Wo sparen? Bei Spezialisten, in der Psychiatrie, bei den Reha-Kliniken

Eine repräsentative Umfrage verrät, wo die Schweizer im Gesundheitswesen umlenken und neu gewichten würden. Zulassungsbeschränkungen für Ärzte hätten es beispielsweise schwer.

, 23. Oktober 2017 um 13:39
image
  • praxis
  • politik
  • hplus
Zulassungsbeschränkung neuer Arztpraxen? Das könnte eine heikle Sache sein. Die Stimmbürger der Schweiz stehen der Idee jedenfalls eher kritisch gegenüber: Dies besagt das «H+ Spital- und Klinikbarometer 2017».
Die repräsentative Befragung von Stimmbürgern ergab, dass knapp die Hälfte «sehr» oder «eher» gegen solche Einschränkungen sind, während 36 Prozent tendenziell oder klar dafür sind. Das heisst in der Mitte auch: Die Meinungen sind noch nicht sehr gefestigt in dieser Frage. 
image
Ganz grundsätzlich: Sind Sie für oder gegen Zulassungsbeschränkungen für Arztpraxen?
Das Spitalbarometer misst allgemein die Haltung in der (Stimm-)Bevölkerung zu akuten Fragen des Gesundheitswesens, zu dessen Qualität und dessen Akteuren. Heraus kam dieses Jahr, dass weiterhin eine recht liberale Haltung vorherrscht im Land. So votieren satte 93 Prozent der Befragten für eine freie Arzt-, Spital- und Klinikwahl.
Und obwohl fast durchgehend anerkannt wird, dass die Gesundheitskosten eine grosse Belastung bilden, bleibt die Mehrheit dabei: Der Entscheid, ob eine sehr teure, durch die Krankenkasse bezahlte Behandlung durchgeführt werden soll, müsse primär den Ärzten obliegen – doch am wenigsten den Krankenkassen.
Die Ärzte sind denn auch weiterhin jene Player im Gesundheitswesen, welche im Barometer die höchsten Vertrauensnoten geniessen.

Zu den Unterlagen: H+ Spital- und Klinikbarometer 2017

Grundsätzlich zeigt sich hier erneut, dass bei allem Jammern über die Kosten wenig Neigung besteht, harte Einschnitte zu befürworten. Laut der Umfrage möchten die Stimmberechtigten nach wie vor, dass in jeder Region ein Spital oder eine Klinik steht. Lediglich die hochspezialisierten Leistungen sollen weiterhin zentralisiert angeboten werden.
Wo soll also gespart werden? Am ehesten genannt werden psychiatrische Kliniken und die Spezialärzte, ferner seien auch Reha-Kliniken halbwegs taugliche Kandidaten für Einspar-Übungen. Auf der anderen Seite würden die Befragten am ehesten der Kinder- und Altersmedizin sowie den Allgemeinmedizinern mehr Geld zukommen lassen.
image
Wo würden Sie weniger Geld einsetzen? Antworten in Prozent der Stimmberechtigten.
Hier lässt sich also herauslesen, dass die von Alain Berset beziehungsweise vom BAG in der Tarmed-Debatte eingesetzten Gewichte durchaus einen gewissen Anklang finden in der Bevölkerung.
Die Ergebnisse des H+ Spital- und Klinik-Barometers 2017 basieren auf einer repräsentativen Befragung von 1'200 Stimmberechtigten aus der ganzen Schweiz, die das Institut gfs.bern im Auftrag von H+ durchgeführt hat. Die Befragung wurde im Juni mittels Face-to-Face-Interviews realisiert.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Personalisierte Medizin: Was heisst das für die Solidarität?

Die Mehrheit der Bevölkerung wünscht sich einen fairen Zugang zu innovativen Therapien. Doch wer soll die Rechnung bezahlen? Eine neue Studie zeigt, wie es um Solidarität und Kostenbewusstsein steht.

image

Nachfolge gesucht: MPA-Team schreibt Arztstelle aus

In Münsingen läuft es für einmal umgekehrt: Medizinische Praxisassistentinnen suchen Ärzte – um gemeinsam eine Praxis weiterzuführen.

image

Schweizer Ärzte sind besorgt über WHO-Austritt der USA

Die Weltgesundheitsorganisation WHO ist für das Medizin-Personal in der Schweiz nicht so unwichtig, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

image

Medbase expandiert in der Westschweiz

In Bulle plant die Praxis-Gruppe ein neues medizinisches Zentrum.

image
Gastbeitrag von Esther Wiesendanger

Da sind steigende Gesundheitskosten ja nur logisch

Getrennte Apotheken in Gruppenpraxen, Impfverbote in der Pflege, teure Zusatzkontrollen: Groteske Behörden- und Kassenentscheide lähmen die Versorgung. Sind wir Ärzte eigentlich Komiker?

image

Pallas Kliniken streichen 20 Stellen

Das Familienunternehmen will sich am Hauptsitz in Olten auf weniger Fachbereiche fokussieren.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.