Immer mehr Patienten: Berner Psychiatrie schafft neue Jobs

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bern baut ihre Krisenintervention aus. Dank einer Sonderfinanzierung des Kantons.

, 6. Mai 2021 um 07:53
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Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) der universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) stösst an ihre Grenzen: In den vergangenen Monaten kam es im Notfallzentrum immer wieder zu Situationen einer Belegung von 200 Prozent der eigentlichen Kapazität.
Der Bedarf an kinder- und jugendpsychiatrischen Behandlungen, vor allem bei akuten Krisen mit komplexer Symptomatik, können laut UPD kaum mehr gedeckt werden. Deshalb wollen die psychiatrischen Dienste die ambulante Krisenintervention nun rasch ausbauen. 

Jährlich bis zu 300 Patienten mehr

Konkret plant das Unternehmen die KJP mit insgesamt vier Teams zu erweitern: Mit Ärzten, Psychologinnen und Fachleuten aus der Sozialpädagogik. Diese werden an die bestehenden Ambulatorien der Standorte Bern, Burgdorf, Biel und Spiez angegliedert. 
Insgesamt sind rund 15 bis 20 neue Stellen vorgesehen, teilt die Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie am Donnerstag mit. Jährlich könnten mit den neuen Jobs bis zu 300 Patientinnen und Patienten behandelt werden.

Kanton bietet Unterstützung

Der Kanton Bern unterstützt das Vorhaben mit einer Sonderfinanzierung. Denn auf Grund der notwendigen Vorhalteleistungen und Komplexität der Fälle könne die ambulante und aufsuchende Krisenintervention nicht kostendeckend betrieben werden. 
In der Regel sind pro Patient drei Konsultationen pro Woche vorgesehen, über einen Zeitraum von bis zu 12 Wochen. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche mit allen Arten von schweren und akuten psychischen Symptomen: Selbstverletzung, Suizidalität, Ängste und Zwänge, depressive Symptome oder auch Verhaltensstörungen.

Corona-Pandemie  hat die Situation noch verschärft

Die Inanspruchnahme psychiatrischer Hilfsangebote durch Kinder und Jugendliche hat laut UPD während der Corona-Pandemie «signifikant» zugenommen. Zusätzlich zu dem seit Jahren anhaltenden Trend einer steigenden Nachfrage sah sich die KJP im Jahr 2020 mit einer Zunahme von 34 Prozent im ambulanten und 48 Prozent im stationären Bereich im Vergleich mit den Mittelwerten der drei Vorjahre konfrontiert.
Die erhöhte Nachfrage auf Grund der Pandemie gehe insbesondere auf Personen im Alter von 14 bis 24 Jahren zurück, schreiben die UPD mit Verweis auf die Corona Stress Study der Uni Basel. Diese zeige eine massive Zunahme von schweren depressiven Symptomen in diesem Zeitraum auf. 
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