«Dass Spitäler und Altersheime heute nicht gekühlt sind, ist ein zynischer Witz»: sagte kürzlich der Meteorologe Jürg Kachelmann gegenüber dem «Tagesanzeiger». Er wurde gefragt, was er tun würde, wenn er in der Schweiz das Sagen hätte und antwortete, dass er alle Spitäler und Altersheime im Sommer kühlen würde.
Keime in den Klimaanlagen
Damit käme er allerdings bei vielen Spitälern nicht gut an. Diese finden es nämlich alles andere als einen «zynischen Witz», wenn sie im Sommer nicht alle Gebäude und Zimmer mit viel Energie heruntertemperieren.
Vor vier Jahren hat
Medinside gezeigt, dass viele Spitäler nur gezielt kühlen, etwa Operationssäle und Intensivstationen. Nur wenige Spitäler haben Klimaanlagen in den Zimmern. Und zwar deshalb, weil die meisten Spitäler bessere Strategien als eine energiefressende Klimaanlage haben. In herkömmlichen Klimageräten können sich zudem gefährliche Keime bilden. Auch deshalb verzichten die meisten Spitäler darauf.
Genf kühlt nur heikle Bereiche
Und trotzdem wird es nirgends unerträglich heiss. Allerdings kühlen grosse Spitäler wie die Insel oder das Genfer Universitätsspital (HUG) nicht kopflos alle Räume auf ihren grossen Arealen. Manche Bauten sind so gut isoliert, dass die Wärme kaum ins Haus dringen kann.
Das HUG kühlt nur heikle Bereiche wie etwa die Intensivpflege, oder Beratungs- und Untersuchungsräume. Einige Gebäude, wie die Maternité, werden über die Decke gekühlt. Das ist eine Kühlvariante, die in der Schweiz in vielen Spital-Neubauten zum Zug kommt.
Nicht noch mehr Klimatisierung
In älteren Gebäuden auf dem HUG-Areal werden gekühlte Gemeinschaftsbereiche für die Patienten eingerichtet. Dazu gehören zum Beispiel Speisesäle, Lounges, Lobbys und Gemeinschaftsbereiche, wie HUG-Sprecher Nicolas de Saussure gegenüber Medinside sagt.
Das HUG will nicht zusätzlich für Kühlung sorgen – sondern hat sich im Gegenteil in seiner Nachhaltigkeitsstrategie dazu verpflichtet, ständig zu überprüfen, wo die Klimatisierung umweltfreundlicher ersetzt oder gestrichen werden könnte.
Kühldecken im Insel-Neubau
Im Berner Inselspital werden wie in Genf vor allem Intensivstationen und Behandlungsräume gekühlt. Nur die neuen Gebäude lassen sich vollständig kühlen. Sehr warm werden kann es hingegen im alten Bettenhochhaus, weil sich dort die Südfront aufheizt und das Gebäude zu wenig wärmegedämmt ist.
Es wird allerdings sowieso stillgelegt. Der Ersatz, das neue Hauptgebäude, wird vollständig klimatisiert. Und zwar mit möglichst wenig Energie. «Die Räume sind in Kombination mit der Lüftung, einer Kühldecke sowie über den Fussboden gekühlt und mit einer automatischen Beschattung ausgestattet», erklärt Mediensprecher Daniel Saameli.
Basel hat Kältezentrale
In Basel ist es üblicherweise zwei Grad wärmer als in Zürich und Bern, weil es tiefer liegt. Das Unispital Basel kühlt deshalb auch die Patientenbereiche. Im Klinikum 2 haben die Patientenzimmer eine Deckenkühlung.
Die Kälte wird über ein Kältenetz geliefert. Sie wird in zwei Zentralen in anderen Gebäuden auf dem Areal erzeugt, wie Mediensprecherin Caroline Johnson sagt.
Erdsonden kühlen
Immer mehr Spitäler setzen neue Kühlsysteme ein, die weniger Energie verbrauchen. So wird es im Neubau des Kinderspital Erdsonden geben, die im Sommer kühlen und im Winter heizen.
Auch das Spital Zollikerberg verzichtet aus ökologischen Gründen bewusst auf elektrisch betriebene Klimaanlagen in den Patientenzimmern. Trotzdem müssen die Patienten nicht schwitzen. Im Westflügel, der nach Minergie-Standard gebaut ist, werden die Zimmer beispielsweise durch die Lüftung und den mittels Erdsonden gekühlten Fussboden klimatisiert.
Vielleicht Kälte aus dem See
Andere Räume, wie die Intensivstation, die Medizintechnik oder die Apotheke werden von der spitaleigenen Kältezentrale gekühlt. Langfristig sucht das Spital «ökologisch sinnvolle Lösungen», wie die Daniela Thrier, betont.
Derzeit lässt es klären, ob das Spital an das geplante Anergienetz in Zollikon angebunden werden kann. Ein solches Netz kann Wärme und Kälte liefern. «Vielleicht wird dereinst die Kältezentrale des Spitals Zollikerberg durch Kühlenergie unseres lokalen Seewassers verstärkt», hofft Daniela Thrier.