Wie tabu sind die Einkommen der Ärzte?

H+-Präsidentin Isabelle Moret fordert, dass die Löhne des Personals im Gesundheitswesen unter die Lupe genommen werden – auch in den Spitälern, auch bei den Medizinern.

, 29. November 2017 um 10:24
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Es sei Zeit, sich hinter ein paar Tabus zu machen, sagte Isabelle Moret am Sonntag in «19.30», der «Tagesschau» des welschen Fernsehens RTS. Dabei forderte die FDP-Nationalrätin und H+-Präsidentin ganz allgemein, dass die Löhne im Gesundheitswesen nun zum Thema gemacht werden, auch in den Spitälern.
Sie denke dabei weniger an Bereiche wie die Pflege und an die tieferen Löhne. Doch es gebe viele Saläre, die nun tabulos angeschaut werden müssten – und sie bestätigte auf Nachfrage, dass sie damit auch jene der Ärzte meinte.
Das Radio RTS nahm den Ball auf und spielte ihn weiter: Mit einem Interview mit Michel Matter, dem Präsidenten der Genfer Ärztegesellschaft und Mitglied des FMH-Vorstands: «Vous entrez en matière?», wurde Matter eingangs gefragt: «Sind Sie diskussionsbereit?»

Vergleich Katarakt – Coiffeur

Eigentlich nicht: So lautet Matters Antwort zusammengefasst. Die Ärzte würden bereits ihren Beitrag leisten, ihre Kosten seien im Vergleich zu anderen in den letzten fünf wie in den letzten zehn Jahren gesunken. Und nun verlange der Tarmed-Eingriff, der ab Januar 2018 gilt, definitiv weitere Opfer von den Ärzten.
Wenn eine Kataraktoperation gleich viel koste wie ein Haarschnitt beim Coiffeur, dann liege das Problem wohl woanders, so der Genfer Augenarzt.
Die Ärzte scheuten jedenfalls keine Transparanz – auch nicht, wenn es um ihre Gehälter geht. Im Gegenteil: Es sei höchste Zeit für mehr Klarheit, so Matter. Und er spielte den Ball weiter, zum Beispiel an die Krankenkassen: Die Gesundheitskosten seien in den letzten zehn Jahren um 72 Prozent gestiegen – die Prämien jedoch um 107 Prozent.
Das Selbstbewusstsein von Michel Matter hatte aber auch einen aktuellen Grund: Tags zuvor hatten es die Neuenburger Stimmbürger sonnenklar abgelehnt, dass der GAV des Spitalpersonals gekündigt werde – mit 76 Prozent Nein-Stimmen.
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