Kantonsspital Baselland: Überzeiten rächen sich

«Geschwafel», «kreuzkanonenfalsch»: CEO Jürg Aebi wendet sich entschlossen gegen Schliessungsideen für das Spital in Bruderholz.

, 22. Mai 2015 um 13:42
image
  • spital
  • kantonsspital baselland
  • baselland
In diesen Tagen musste auch das Kantonsspital Baselland ein Defizit vermelden: Letztes Jahr resultierte ein Verlust von gut 28 Millionen Franken – eine Summe also, die ziemlich genau gleich gross ist wie beim Kantonsspital Aarau.
Und wie im Aargau, so wurde die Sache auch im Baselland natürlich eifrig diskutiert. Den kritischen Fragen stellte sich nun Jürg Aebi, der CEO des Kantonsspitals, in der «Basler Zeitung». 

Überlappungen auf der Payroll

Die tieferen Einnahmen, so Aebi, erklärten sich einerseits durch einen Rückgang stationärer Patienten; auf der Gegenseite seien die Kosten durchs Wachstum beim Personal gestiegen. Die Zahl der Voll-Stellen stieg letztes Jahr von 2'776 auf 2'920, was Aebi interessanterweise zu erheblichen Teilen mit Überlappungen erklärt: Abgehende Ärzte mussten Überzeiten und Ferienguthaben abbauen – so dass sie noch auf der Lohnliste waren, als die benötigten Nachfolger bereits das neue Amt angetreten hatten.
Die kritischen Fragen der «Basler Zeitung» zielen indes vor allem auf die Kapazitäten: Sind diese nicht zu hoch? Weshalb wurde 2014 beispielsweise in der Orthopädie aufgestockt? 

«Der Notfall würde überlaufen»

Eine These dabei: Das Kantonsspital könnte den Standort Bruderholz gleich ganz schliessen – und alle Patienten könnten gleich woanders unterkommen.
Doch hier gibt Spitaldirektor Aebi nun entschieden Gegensteuer: «Wohin bitte sollen all die ­Notfälle und stationären Patienten gehen?», so seine Replik: «Liestal ist voll, das Unispital ist voll, die Privatspitäler sind voll. Sie haben schlicht keinen Platz für all die Patienten. Der Notfall in der Stadt würde überlaufen. Das wäre eine Katastrophe für die medizinische ­Versorgung in der Region.»
Und weiter: Er habe «dieses Geschwafel über die Schliessung des Bruderholzspitals satt. Die These, dass mit dem Wegfall des Standorts die Probleme gelöst sind, ist kreuzkanonenfalsch.»

Bettenabbau schon möglich

Was wirklich nötig sei, sei eine ganzheitliche ­regionale Planung. Dabei, so deutet Aebi an, sei ein gewisser Abbau bei den Betten dereinst möglich, beispielsweise durch einen verstärkten Einsatz ambulanter Möglichkeiten. Oder durch Anpassungen bei der Zusammenarbeit mit dem Unispital.
Klar sei aber, dass auf dem Bruderholz dereinst nicht unbedingt ein kleineres Spital gebaut werden müsste – sondern ein anderes. 
Eine Sanierung der bestehenden Gebäude würde bloss alte Strukturen bewahren. «Auf dem Bruderholz macht nur ein Neubau Sinn, der den neuen Entwicklungen medizinisch und allenfalls im Verbund mit dem Unispital Rechnung trägt», so Aebi.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

KSBL geht mit Onkologie-Angebot über die Kantonsgrenze

Das Kantonsspital Baselland übernimmt das ambulante Behandlungsangebot für Krebs-Patienten im solothurnischen Breitenbach.

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Nur noch ein Spital in Liestal: Diskussion flammt neu auf

Bürgerliche Politiker wollen die einfachste Lösung für das Kantonsspital Baselland: einen einzelnen Standort, und zwar in Liestal.

Vom gleichen Autor

image

Auch das Spital Muri reiht sich ein

Und schreibt einen Verlust von 1,5 Millionen Franken.

image

Viktor 2023: Ein Pflegefachmann macht Hoffnung als Politiker

Patrick Hässig war 18 Jahre Radiomoderator, dann ging er erst in die Pflege – und dann in den Nationalrat. Nun erhielt er den «Viktor» als beliebtester Gesundheitspolitiker.

image

Traditioneller Medinside Frühstücksevent

Verpassen Sie nicht unseren traditionellen Frühstücksevent 25. Oktober 2023 in Zürich. Dieses Jahr mit spannenden Themen und Referenten.