Der Bundesrat will von einem Krebsplan nichts wissen

Nach Ansicht des Bundesrats besteht kein Bedarf für eine nationale Strategie gegen Krebs.

, 21. April 2023 um 13:31
image
Eine Kampagne der Krebsliga Schweiz. Doch die vielfältigen Herausforderungen in der Krebsversorgung kann die Krebsliga als Spendenorganisation nicht alleine stemmen. | Krebsliga Schweiz
Die Gesundheitskommission des Ständerats reichte am 15. Februar 2023 eine Motion ein, wonach der Bundesrat einen nationalen Krebsplan auf Basis der nationalen Strategie gegen Krebs 2014 bis 2020 erarbeiten soll. Bund, die Kantone sowie relevante Organisationen, Expertinnen und Experten sollen einbezogen werden. Auch im Nationalrat fordern Politikerinnen und Politiker aus allen Fraktionen einen neuen Krebsplan.

Keine koordinierte Strategie

Die zunehmenden Krebserkrankungen und die verbesserten Überlebenschancen dank neuer Therapien stellten die Schweiz vor Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, ist gemäss der Ständeratskommission eine gemeinsame Herangehensweise nötig.
Seit die Nationale Strategie gegen Krebs (NSK) 2020 ausgelaufen ist, gibt es in der Schweiz keine koordinierte Strategie gegen Krebs mehr. Dabei forderte die WHO ihre Mitgliedsstaaten in ihrer Resolution «Cancer prevention and control in the context of an integrated approach» vom Mai 2017 dazu auf, einen Krebsplan zu entwickeln. Andere Länder wie Deutschland und Frankreich haben bereits einen nationalen Krebsplan aufgebaut, auf europäischer Ebene wurde der «Europe Beating Cancer Plan» erarbeitet.

Bundesrat: «kein Bedarf»

In ungewohnter Schnelle hat der Bundesrat diese Woche zur Kommissionsmotion bereits Stellung genommen. Nach seiner Ansicht besteht kein weiterer Koordinationsbedarf auf politischer Ebene.
Er verweist auf den Dialog Nationale Gesundheitspolitik. Am 23. November 2017 hat er entschieden, die Nationale Strategie gegen Krebs (NSK) nach einer Verlängerung im Jahr 2017 ab 2020 nicht mehr weiterzuführen. Es gebe bereits nationale Strategien im Bereich der Krebserkrankung.
Der Bundesrat denkt dabei an die «Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten» (NCD) oder an das Oncosuisse Forum, welches seit 2020 die Arbeit der NSK weiterführt. Es hat die Aufgabe, die Koordination unter den Akteuren, insbesondere den Krebsorganisationen zu fördern.

Der Krebsliga genügt das nicht

Für Stefanie de Borba von der Krebsliga Schweiz genügt das nicht. Vor allem auch deshalb, weil Bund und Kantone als wichtige Akteure beim Oncosuisse Forum nicht direkt involviert sind. Zudem sei dessen Finanzierung langfristig nicht gesichert.
Und was die «Nationale Strategie zur Prävention nichtübertragbarer Krankheiten» betrifft, so deckt sie laut de Borba eben nur die Prävention ab - also nur ein Teil der Versorgungskette.
Aus Anlass zum Weltkrebstag am 4. Februar forderte die Krebsliga Schweiz einen Nationalen Krebsplan. «Die vielfältigen Herausforderungen in der Krebsversorgung können ohne einen nationalen Krebsplan kaum gemeistert werden», schrieb sie in einer Medienmitteilung. Bund, Kantone und alle betroffenen Akteure über die gesamte Versorgungskette müssten vorausschauend und koordiniert zusammenarbeiten. Nur so könne die komplexe Krankheit Krebs bewältigt werden. «Die Krebsliga wird diese Aufgabe als spendenfinanzierte Organisation nicht alleine stemmen können.»
    Artikel teilen

    Loading

    Comment

    2 x pro Woche
    Abonnieren Sie unseren Newsletter.

    oder

    Mehr zum Thema

    image

    synedra und deepc - Health Content Management meets KI

    Durch die innovative Kooperation mit dem KI-Spezialisten deepc ermöglicht synedra Schweizer Spitälern umfassenden Zugang zu den zukunftsweisenden Möglichkeiten KI-gestützter Diagnose

    image

    Wechsel im Leitungsteam der Klinik Hildebrand

    Paolo Rossi übernimmt in der unter anderem auf Neuroreha spezialisierten Tessiner Clinica Hildebrand die Funktion des Chefarztes.

    image

    Ist Wohneigentum noch eine sichere Geldanlage?

    Inflation, steigende Zinsen, hohe Energiepreise und Baukosten: Wer kann sich heute noch einen Immobilienkauf leisten und wie sieht eine sinnige Finanzierung aus?

    image

    Was macht Innerrhoden richtig, was macht Genf falsch?

    Die Politik muss den Ursachen für die grossen Prämienunterschiede auf den Grund gehen. Die Begründung, dass dies wegen dem Datenschutz nicht möglich sei, ist unhaltbar.

    image

    Welche Fachärztinnen am ehesten erneut Medizin studieren würden

    Immer weniger Ärztinnen würden sich für die Medizin als Beruf entscheiden. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den Fachrichtungen, so eine neue Studie aus den USA.

    image

    Sehne statt Kunststoff: Operations-Premiere bei Gebärmutter-Senkung

    Im Berner Lindenhofspital wurde erstmals in der Schweiz eine Gebärmuttersenkung mit einer körpereigenen Sehne behoben.

    Vom gleichen Autor

    image

    «Herr Kunz, sind Sie für oder gegen Exit?»

    Der bekannteste Palliativmediziner im Land über teure Chemotherapie, irrtümliche Vorstellungen, unsinnige Statistiken – und weshalb die Abgeltung von Fallpauschalen in der Palliative Care problematisch ist.

    image

    Wie viel verdienen Physiotherapeuten wirklich?

    Physiotherapeutinnen kommen im Schnitt auf einen Stundenumsatz von 60 Franken - Umsatz, nicht Lohn.

    image

    Zwei neue Ärzte für die Hochgebirgsklinik Davos

    Die Klinik verstärkt die Abteilung Eltern-Kind und Jugendliche mit einem Co-Chefarzt und einem Leitenden Arzt.