Der erste Cyborg: Dieses Wesen lebt im Licht

Was Sie hier schwimmen sehen, ist ein Fisch, der aus den Zellen von Ratten geschaffen wurde. Und mit einem Skelett aus Gold.

, 8. Juli 2016 um 16:25
image
  • trends
  • forschung
Halb Lebewesen, halb Roboter – für das, was jetzt an der Harvard University präsentiert wurde, gibt es längst einen Science-Fiction-Begriff: Es ist ein Cyborg. Geschaffen wurde das Wesen aus 200'000 Rattenzellen, oder genauer: Es waren Zellen aus den Herzen von Ratten. 
Zugleich hat es in seinem Inneren ein Skelett (oder Gerüst?) aus Gold, welches mit einem biegsamen Polymer überzogen wurde. 
Der Cyborg hat die Form eines Rochens, etwa die Grösse einer 20-Rappen-Münze, und er folgt dem Licht.
Aber lebt er? Jedenfalls bewegt er sich. Die Wissenschaftler um den Bioengineering-Professor Kevin Kit Parker veränderten die Rattenzellen genetisch so, dass diese auf Licht reagieren: Sobald die Strahlen einsetzen, ziehen sich die Muskelzellen zusammen – die Rochenflügel senken sich ab; die Gegenbewegung erfolgt über das Gold-Skelett: Es speichert etwas von der Energie und setzt sie wieder frei, sobald sich die Zellen wieder entspannen. Nun wird es möglich, das Mischwesen durch Lichtsteuerung zu bewegen.

Am Ende geht es auch hier um die medizinische Forschung. Das Wesen entstand am (vom Schweizer Medtech-Pionier Hansjörg Wyss gegründeten) Wyss Institute der Universität Harvard und könnte dereinst der Medizinaltechnik und der medizinischen Entwicklung dienen. 
Denn einerseits geht es um die Frage, wie sich – zunehmend komplexe – Roboter aus lebenden Zellen bilden und dann am Leben erhalten lassen. Vor allem aber erforscht Kevin Kit Parker die Mechanismen von muskulären Pumpen im allgemeinen und Herzerkrankungen im Besonderen. «Mein wahres Interesse ist es, ein neues Herz zu erschaffen», sagt der Biotech-Professor im «New Scientist».
.
Siehe auch:

  • «This Cyborg Stingray Is the Coolest Thing You'll See All Day», in: «Gizmondo».
  • «Watch a cyborg stingray made of rat heart cells swim using light», in: «New Scientist»

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

«Von einer grossen Abwanderung ist wenig zu sehen»

Zwei Monate in einem US-Spitzenlabor: Der Schweizer Medizinstudent und Journalist Simon Maurer hospitiert an der U-Penn. Im Interview erzählt er von politischen Eingriffen in die Wissenschaft – und Einsamkeit im Alltag.

image

SAMW: Neue Mitglieder für den Senat

Der Senat der Akademie der Medizinischen Wissenschaften hat neun Personen aufgenommen – darunter acht Frauen. Ein starkes Signal für die Sichtbarkeit von Forscherinnen und Förderinnen der Medizin.

image

US-Fernsehen rückt Schweizer Neuro-Forschung ins Rampenlicht

Mit Hirn- und Rückenmarkimplantaten verschafft ein Team von EPFL und CHUV Querschnittgelähmten etwas Bewegungsfreiheit und viel Hoffnung: Jocelyne Bloch und Grégoire Courtine erregen damit zunehmend internationales Aufsehen.

image

Lebendige Hautmodelle aus dem 3D-Drucker

Die Empa entwickelt eine 3D-gedruckte Haut aus Fischgelatine: Das Hydrogel eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung und Behandlung von Hautkrankheiten.

image

USA kappen Medizin-Forschung: Schweiz verliert Zugang zu NIH-Millionen

Die National Institutes of Health legen ihre internationale Förderung weitgehend auf Eis. Dies trifft Dutzende Organisationen auch hier.

image

Ausgezeichnetes Schweizer Design für Laborgeräte

Drei Laborgeräte, die in der Schweiz gestaltet worden sind, haben die renommierte Design-Auszeichnung «Red Dot Award» 2025 gewonnen.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.