Erstmals wurde im
Spital- und Klinik-Barometer des Spitalverbands H+ das Informationsverhalten der Schweizerinnen und Schweizer abgefragt. Es zeigt, dass mehr als drei Viertel darauf vertrauen, vom Arzt an die für sie geeignetste Insitution überwiesen zu werden. Die Mehrheit (64 Prozent) fühlt sich aber auch in der Lage, dies selber am besten beurteilen zu können.
Internetrecherche sekundär
56 Prozent informieren sich bei jeder Behandlung über den Arzt oder das Spital. Erst eine Minderheit (41 Prozent) tut dies aber übers Internet. Und wenn, dann mit mässigem Erfolg: Mehr als die Hälfte der Befragten finden nicht immer das Gesuchte. Alles in allem finden es wenige problematisch, wenn Spitäler und Kliniken für sich Werbung machen.
«Die Ergebnisse weisen auf eine generelle Emanzipierung der Patienten hin, die immer souveräner entscheiden wollen, was wer wie behandeln soll», sagt
Bernhard Wegmüller, Direktor von H+. Der Informationswunsch sei vor allem bei der jüngeren Generation ausgeprägt.
Freie Arzt- und Spitalwahl wichtig
Wie im Vorjahr sind fast sämtliche Befragten der Meinung, dass die Schweiz genügend Ärztinnen und Ärzte ausbilden soll. 93 Prozent erwarten, dass das Spitalpersonal ihre Sprache spricht. Zudem bleibt die freie Arzt- und Spitalwahl ein hohes Gut, auf das neun von zehn Befragten nicht verzichten wollen.
Dezentralisierung wird hinterfragt
Im Vergleich zum Vorjahr wächst der Wunsch, hochspezialisierte Behandlungen auf Zentren zu konzentrieren. Der Gedanke, dass jede Region ihr Spital haben soll, ist mit 67 Prozent Zustimmung noch vorherrschend, aber die Unterstützung ist deutlich gesunken.
Analog dazu steigt die Bereitschaft, für planbare Eingriffe und Behandlungen auch weitere Wege auf sich zu nehmen. Für 71 Prozent der Befragten muss bei Notfällen das Spital innerhalb von 15 Minuten erreichbar sein. Bei wiederkehrenden Behandlungen halten 35 Prozent eine halbe Stunde und 28 Prozent eine Dreiviertelstunde für akzeptabel.
Es bleibt jedoch dabei, dass Qualitätskriterien aus Sicht der Befragten wichtiger sind als die Nähe der medizinischen Einrichtung. Ebenso sind «weiche» Faktoren wie Restauration und Hotellerie zwar wichtig, aber nicht sehr wichtig.
Weniger Ausgaben
Die Stimmberechtigten würden mehrheitlich allen Bereichen des Spitalwesens gleich viele Finanzen wie bisher zur Verfügung stellen wollen. Allerdings wächst der Wunsch nach einer Ausgabenreduktion. Am ehesten würde man der Kinder- und Altersmedizin, den Rehabilitationskliniken und den Universitätsspitälern mehr Geld zur Verfügung stellen, dafür den Spezialärzten in Praxen sowie den psychiatrischen Kliniken die Finanzen kürzen.
Sorge vor Qualitätsabbau
Die Sorge vor einem Qualitätsabbau ist weit verbreitet. 59 Prozent der Befragten gaben an, sie befürchten, dass der steigende Kostendruck in einen Abbau von Qualität mündet. Gleichzeitig ist nur eine Minderheit von noch 41 Prozent der Meinung, dass hohe Qualität hohe Gesundheitskosten rechtfertige.
Schweizer fühlen sich gesund
Insgesamt fühlten sich die Befragten gesund, tendenziell sogar gesünder als 2014. Über ein Viertel bezeichnet die eigene Gesundheit als sehr gut. Insgesamt waren 58 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr in einer medizinischen Einrichtung zur Behandlung oder Kontrolle.
Die Spital- oder Klinikaufenthalte gingen um 15 Prozent zurück auf 11 Prozent. Die Qualität der Deutschschweizer Spitäler wird besser bewertet als die der Westschweiz und der italienischen Schweiz.
Spital- und Klinik-Barometer 2015 von H+
Die Ergebnisse des Spital- und Klinik-Barometers 2015 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1208 Stimmberechtigten in der ganzen Schweiz. Die Befragung wurde zwischen Juni und August 2015 durch gfs.bern im Auftrag von H+ durchgeführt. Es ist die zweite Erhebung nach 2014.