Überaschung: Klar weniger Job-Nachfrage im Gesundheitswesen

Die Gesundheitsbranche sucht bedeutend weniger Personal. Die Pflegeleute selber sehen das etwas anders: Laut einer Umfrage der Uni Basel haben fast 90 Prozent gesundheitliche Beschwerden – wegen Personalmangel.

, 16. Oktober 2015 um 13:00
image
  • spital
  • pflege
  • arbeitswelt
Der Personalbedarf in der Schweiz ist im zweiten zum dritten Quartal in einem Bereich am stärksten zurückgegangen: Medizin und soziale Dienstleistungen. Minus 22 Prozent – so die Daten des Adecco Swiss Job Market Index der Universität Zürich.
Damit bricht laut der Mitteilung der seit längerem anhaltende Aufwärtstrend in diesen Berufszweigen «dramatisch» ein. «Es wird – eher überraschend – weniger Personal in den Gesundheitsberufen gesucht», heisst es in der Mitteilung.

Weniger Stellen, mehr Arbeitslose

Bedeutend rückläufig waren die Stellenausschreibungen für Gesundheitsberufe in den beiden Regionen Espace Mittelland und in Zürich.
Die aktuellen Zahlen decken sich mit den jüngsten Seco-Arbeitslosendaten. Im September erreichte die Arbeitslosigkeit in der Gesundheitsbranche im 10-Jahres-Vergleich einen Höchststand.
Vor allem im Kanton Zürich war die Arbeitslosigkeit in den letzten Monaten in den Gesundheitsberufen, vorwiegend auch Pflegeberufen, stark gestiegen.

Pflegepraxis: Rückenschmerzen, Müdigkeit...

Während das Gesundheitswesen einerseits weniger Personal sucht – also offenbar weniger offene Stellen aufweist –, beklagt sich das Pflegepersonal über fehlende Personalressourcen und hohe Arbeitsbelastung. Dies ergab eine Studie des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Basel.
Die hohe Arbeitsbelastung und fehlendes Personal steht laut der Studie von Franziska Zùñiga in einem Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden. So gaben beispielsweise 70 Prozent der befragten Pflege- und Betreuungspersonen an, unter Rückenschmerzen zu leiden, wie das Unia-Portal «Gute Pflege» aktuell von der Studie berichtet.

Schuld sei die hohe Arbeitsbelastung

An allgemeiner Schwäche, Müdigkeit und Energielosigkeit leiden 66 Prozent, an Schlafstörungen 48 Prozent der befragten Personen. Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, dass die Beschwerden mit ihrer Arbeit zusammenhängen.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pflege: Fatales Signal aus den USA

Die Regierung in Washington streicht Nursing aus der Liste der höheren Abschlüsse.

image

Solothurn: Brücke in den Schweizer Pflegealltag

Ein gemeinsames Programm der Solothurner Spitäler und der Volkshochschule soll ausländischen Pflegefachkräften den Einstieg erleichtern. Es kombiniert Sprachförderung, Weiterbildung und praktische Einsätze.

image

«Ich verstehe die Ungeduld der 200'000 Pflegefachleute im Land»

Heute gehen Pflegekräfte in Bern auf die Strasse: Sie fordern die konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative. Auch GLP-Nationalrat und Pflegefachmann Patrick Hässig ist dabei.

image

Zürich: Verbände fordern Lohn-«Nachholrunde»

Die vier kantonalen Spitäler sollen ihren Rückstand mit dem Teuerungsausgleich 2026 wettmachen. Gefordert sind Lohnerhöhungen zwischen 1,8 und 2,4 Prozent.

image

Sektionen des Pflegefach-Berufsverbands lösen sich auf

Mit etwas Wehmut nehmen die bisherigen regionalen Sektionen des Berufsverbands Abschied. Ab nächstem Jahr gibt es nur noch eine gesamtschweizerische Organisation.

image

Ein Blutstropfen Hoffnung bei Alzheimer

Neue Bluttests könnten die Alzheimer-Diagnostik revolutionieren – früher, einfacher, präziser. Sie eröffnen Chancen, das Gesundheitssystem zu entlasten und geben Patient:innen und Ärzt:innen neue Hoffnung.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.