Effizienzprobleme zwischen öffentlichem und privatem Spitalwesen

Wenn Ärzte im öffentlichen und zugleich im privaten Sektor arbeiten, führt das zu einem ineffizienten System und zu längeren Wartelisten. Dies zumindest besagt eine Studie aus Australien.

, 5. September 2016 um 07:51
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Auch in Australien können Mediziner ihre klinische Praxiszeit zwischen öffentlichen Krankenhäusern und privaten Kliniken aufteilen. Neue Daten zeigen nun, dass viele Ärzte den grössten Teil ihrer Zeit mit Privatpatienten verbringen.
Und das wiederum führe zu Effizienzproblemen und bei den Patienten für längere Wartezeiten, wie die Analyse in den Fachgebieten orthopädische Chirurgie, HNO, Augenheilkunde, Kardiologie, Neurologie, Nephrologie, Gastroenterologie und Rheumatologie ergab. 
Vor allem die Chirurgen verbringen laut der im Fachmagazin «Australian Health Review» veröffentlichten Studie im Schnitt weniger als 30 Prozent ihrer Zeit im öffentlichen Sektor.
Gary L. Freed, Erin Turbitt, Amy Allen: «Public or private care: where do specialists spend their time?», in: «Australian Health Review», 5. September 2016

Politik muss handeln 

Studienautor Gary L. Freed, Medizin-Professor an der Universität in Melbourne, sieht die Politik in der Pflicht. «Die Regierung muss mehr staatliche Anreize in Betracht ziehen, um Spezialisten für kontinuierliche Arbeit im öffentlichen Spitalwesen zu gewinnen». Es herrsche zudem ein Mangel an klaren Richtlinien über die Höhe der Arbeitszeit für Ärzte in beiden Systemen.
75'000 Franken weniger Honorar 
In Australien arbeiten 50 Prozent der Spezialisten in beiden Sektoren, ein Drittel nur in öffentlichen Spitälern und knapp 20 Prozent nur in Privatkliniken. Ärzte, die ausschliesslich im privaten System arbeiten, verdienen etwa 30 Prozent mehr als Mediziner, die lediglich in öffentlichen Krankenhäusern arbeiten. Dies ergibt schnell mal eine Differenz von mehr als umgerechnet 75'000 Franken pro Jahr.
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