Gut 20 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben eine Spitalzusatz-Versicherung. Das sind 7 Prozent mehr als noch vor 20 Jahren. Dabei zeigt sich: Während man früher die Wahl hatte zwischen halbprivat und privat, geht der Trend heute verstärkt hin zu sogenannten Flex-Angeboten, die ein situatives Upgrade im Spital erlauben.
Das zeigt eine neue Studie des Beratungsbüros BBS Volkswirtschaftliche Beratung AG im Auftrag des Kassenverbands Santésuisse.
Als weitere Mehrleistungen schätzen die Versicherten die freie Arztwahl, eine schnellere terminliche Verfügbarkeit oder eine Übernachtung im Spital nach einem ambulanten Eingriff.
Anteil der OKP-Versicherten mit Spitalzusatzversicherung | Grafik: Aus der zitierten BSS-Studie
Laut einer Mitteilung von Santésuisse fallen erhebliche kantonalen Unterschiede auf. So lebt der höchste Anteil an Menschen mit einer Zusatzversicherung (27 Prozent) im Kanton Zürich. Am wenigsten investiert die Bevölkerung in den Kantonen Bern, Solothurn und Freiburg in Zusatzversicherungen (15 Prozent ).
Kritik an Zusatzversicherungen
Spitalzusatzversicherungen stehen aber auch zunehmend in der Kritik. Der Preisüberwacher moniert die Intransparenz der Tarife, die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht bemängelt überhöhte Rechnungen, die Eidgenössische Finanzkontrolle stellt Anreize zur Mengenausweitung fest.
Auf der anderen Seite verweigern Krankenversicherer vermehrt die Kostenübernahme in Kliniken, die ihrer Einschätzung nach zu hohe Spitaltarife haben. So zuletzt die CSS welche die Vergütung von zusatzversicherten Leistungen in manchen Hirslanden-Kliniken nicht mehr übernehmen will.
Die Studienautoren sehen das Potential bei Angeboten, die eine Kooperation von stationären und ambulanten Leistungserbringern sowie Versicherern umfassen. Damit könnten die Qualität sowie die Koordination verbessert und überflüssige Eingriffe vermindert werden. Zudem hätte eine engere Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringern und Versicherern auch einen Innovationsschub zur Folge.
Mehr Flexibilität der Finma
Dieser Innovationsschub im Zusatzversicherungsbereich würde allerdings erfordern, dass die Finma ihre Aufsichtstätigkeit flexibler wahrnimmt. Die Regulierungstiefe im Bereich der Krankenversicherung gehe aktuell deutlich zu weit. Im Gegensatz etwa zur Bankenaufsicht reicht sie bis auf die Ebene einzelner Produkte. Dies sei nicht nur hinderlich für innovative Angebote, sondern stelle für neue Bewerber auch eine grosse Hürde für den Markteintritt dar.
«Es ist wichtig, dass neben der stark regulierten obligatorischen Krankenversicherung eine weniger stark regulierte private Zusatzversicherung angeboten werden kann, deren Produkte möglichst frei entwickelt werden können», so die Autoren. Über deren Erfolg würden letztlich allein die Versicherten entscheiden.