Der Mann, der sein Gedächtnis bei einer Wurzelbehandlung verlor
Der Fall stellt die Mediziner seit über einem Jahrzehnt vor ein Rätsel, jetzt wurde er deshalb publiziert: Vielleicht finden andere Ärzte Erklärungen für diesen wiederkehrenden Erinnerungs-Verlust.
, 20. Juli 2015 um 13:07
Gerald H. Burgess, Bhanu Chadalavadab, «Profound anterograde amnesia following routine anesthetic and dental procedure», in: «Neurocase», Mai 2015
Verletzungen wurden keine festgestellt
- Ein erster Verdacht richtete sich gegen die Anästhesie, und man suchte, ob es als Folge davon zu Hirnblutungen gekommen sei – doch es wurden keine gefunden.
- Sehr naheliegend schien es, dass man es hier mit einer anterograden Amnesie zu tun hat. Also einer Unfähigkeit, neue Erinnerungsinhalte zu schaffen, wie man sie beispielsweise auch von Alzheimer-Patienten kennt. Doch die Hirnregionen, die bei dieser Erkrankung normalerweise betroffen sind, erscheinen bei WO völlig unauffällig. Auch passen die Symptome in einigen Details nicht recht zu den üblichen Mustern der anterograden Amnesie.
- Hat man es also mit einem klassischen psychologischen Problem zu tun? Immerhin gibt es Fälle von Gedächtnisverlusten nach traumatischen Erfahrungen. Aber eine zahnärztliche Behandlung mit dem Methoden des Jahres 2005 erscheint doch nicht allzu traumatisierend – und vor allem betraf das Ereignis einen Soldaten, bei dem das britische Militär zuvor keine psychologischen Auffälligkeiten festgestellt hatte und der dort für eine Offizierslaufbahn vorgesehen gewesen war.
- Das Problem könnte also irgendwo bei der Neubildung der Synapsen liegen, oder genauer: Beim metabolischen Prozess, der bei der Umformung der Synapsen im Rahmen von Gedächtnisprozessen geschieht. Völlig unklar wäre aber auch dann, weshalb so etwas durch eine zahnärztliche Allerwelts-Behandlung ausgelöst werden kann.
Artikel teilen
Loading
Comment
2 x pro Woche
Ameos schliesst mehrere Praxen
Warum die Privatklinikgruppe gleich mehrere Standorte in der Schweiz schliesst, bleibt unklar.
Gibt es bald Therapiebänkli in Zürich?
Wer sich auf ein öffentliches Therapie-Bänkli setzt, soll in Zürich bald therapeutische Hilfe bekommen. Die Idee stammt aus Zimbabwe.
Ecstasy-Wirkstoff hilft gegen PTBS
Eine aktuelle Studie zeigt: Der Ecstasy-Wirkstoff MDMA erhöht den Therapieerfolg bei Patienten mit einer Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) deutlich.
So können Drogen-Pilze gegen Depressionen helfen
Eine Universitätsklinik experimentiert mit Substanzen von psychoaktiven Pilzen. Und sie hat Erfolg damit.
230 Mal Hinweise auf Verschwörungserzählungen
Die psychiatrische Klinik Clienia arbeitet ihre Fehler auf. Es zeigt sich: Die Therapie mit Verschwörungserzählungen war gang und gäbe.
IPW: Neue Gesichter in der Führungsetage
In der Führungscrew der Integrierten Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland stehen wichtige personelle Veränderungen an.
Vom gleichen Autor
Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung
Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.
Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding
Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.
Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?
Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.