Ein Spital operiert weniger – das andere mehr

So verschieden reagieren Spitäler auf die momentane Überlastung: Thun verschiebt Operationen. Riaz heuert externe Anästhesisten an.

, 31. August 2022 um 14:35
letzte Aktualisierung: 1. September 2022 um 05:53
image
Das Spital Thun operiert weniger. | zvg
Zu wenig Personal und gleichzeitig zu viele Patienten: Das ist der Grund, warum das Spital Thun ungewohnte Massnahmen ergreift. Es drosselt die Zahl der Operationen, und zwar noch mehr als bisher. «Das wird dazu führen, dass gewisse nichtdringliche Operationen verschoben werden. Wir halten auch bis mindestens Ende Jahr an der Schliessung von Betten fest», kündet Thun an.

20 Prozent mehr Patienten

Laut einer Mitteilung des Spitals hat die Zahl der Patienten im Spital und im Notfallzentrum um über 20 Prozent zugenommen. Offenbar werden die Notfallstationen in Thun und Zweisimmen auch immer häufiger für telefonische Beratung bei Gesundheitsfragen genutzt.
Solche Anfragen verweist das Spital an Ärztenotrufe. Dem Spital mangelt es an Personal, das solche Telefone entgegennehmen kann. Weniger betroffen von ungewohnt hohen Patientenzahlen sind die ambulanten Sprechstunden und die Krebsbehandlungen.

image
Das Freiburger Spital Riaz. | zvg

Es gibt nun drei Operationstage

Zu anderen Mitteln greift derzeit das Freiburger Spital (HFR) Riaz. Vor einem Jahr renovierte das Spital zwei seiner vier Operationssäle und begann dienstags und mittwochs wieder zu operieren. Allerdings gibt es seither nur noch ambulante allgemeinchirurgische und orthopädische Eingriffe. Operiert werden unter anderem Hernien, Krampfadern oder Karpaltunnel.

Riaz «mietet» Operationspersonal

Wegen des Personalmangels arbeitet das HFR Riaz schon seit letztem Jahr mit der Neuenburger Firma Fly Anesthesia zusammen. Diese Firma nimmt Spitälern die gesamte Anästhesie ab, indem es das OP-Hilfspersonal, Fachpersonen Operationstechnik und Anästhesieärzte zur Verfügung stellt.
Vorerst will das HFR mit den ambulanten Operationen in Riaz den Standort in Freiburg entlasten und dort die Wartezeiten verkürzen. Allerdings ist dies keine Zukunftsstrategie. Bis 2030 will das Freiburger Spital nämlich sämtliche Operationen am Standort Freiburg zentralisieren.
  • spital
  • freiburg
  • spital thun
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

HFR: Ein Viertel der Radiologiefachleute wird aufgewertet

Das Freiburger Spital führt eine neue Funktion ein: 28 Mitarbeitende in der Radiologie können zur «Techniker/in-Therapeut/in mit Fachausbildung» aufsteigen. Die Gewerkschaften fordern mehr.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Fri-Santé: Der sozialmedizinische Bereitschaftsdienst gerät an seine Grenzen

In Freiburg pflegt und begleitet der Verein Fri-Santé Personen, die am meisten benachteiligt sind. Was beunruhigt und Fragen aufwirft: Die Zahl der Konsultationen steigt stark.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.