche Erfolg steigern. Konkret könnten im neuen Modell die Operationssäle des KSA besser ausgelastet werden: Dies erklärte KSA-Direktor Robert Rhiner gegenüber Radio SRF.

«Kein Bedarf»

Hirslanden wiederum zeigt sich doch konsterniert über den Schwenker der Aarauer: «Wir sind überrascht von der kurzfristigen Ankündigung und bedauern den Entscheid des KSA, die hervorragende Zusammenarbeit der letzten vier Jahre zu beenden», so eine Statement der Privatklinik-Gruppe. «Die Hirslanden Klinik Aarau erbringt die Herzchirurgie für den Aargau (und darüber hinaus) seit 1992 zur vollsten Zufriedenheit des Kantons sowie der Patienten und gedenkt dies auch in Zukunft zu tun. Es besteht kein Bedarf für eine zusätzliche Herzchirurgie im Kanton.»
Mit anderen Worten: Hirslanden will den Leistungsauftrag behalten – und wendet sich zugleich dagegen, dass das öffentliche Spital ebenfalls einen erhalten soll.

Tiefere Base Rate bei Hirslanden

Der kantonale Entscheid soll im Juni 2019 fallen. Man entscheide nach objektiven Kriterien, sagte Barbara Hürlimann, die Leiterin der Aargauer Abteilung Gesundheit zu Radio SRF. Dabei spiele es keine Rolle, dass der Kanton Eigentümer des KSA ist. Ausschlaggebend seien alleine die Qualität, die Patientenbedürfnisse und der Preis ausschlaggebend.
Das Kriterium Preis spreche derzeit für Hirslanden, so Hürlimann weiter. «Aktuell ist der Basistarif der Hirslanden-Klinik tiefer.» Das Bewerbungsverfahren läuft bis im November. Erst dann ist klar, wer im Kanton Aargau künftig Herzen operieren darf.
Heute werden die KSA-Patienten an die Herzchirurgie in der Hirslanden-Klinik Aarau überwiesen, wo die Disziplin unter der Leitung der Inselspital-Chefärzte Thierry Carrel und Lars Englberger steht. Diese Kooperation zwischen Kantonsspital und Privatklinik war erst im Frühjahr 2014 begonnen worden.
Das Modell habe gut funktioniert, bestätigte KSA-Direktor Rhiner in der «NZZ am Sonntag», aber man wolle die Herzchirurgie künftig «im eigenen Haus und aus einer Hand anbieten».
Kardiologie und Herzchirurgie würden immer enger zusammenwachsen, so ein Argument – und in der Kardiologie sei das Kantonsspital Aarau schon heute führend. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Hirslanden: Umbau an der Spitze – näher zu den Regionen

Hirslanden-Zürich-Direktor Marco Gugolz zieht als Regional Operations Executive in die Konzernleitung ein.

image

Was geschieht mit dem Spital Thusis?

Die Stiftung Gesundheit Mittelbünden sucht Wege aus der finanziellen Krise – beraten von PwC. Ein Entscheid soll im Herbst fallen.

image

CSEB: «Herausfordernd, aber zufriedenstellend»

Trotz roten Zahlen und leicht rückläufigen Patientenzahlen gibt sich das Center da sandà Engiadina Bassa optimistisch.

image

Spital STS: Hohe Patientenzahlen bewahren nicht vor Verlust

Sowohl stationär als auch ambulant gab es bei der Spitalgruppe Simmental-Thun-Saanenland 2023 einen Zuwachs.

image

Spital Lachen bricht Neubau-Projekt ab

Nun soll saniert statt neu gebaut werden – aus finanziellen Gründen, aber auch wegen der Flexibilität.

image

Spitalzentrum Biel: Sehr rote Zahlen wegen Sonderabschreiber

Andererseits war 2023 ein Wachstumsjahr für die SZB-Gruppe, es gab einen Rekordwert bei den Patientenzahlen. Und die dynamische Entwicklung setze sich 2024 fort.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.