Mehr Klinikeintritte wegen Klimawandel

Ein Berner Psychiater hat 80'000 Klinikeintritte mit dem jeweiligen Wetter verglichen - und Überraschendes herausgefunden.

, 31. Juli 2020 um 08:14
image
  • psychiatrie
  • spital
  • studie
Welches Wetter verursacht den meisten mentalen Stress? Ein Berner Psychiater - der einst den Berufswunsch Meteorologe hatte - wollte es genau wissen. Er hat über 80'ooo Klinikeintritte der bernischen Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) aus den Jahren 1973 bis 2015 ausgewertet. Dies zusammen mit einem Doktoranden in mühsamer Handarbeit. Gemeinsam mit einem Meteorologen hat er die Daten anschliessend mit den an den Eintrittsdaten vorherrschenden Wetterlage verglichen. 
Einer der Kernbefunde überrascht. Am meisten Eintritte gab es nicht an dunklen Wintertagen - sondern dann, wenn es heiss wird. So war die Klinik in den Hitzesommern 2003 und 2015 überdurchschnittlich gut gefüllt. Und bei jedem Hitzeschub kamen in jenen Jahren mehr Patienten in die Klinik, wie die «Berner Zeitung» berichtete. 
Nach Krankheitsbildern aufgeschlüsselt sind die Daten nicht. Die Forscher sagen aber, das Menschen, die an Schizophrenie oder an Altersdemenz leiden, als besonders verletzlich gelten. Die Zahlen sind derzeit noch unveröffentlicht. Die Publikation der Studie ist für das kommende Frühjahr vorgesehen.

Aussnahmesommer 2018

Der vergangene Sommer war der heisseste aller Zeiten. Dennoch blieb der in den vorangegangenen Hitzesommern beobachtete Andrang in der Berner Waldau aus. Die Erklärung der Forscher: Der Vorjahresommer 2018 war gleichmässiger heiss; Wetterwechsel waren selten. Das sorgte für weniger psychischen Stress. 
Grundsätzlich aber gelte: Wetter, das weder zu heiss noch zu kalt sei, habe eine beruhigende Wirkung auf die Psyche. Denn auch die Zahlen aus Bern zeigen, dass auch die dunklen kalten Winter krank machen können. Dann hilft nur eines: Die Sonnenstunden nützen, Vitamin-B-Tropfen, Lichtduschen und viel Bewegung draussen bei derzeit frühlingshaften Temperaturen. Doch jetzt ist eher eine Abkühlung gefragt. Positiv für all jene, die überdurchschnittlich unter der Hitze leiden: Die kommenden Tage bringen angenehmere Temperaturen.

Klimawandel macht krank

Der Klimawandel bereitet Psychiater Müller Sorgen. Durch diesen wird die Zahl der heissen Sommer weiter zunehmen. Psychisch Kranke werden darunter besonders leiden, wie man nun weiss.
Eine Version dieses Textes erschien im Dezember 2018.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Oberengadin: Kredit ist «überlebenswichtig»

Die Trägergemeinden des Spitals Samedan sind sich einig: Das Oberengadin braucht eine «qualitativ hochstehende Gesundheitsversorgung».

image

Basel: Adullam-Stiftung engagiert Jörg Leuppi

Der CMO des Kantonsspitals Baselland wird Stiftungsrat bei der Organisation für Altersmedizin.

image

USZ macht Verlust von 49 Millionen Franken

Verantwortlich dafür sind unter anderem inflations- und lohnbedingte Kosten. Zudem mussten Betten gesperrt werden.

image

Auch das KSW schreibt tiefrote Zahlen

Hier betrug das Minus im vergangenen Jahr 49,5 Millionen Franken.

image

...und auch das Stadtspital Zürich reiht sich ein

Es verzeichnet einen Verlust von 39 Millionen Franken.

image

Kantonsspital Olten: Neuer Chefarzt Adipositaschirurgie

Urs Pfefferkorn übernimmt gleichzeitig die Führung des Departements Operative Medizin.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.