Die Patienten möchten auch online mit ihren Ärzten in Kontakt treten können. Doch die Realität ist anders: Der Hauptkanal zwischen Hausarzt und Patient ist immer noch das Telefon, selten auch nur die Online-Anmeldung.
Mit andern Worten: Beim digitalen Austausch hinken die Arztpraxen Bedarf hinterher.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung, die in Deutschland gemacht wurde; doch es gibt wenig Zweifel, dass ganz ähnliche Zahlen auch in der Schweiz herauskommen würden.
Erarbeitet wurde die repräsentative Studie durch das Arztempfehlungs-Portal
Jameda und die Digitalfirma ForwardAdGroup; im Juli liessen sich 710 Online-Nutzer zum Thema befragen. Die wichtigsten Ergebnisse:
- Knapp 80 Prozent der Patienten wünschen sich, Arzttermine auch online buchen zu können. Tatsächlich nutzen konnten diesen Service bisher nur 25 Prozent.
- Auch beim digitalen Rezept liegen Wunsch und Alltag deutlich auseinander: 63 Prozent würden es gerne nutzen – 7 Prozent haben tatsächlich schon einmal ein Rezept online erhalten.
- Eine Online-Sprechstunde möchten 27 Prozent der Befragten nutzen könnten – nur gerade 2 Prozent hatten die Gelegenheit bereits.
- Die Online-Patientenakte wünschen 99 Prozent – aber ganze 4 Prozent haben damit bereits Erfahrung gemacht (auch hier wären die Zahlen in der Schweiz wohl anders, wenn auch aus anderen Gründen).
- Beim Telemonitoring hätten 22 Prozent der Leute Interesse – aber nur 2 Prozent konnten es tatsächlich schon einmal nutzen.
«Das Internet ermöglicht es Ärzten, ihren Patienten besondere Services und Betreuungsangebote zu bieten – und unsere Studie zeigt, dass Patienten diese Services auch wünschen»,
sagt der Geschäftsführer von Jameda, Florian Weiß: «Ich bin davon überzeugt, dass diese Angebote die Bindung zwischen Arzt und Patient positiv beeinflussen können – ein Potenzial, das noch weitgehend ungenutzt ist.»
Unabhängig sein von den Praxis-Öffnungszeiten
Warum die digitalen Vorlieben? 87 Prozent der Befragten nennen Zeitersparnis und bessere Praktikabilität als wichtige Motive. Diese Aspekte spielen auch beim Wunsch nach Online-Arztterminen eine Hauptrolle: 66 Prozent geben an, Arzttermine dann vereinbaren zu wollen, wenn es in den Tagesablauf passt – unabhängig von den Öffnungszeiten der Praxis.
Was sich also zeigt, ist eine gewisse Konservativität, vielleicht auch eine geringe Dienstleistungs-Orientierung bei den Grundversorgern – was angesichts des Hausärzte-Mangels in vielen Gegenden ja auch nicht weiter verwundert. Die deutsche «Ärztezeitung» überschrieb ihren Beitrag dazu denn auch mit
«Service-Wüste Praxis».
Worauf ein Leser – und Arzt – allerdings mit einem gewissen Recht einwandte, dass es auch an den technischen Möglichkeiten fehlt: Immer noch gebe es keinen IT-Anbieter, der eine Lösung anbiete, mit der sich all die gewünschten Services aus einer Hand umsetzen lassen.
Was also dem Arzt bleibt, ist die Wahl zwischen aufreibenden Basteleien – oder dem Ist-Zustand der bewährten alten Zeiten.