Ein Assistenzarzt, der zu seinem Burnout steht

Das welsche Fernsehen thematisiert die Überlastung der Jungmediziner – und zeigt auf, was das Genfer Unispital HUG dagegen tut.

, 11. März 2016 um 10:05
image
«RTS Info», die Halb-Acht-«Tagesschau» des welschen Fernsehens, machte gestern die Assistenzärzte zum Thema. Genauer: Ihre Belastung am Genfer Universitätsspital HUG – und was das Haus dagegen tut.

  • Hier können Sie den Beitrag sehen.

Im Zentrum des Films steht Yves Monnin, ein Assistenzarzt, der in seiner Arbeitsbelastung depressiv wurde, am Ende ein Burnout erlitt – und nun auch öffentlich dazu steht (was bekanntlich kaum vorkommt). 

Niemals fertig, niemals genug

Nachdem er zweieinhalb Monate krankgeschrieben war, hat er seine Arbeit inzwischen wieder aufgenommen – in einem 50-Prozent-Pensum. 
Zur Deutung seiner Erkrankung verweist Monnin auf die Arbeitsüberlastung an sich, auf den administrativen Aufwand. Dies drückte sich auch in repetitiven Arbeiten aus – sowie in einem Gefühl, die Arbeit niemals bewältigen zu können und zugleich nicht genügend da zu sein für seine Patienten.
image
«Extreme Erschöpfungszustände»: HUG-Arzt Monnin (RTS)
Die Hopitaux Universitaires de Genève gehen inzwischen das Problem an – es soll ab dem ersten Arbeitstag ein Thema sein: Die jungen Ärzte werden sensibilisiert, es gibt ein Begleitprogramm, und zum Angebot gehören Entspannungs-Sitzungen unter Leitung einer Psychologin.
Die Mediziner werden dabei aktiv ermutigt, Hilfe zu suchen, wenn der Druck zu gross wird. Denn in Genf ist es wie anderswo: Die wenigsten wagen es, die eigene Überlastung einzugestehen. 
«Der Mythos des allmächtigen Arztes» müsse gebrochen werden, sagt Chantal Bonfillon im RTS-Beitrag; sie ist an den HUG für die Gesundheit des Personals zuständig. 
Die Mentalität der Ärzte lässt sich übrigens mit einer einfachen Statistik greifen: Am Unispital liegt die durchschnittliche Abwesenheitsquote bei 7,3 Prozent – bei den Ärzten beträgt die Rate nur 4,4 Prozent. Da beissen sich offenbar einige durch…


Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Todesfall vor geschlossener Notaufnahme: Ermittlungen eingestellt

Im Jahr 2020 verstarb eine Person vor der Notaufnahme des Freiburger Spitals in Tafers, die zu war. Doch selbst bei geöffneter Station hätte das medizinische Team die Patientin nicht retten können.

image

Das ist der neue Chefarzt der Berner Herzchirurgie

Alexander Kadner, langjähriger Kaderarzt der Insel Gruppe, wird neuer Chefarzt an der Berner Universitätsklinik für Herzchirurgie.

image

Solothurner Spitäler müssen neuen CEO suchen

Die Solothurner Spitäler stehen vor der Aufgabe, einen neuen CEO zu finden. Martin Häusermann beabsichtigt, im nächsten Jahr von seinem Amt zurückzutreten.

image

Swiss Medical Network: Eigentümer im Visier der Börsenaufsicht

Die Schweizer Börse hat eine Untersuchung gegen die Beteiligungsgesellschaft Aevis Victoria eröffnet, zu der auch die Privatklinik-Gruppe Swiss Medical Network gehört. Es geht um börsenkursrelevante Tatsachen.

image

«Gewalt findet oft unter dem Radar statt»

Eine Umfrage von Medinside zeigt: verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern nimmt weiter zu, Zahlen werden jedoch kaum erfasst.

image

Saanen plant Luxusklinik mit Hausärzten

Neben dem Nobelkurort Gstaad könnte eine Privatklinik mit Spitzenmedizin für Gutbetuchte entstehen. Samt einer Hausarztpraxis für Einheimische.

Vom gleichen Autor

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.

image

Deutschland: Investment-Firmen schlucken hunderte Arztpraxen

Medizin wird zur Spielwiese für internationale Fonds-Gesellschaften. Ärzte fürchten, dass sie zu Zulieferern degradiert werden.