Das Affenpockenvirus greift (in den Medien) um sich

Kaum eine Zeitung, die am Dienstag nicht über die Verbreitung des Affenpockenvirus berichtet. Der Tenor: Beunruhigt Ja. Panik Nein.

, 24. Mai 2022 um 06:04
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  • urs martin
«Affenpocken ab S. 5ff». Knapper könnte der Twitter-Eintrag vom Thurgauer Gesundheitsdirektor Urs Martin nicht sein. Und dort steht ab Seite 5 des angehängten Dokuments, dass Affenpocken eine Mortalitätsrate von 11 Prozent aufweist. In der Kolonne Übertragungswege steht (B) (C) E*. Vorkommen ist in Zentral- und Westafrika. Das reale Risiko in der Schweiz ist gering. In der Kolonne Prophylaxe steht Nein. Und als Schutzmassnahme bieten sich Kontakt- und Tröpfchenisolation an.
«Der geltende Thurgauer Pandemieplan ist nicht nur Covid-aktuell, er hat auch Affenpocken enthalten», schreibt Urs Martin in einem anderen Tweet. Der Regierungsrat des Kantons Thurgau hat den Pandemieplan Thurgau per 1. Januar 2022 in Kraft gesetzt. Laut Medienmitteilung vom 16. Dezember 2021 ist er schweizweit der erste, der die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) umsetzt.
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Covid-aktuell mag er sein, doch Affenpocken-aktuell ist er nicht. Das Vorkommen ist nicht auf Zentral- und Westafrika beschränkt. Mehr als hundert bestätigte und fast ebenso viele Verdachtsfälle von Affenpockenviren aus vierzehn Ländern sind gemeldet worden, darunter auch die Schweiz.
Die Berner Gesundheitsdirektion bestätigte im Schweizer Fernsehen, dass sich eine Person mit Krankheitssymptomen zur Untersuchung ins Spital begeben habe. Ein spezialisiertes Labor in Genf habe darauf das Affenpockenvirus nachgewiesen.
Bekannt ist das Affenpockenvirus seit 1958. In Afrika wurden wiederholt Fälle registriert, bei denen das Virus von Wildtieren auf Menschen übergesprungen war. Noch nie gab es aber so viele Fälle ausserhalb Afrikas. Laut NZZ sind bereits mehr Infizierte in Europa und Nordamerika gemeldet worden, als seit 1970 zuvor ausserhalb Afrikas entdeckt worden waren. 

Das schreiben Medien zu Affenpocken

«Die Affenpocken sind nicht Covid-19» (Tages-Anzeiger)
«Die Affenpocken sind nicht Aids» (NZZ)
«Kinderärzte sehen keine grösseren Gefahren durch Affenpocken» (Nau)
«Alles was du über das neue Virus wissen musst» (Bajour)
«Für Kontaktpersonen: USA bereiten Impfungen gegen Affenpocken vor» (Blick)
«Über 90 Fälle weltweit: Affenpocken verunsichern Bevölkerung – Experten mahnen zur Ruhe» (20 Minuten)
«Affenpocken: keine neue Epidemie» (Wiener-Zeitung)
«Affenpocken sind eine milde Erkrankung» (Vorarlberger Tageszeitung)

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