Wie ein Logistikzentrum die Patientensicherheit revolutioniert
Es ist «ein Quantensprung für die Gesundheitsbranche»: In Villmergen hat die Post nach drei Jahren Bauzeit sein neues Logistikzentrum eröffnet: 137 Millionen Franken, 57'000 Quadratmeter, Swissmedic-zertifiziert.
, 9. Oktober 2025 um 14:12
Die Post liefert innert 24 Stunden bis vor den Operationssaal.
Wie kommt dringendes OP-Material innert 24 Stunden ins Spital? In Villmergen hat die Post nach drei Jahren Bauzeit die Antwort eröffnet: 137 Millionen Franken, 57'000 Quadratmeter, Swissmedic-zertifiziert. Rebekka Gisin, Branchenmanagerin Gesundheitslogistik, hat die Entstehung des Zentrums miterlebt. Ein Rundgang durch ein Zentrum, in dem Roboter für die Gesundheit arbeiten.
Hinter der Plexiglasscheibe herrscht kontrolliertes Chaos. 65 Roboter gleiten über ein riesiges Aluminiumgitter, heben Behälter an, setzen sie ab, fahren weiter. Kein Lärm, nur ein gleichmässiges Surren. «Hier lagern Kleinartikel: von Spritzen bis zu Verbandsmaterial», erklärt Rebekka Gisin.
«Für die Gesundheitsbranche ist Villmergen ein Quantensprung», Rebekka Gisin, Branchenmanagerin Gesundheitslogistik
Die Branchenmanagerin Gesundheitslogistik der Schweizerischen Post hat den Aufbau des neu eröffneten Lagerlogistikzentrums Villmergen miterlebt. Drei Jahre Bauzeit liegen hinter ihr, 137 Millionen Franken Investition. «Für die Gesundheitsbranche ist Villmergen ein Quantensprung», sagt sie.
Acht Fussballfelder
Die Dimensionen sind beeindruckend. 57'000 Quadratmeter Fläche – das entspricht acht Fussballfeldern. Zwei robotergestützte Autostore-Systeme mit 125'000 Behälterplätzen auf nur 3'600 Quadratmetern. 24'000 Palettenplätze im Hochregallager. 20'000 Tablarplätze für mittelgrosse Produkte wie OP-Abdecksets oder Katheter. Dazu Gefahrstofflager, temperaturgeführte Zonen, Swissmedic-Zertifizierung. «Wir können hier praktisch jedes medizinische Produkt lagern: von der modernen Wundversorgung über Infusionslösungen bis zu Knieprothesen», sagt Gisin.
Spezielle Anforderungen, spezielle Lösungen
Gisin führt zu einer Arbeitsstation. Eine Mitarbeiterin packt gerade ein Set mit OP-Materialien zusammen. «Die Bestellung ist heute Morgen eingegangen», erklärt Gisin. «spätestens Morgen früh, vor dem ersten Eingriff liegt das Material im Spital bereit. Direkt vor dem Operationssaal».
Der Prozess läuft automatisiert: Bestellung kommt digital rein, Roboter holen die Behälter aus dem Lager, Mitarbeitende prüfen und verpacken, über das Transportnetz der Post geht es direkt ins Spital. «Bestellungen können wir hier innert 24 Stunden ausliefern», sagt Gisin.
Die lückenlose Rückverfolgbarkeit ist dabei zentral. Jedes Produkt wird erfasst, jeder Schritt dokumentiert. «Die vollautomatisierte Bildung von Sets und die lückenlose Rückverfolgbarkeit der Logistikkette sind entscheidend für die Patientensicherheit», betont Gisin. Die Swissmedic-Zertifizierung und die Einhaltung der Good Distribution Practice (GDP) garantieren höchste Standards. Temperatur, Hygiene und Sicherheit werden jederzeit überwacht.
Wichtig für die Zukunft, wichtig für den Kanton
Die Post ist seit über einem Jahrzehnt in der Gesundheitslogistik tätig. Immer mehr Spitäler und Kliniken lagern ihre Logistik aus: Sie vertrauen der Post die Lagerung ihrer medizinischen Produkte an. Mit Villmergen baut die Post diesen strategischen Bereich nun massiv aus. «Die Reaktionen unserer Branchenkunden sind äusserst positiv», sagt Gisin. «Sie schätzen besonders die Liefertreue bei zeitkritischen OP-Materialien.»
«Mit Villmergen investieren wir gezielt in die Zukunft der Logistik in der Schweiz. Das neue Zentrum steht für innovative Technologie, Nachhaltigkeit und Wachstumsfähigkeit», Johannes Cramer, Leiter Logistik-Services und Mitglied der Konzernleitung der Post
Die angespannte Lage in den globalen Lieferketten und steigende Unsicherheiten machen eine zuverlässige Versorgung mit medizinischen Produkten wichtiger denn je. An der Eröffnungsfeier unterstrich Johannes Cramer, Leiter Logistik-Services und Mitglied der Konzernleitung der Post: «Mit Villmergen investieren wir gezielt in die Zukunft der Logistik in der Schweiz. Das neue Zentrum steht für innovative Technologie, Nachhaltigkeit und Wachstumsfähigkeit. Gerade im Gesundheitswesen ist Versorgungssicherheit das zentrale Anliegen. Genau dazu leistet Villmergen einen wichtigen Beitrag.»
Auch für die Region ist das Zentrum bedeutend. Mit der Investition entstehen 100 neue Arbeitsplätze, davon sieben für Lernende. Eine Photovoltaikanlage produziert jährlich über 1'300 Megawattstunden Strom.
Vier Fünftel des Energiebedarfs werden durch Eigenproduktion gedeckt. Der Aargauer Landammann Dieter Egli betonte an der Eröffnung: «Das macht den Aargau als Wirtschaftsstandort weiterhin attraktiv.»
«Wir haben von Anfang an die spezifischen Anforderungen der Gesundheitsbranche eingebracht: Von den Temperaturzonen bis zur Swissmedic-Zertifizierung», resümiert Rebekka Gisin am Ende des Rundgangs. Hinter der Plexiglasscheibe bewegen sich die Roboter weiter. Irgendwo in der Schweiz wird gerade eine Bestellung aufgegeben. In Villmergen setzen sich die Roboter in Bewegung.