Haben wir den zweiten Höhepunkt schon überstanden?

Nicht nur die Covid-19-Ansteckungszahlen sinken. Nun sinkt erstmals auch die Sterblichkeit wieder.

, 25. November 2020 um 09:02
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  • coronavirus
Jetzt gibt es auch bei der Sterblichkeitsstatistik erste Hinweise darauf, dass die Schweiz das Gröbste überstanden hat. In der zweiten Novemberwoche registrierte das Bundesamt für Statistik (BFU) bei den Über-65-Jährigen 1830 Todesfälle. Das waren gut 600 mehr als für diesen Zeitraum «normal» gewesen wäre.

Noch nie so viele

Und es war ein trauriger Rekord: Selbst im heftigen Grippejahr 2015 lag die so genannte «Übersterblichkeit» nie so weit über den Erwartungen. Doch nun zeichnet sich eine erste Entspannung ab: In der dritten Novemberwoche sind «nur» noch 500 Menschen mehr gestorben, als statistisch zu erwarten gewesen wäre.
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Die beiden Kurven zeigen: Bei den jüngeren Bevölkerung (untere Kurve) gibt es nicht aussergewöhnlich viele Todesfälle. Bei den älteren Personen hingegen (obere Kurve) starben in nur einer Woche 600 Menschen mehr als erwartet - vermutlich am Coronavirus. Dies so genannte Übersterblichkeit nimmt nun aber ab. | Quelle: Bundesamt für Statistik BFU
Diese Zahlen sind aussagekräftiger als die Todesfallzahlen zu Covid-19, welche das Bundesamt für Gesundheit (BAG) täglich veröffentlicht. Denn es lässt sich kaum feststellen, ob Menschen «am» oder «mit» dem Coronavirus gestorben sind.

Auch andere Todesursachen

Würde man konsequent alle Verstorbenen mit positivem Corona-Test obduzieren und die tatsächliche Ursache des Todes feststellen, würde sich zeigen, dass nicht alle Infizierten an Covid-19 gestorben sind. Sondern an ihren Vorerkrankungen oder an einem anderen Ereignis.

«Übersterblichkeit» sagt mehr aus

Wegen dieser Unsicherheiten ziehen Fachleute die Zahlen der oben genannten wöchentlichen Durchschnittssterberaten heran. Dieser Mittelwert wird über mehrere Jahre hinweg errechnet und berücksichtigt auch die Jahreszeit und die Bevölkerungsentwicklung.

Die derzeitigen Corona-Sterbe-Hotspots

Das BFU gliedert die Zahlen zusätzlich nach sieben Grossregionen auf. Diese Statistiken zeigen grosse Unterschiede: Besonders viele Opfer hat Covid-19 im November in der Genferseeregion - dort bereits zum zweiten Mal nach dem Frühling -, im Mittelland und in der Ostschweiz gefordert.

Nordwestschweiz nicht betroffen

Ganz anders in der Nordwestschweiz: Dort führt Covid-19 offenbar überhaupt nicht zu mehr Sterblichkeit. Im Tessin, in Zürich und in der Zentralschweiz sind die Zahlen geringfügig gestiegen.
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Die Aufteilung der Todesfälle nach Regionen zeigt: Übersterblichkeit herrscht vor allem in der Genferseeregion, im Mittelland und in der Ostschweiz. | Quelle Bundesamt für Statistik BFU
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