Bund kauft weitere drei Millionen Impfdosen

Die Schweiz verdoppelt die Bestellmenge des mRNA-Impfstoffes von Pfizer/Biontech. Die zusätzlichen Impfdosen sollen ab April geliefert werden – eine Übersicht.

, 10. März 2021 um 10:26
image
Der Bund verfolgt das optimistische Ziel, alle Freiwilligen bis im Sommer zu impfen. Eines vorweg: Nachdem das Vorhaben aufgrund des Impfstoff-Mangels gegen Sars-CoV-2 in der Schweiz ins Stocken geraten ist, wurde gestern an der Medienkonferenz des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) mit guten Nachrichten Hoffnung gemacht: 
Rund 1'300'000 Impfdosen, mehr als erwartet, sind laut Nora Kronig, Vizedirektorin BAG, im März eingetroffen. Mehr als 950'000 Dosen seien verabreicht worden. Somit seien 332'000 sind in der Schweiz zwei Mal geimpft: sprich 3,9 Prozent. Nun sollen im zweiten grosse Mengen Impfstoff geliefert werden. So sollen wie geplant, alle die es wollen, bis Ende Juni geimpft werden können. 

Pfizer/Biontech im Rennen

Neulich wurde darüber spekuliert, ob der vektorbasierte Impfstoff von Johnson & Johnson im März die Zulassung von Swissmedic erhält. Dies, obschon der Bund noch keinen Vertrag mit dem US-Hersteller hat. Jetzt gibt das BAG bekannt, dass ein weiterer Vertrag mit Pfizer/Biotech über weitere drei drei Millionen Impfdosen abgeschlossen wurde. Damit wird der Schweiz insgesamt sechs Millionen des amerikanisch-deutschen Herstellers zur Verfügung haben. Diese zusätzlichen Impfdosen sollen ab April schrittweise in die Schweiz geliefert werden. 

Leere Versprechen?

Bisher hat sich Pfizer/Biontech nicht an seine Impfstoffproduktion- und Liefer-Versprechen halten können. Deshalb prüft der Bund weiterhin unterschiedliche Impfstofftechnologien und ist mit verschiedenen Impfstoffherstellern im Gespräch, ist dem Communiqué zu entnehmen. Sicher ist, dass die Schweiz derzeit auch mit Moderna insbesondere auf mRNA-Impfstoffe setzt. Der Wirkstoff von Pfizer/Biontech soll eine Wirksamkeit von 95 Prozent haben. Laut israelischen Studien soll das Vakzin sogar die Verbreitung des Coronavirus verhindern. 

Schweiz unterstützt schwächere Länder

Wie Medinside berichtete, hat der Bund mit fünf Impfstoffherstellern Verträge abgeschlossen. Eine Übersicht befindet sich hier unten. Damit sollen auch bei Lieferschwierigkeiten genügend Impfdosen eines zugelassenen Impfstoffs zur Verfügung stehen. Weiter teilt das BAG mit, dass sich die Schweiz an der internationalen Covax-Initiative beteiligt, um dadurch Zugang zu Impfstoffen für bis zu 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung zu erhalten. Gleichzeitig unterstütze die Schweiz damit wirtschaftlich schwächere Länder, die mit der Covax-Initiative einen Zugang zu Covid-19-Impfstoffen erhalten sollen.

Das sind die Schweizer Impfstoffe

Der Bund hat bisher mit fünf Impfstoffherstellern Verträge abgeschlossen. Sobald ein Impfstoff von Swissmedic zugelassen ist, erhält die Schweiz aufgrund des Vertrages die Anzahl reservierter Impfdosen. Die Impfstoffhersteller liefern die reservierten Impfdosen gestaffelt über mehrere Monate in die Schweiz. Die Impfdosen stehen somit zu Beginn nur in begrenzter Anzahl zur Verfügung. Ein Überblick:

Zugelassene Impfstoffe

Pfizer/Biontech
  1. Zulassung: 19. Dezember 2020
  2. Herkunft der Herstellerfirma: USA und Deutschland
  3. Impfstoff-Typ: mRNA-Impfstoff
  4. Dosierung: zwei Impfdosen
  5. Wirksamkeit: 95 prozentiger Schutz vor einer Erkrankung
  6. Alterszulassung: ab 16 Jahren
  7. Bestellmenge: 6 Millionen Impfdosen; der Bund bestellte mit einem ersten Vertrag im letzten Jahr 3 Millionen, mit einem zweiten im März 2021 weitere drei Millionen. 

Moderna

  1. Impfstoffname: COVID-19 Vaccine Moderna®
  2. Zulassung: 12. Januar 2021
  3. Herkunft der Herstellerfirma: USA
  4. Impfstofftyp: mRNA-Impfstoff
  5. Dosierung: zwei Impfdosen
  6. Wirksamkeit: 94 prozentiger Schutz vor einer Erkrankung
  7. Alterszulassung: ab 18 Jahren
  8. Bestellmenge: 13,5 Millionen Impfdosen: Die Schweiz bestellte zuerst 7,5 Millionen Impfdosen; mit einem zweiten Vertrag wurde der Zugang zu weiteren 6 Millionen Impfdosen gesichert.
Hier erfahren Sie, wie eine mRNA-Impfstoff funktioniert.

Impfstoffe im Zulassungsverfahren

AstraZeneca

  1. Impfstoffname: offen
  2. Zulassung: Im Zulassungsverfahren bei Swissmedic
  3. Herkunft der Herstellerfirma: Grossbritannien
  4. Impfstofftyp: vektorbasierter Impfstoff
  5. Dosierung: offen
  6. Wirksamkeit: Studien finden statt
  7. Alterszulassung: offen
  8. Bestellmenge: 5,3 Millionen Impfdosen
Hier erfahren Sie, wie ein Vektorimpfstoff funktioniert.

Impfstoffe in der Entwicklung

Curevac

  1. Impfstoffname: offen
  2. Zulassung: offen
  3. Herkunft der Herstellerfirma: Deutschland
  4. Impfstofftyp: mRNA-Impfstoff
  5. Dosierung: zwei Impfdosen
  6. Wirksamkeit: Studien finden statt
  7. Alterszulassung: offen
  8. Bestellmenge: 5 Millionen Impfdosen

Novavax

  1. Impfstoffname: offen
  2. Zulassung: offen
  3. Herkunft der Herstellerfirma: USA
  4. Impfstofftyp: proteinbasierter Impfstoff
  5. Dosierung: zwei Impfdosen
  6. Wirksamkeit: Studien finden statt
  7. Alterszulassung: offen
  8. Bestellmenge: 6 Millionen Impfdosen

Quelle: BAG
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zu Besuch bei Viktor-Gewinnerin Chantal Britt

Seit vier Jahren leidet die Präsidentin von Long-Covid-Schweiz unter postviralen Beschwerden. Was sie am meisten stört: Dass die Krankheit nicht ernsthaft erforscht wird.

image

«Hört auf mit dem Begriff ‚Long Covid‘»

Natürlich gibt es das Syndrom. Aber laut einer neuen Studie unterscheidet es sich nicht von anderen postviralen Leiden.

image

«Professionelle Dolmetschdienste sind übertrieben»

Der Nationalrat will nichts wissen von einer einheitlichen Vergütungspflicht für Dolmetscherdienste im Gesundheitsbereich. Auch dank Digitalisierung und KI sei dies nicht nötig.

image

Pflegeheim: Welcher Wohnsitz gilt?

Der Nationalrat will, dass Bewohner eines Pflegeheims beim Heimeintritt wählen können, ob sie den Steuersitz verlegen oder den alten behalten können.

image

«Die Tarifpartnerschaft ist nicht ebenbürtig»

Der umstrittene Tarifeingriff in der Physiobranche ist noch nicht in Kraft. Lange will die Gesundheitsministerin aber nicht mehr warten.

image

Krebsmedikamente haben Gewinnmarge von 85 Prozent

Ein altes Anliegen ist erneut im Parlament: die horrenden Kosten für Krebsmedikamente.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.