Wie ein SMS die Handhygiene in Spitälern verbessert

Erinnerungen mit Kurz-Mitteilungen als Anreiz zur Desinfektion fördern die Handhygiene-Einhaltung signifikant. Dies zeigt jetzt eine aktuelle Studie aus Frankreich.

, 22. Dezember 2016 um 11:25
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Um die Handhygiene in Spitälern zu verbessern, greifen Spital-Hygieniker auf kreative Methoden zurück: Glockenspiel, blinkende Lichter oder andere Erinnerungs-Systeme. Dass dies tatsächlich die Hygiene-Verhältnisse in Kliniken verbessern kann, belegt jetzt ein Forschungsteam um Phillippe Brouqui, Chefarzt der Abteilung für Infektions- und Tropenkrankheiten des Spitals Nord in Marseille.
Mit einem Mikro-Chip im Schuh – genannt Medi-Hand Trace – wurden die Handdesinfektions-Gewohnheiten des medizinischen Personals im Spital Marseille während einem Jahr in einer Vorphase elektronisch aufgezeichnet. Danach gab es zehn Monate lang regelmässig eine Textmitteilung: entweder eine Ermutigungs-SMS oder eine Glückwünsch-Nachricht.
Jad Kerbaj, Youssoupha Toure, Alberto Soto Aladro, Sophia Boudjema, Roch Giorgi, Jean Charles Dufour, Philippe Brouqui. «Smartphone text message service to foster hand hygiene compliance in health care workers», in: «American Journal of Infection Control», Dezember 2016.

Wirksamkeit bestätigt

Das Resultat der jetzt im Fachmagazin «American Journal of Infection Control» publizierten Studie: die Forscher stellten dank dem Textnachrichten-System eine signifikante Zunahme der Handhygiene fest. Die (Compliance-)Rate lag vor der SMS-Intervention bei 15 Prozent, nach der Text-Erinnerungsphase bei 23 Prozent (Odds Ratio 1,68)
Insgesamt wurden 15’723 Handhygiene-Möglichkeiten verzeichnet, 8’973 vor der SMS-Phase und 6’750 während und danach. Die Studienautoren sind überzeugt: regelmässige Kurz-Mitteilungen zur Handdesinfektion sollten einen wichtigen Platz in jedem Spital einnehmen, zusammen mit Ausbildung und Verhaltenstrainings.

Chip im Schuh

So funktioniert Medi-Hand Trace: Jeder Mitarbeitende trägt einen Mikro-Chip im Schuh, der registriert, wann, wo und wie oft ein Handdesinfektions-Spender benutzt wird. Das System weiss, wer auf der Plattform unter dem Desinfektionsmittel-Spender steht. Bei Betätigung wird ein Impuls gesendet. Die gesammelten Daten sollen in einem Hand-Hygiene-Protokoll ein besseres Verständnis für Infektionen liefern. Denkbar ist auch ein kombiniertes Alarmsystem, welches das medizinische Personal warnt, falls es vergisst, ohne Händedesinfektion einen Patienten zu behandeln. Das Radiofrequenz-Identifikationssystem (RFID) wurde von der gleichnamigen französischen Firma Medi-Hand Trace entwickelt, die auf Elektronik- und Computertechnik spezialisiert ist. 
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