Halb Lebewesen, halb Roboter – für das, was jetzt an der Harvard University präsentiert wurde, gibt es längst einen Science-Fiction-Begriff: Es ist ein
Cyborg. Geschaffen wurde das Wesen aus 200'000 Rattenzellen, oder genauer: Es waren Zellen aus den Herzen von Ratten.
Zugleich hat es in seinem Inneren ein Skelett (oder Gerüst?) aus Gold, welches mit einem biegsamen Polymer überzogen wurde.
Der Cyborg hat die Form eines Rochens, etwa die Grösse einer 20-Rappen-Münze, und er folgt dem Licht.
Aber lebt er? Jedenfalls bewegt er sich. Die Wissenschaftler um den Bioengineering-Professor
Kevin Kit Parker veränderten die Rattenzellen genetisch so, dass diese auf Licht reagieren: Sobald die Strahlen einsetzen, ziehen sich die Muskelzellen zusammen – die Rochenflügel senken sich ab; die Gegenbewegung erfolgt über das Gold-Skelett: Es speichert etwas von der Energie und setzt sie wieder frei, sobald sich die Zellen wieder entspannen. Nun wird es möglich, das Mischwesen durch Lichtsteuerung zu bewegen.
Am Ende geht es auch hier um die medizinische Forschung. Das Wesen entstand am (vom Schweizer Medtech-Pionier Hansjörg Wyss gegründeten)
Wyss Institute der Universität Harvard und könnte dereinst der Medizinaltechnik und der medizinischen Entwicklung dienen.
Denn einerseits geht es um die Frage, wie sich – zunehmend komplexe – Roboter aus lebenden Zellen bilden und dann am Leben erhalten lassen. Vor allem aber erforscht Kevin Kit Parker die Mechanismen von muskulären Pumpen im allgemeinen und Herzerkrankungen im Besonderen. «Mein wahres Interesse ist es, ein neues Herz zu erschaffen», sagt der Biotech-Professor im «New Scientist».
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Siehe auch:
- «This Cyborg Stingray Is the Coolest Thing You'll See All Day», in: «Gizmondo».
- «Watch a cyborg stingray made of rat heart cells swim using light», in: «New Scientist»