Eine Liebeserklärung ans Spital Frutigen

So persönlich wie der Mundartsänger Trummer hat wohl noch niemand ein Spital besungen. In seinem «Spitalsong» wird geboren und gestorben.

, 17. November 2021 um 06:30
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«Bi üs im Dorf im Spital»: So lautet der Refrain des «Spitalsongs», den der Frutiger Christoph Trummer singt. Gemeint ist das Spital Frutigen.
Mit den genauen Daten und Zimmernummern macht der Mundartsänger den «Spitalsong» zu einem Bild seines Lebens. Und auch zu einem treffenden Bild eines Dorfspitals: Jenes Spital, wo er seine Mutter besucht, der nicht mehr viel Zeit bleibt. Wo er auf dem Gang seine ehemalige Schulkollegin trifft. Wo er später seinen Bruder besucht, dann seinen neugeborenen Neffen. Als der Grossvater stirbt, leuchtet hinter dem Spital die verschneite Niesenkette in der Dämmerung. Erleichtert verlässt der Sänger das Spital, als er selber einmal Patient ist, weil die Kontrolle mit «guetem Bscheid» ausfiel. Später sitzt die Grossmutter unter der Sonnenstore in der Cafeteria – in eben jenem Spital in Frutigen.

Der Text

06.07.2001, dr Aabe verusse isch warm
I muess i ds Zimmer 158, d'Cafeteria isch läär
Ufem Gang triffi d'Judith, gar nid gwüsst dass si hie schaffet
I ha si syt dr Schuelzyt nümm gseh
My Muetter ligt bleich da u nimmt my Hand
Si seit: Viil Zyt blybt jitz nümm meh
U dr Mond schynt dür ds Fänschter
I ds Zimmer uf ds Liintuech
Luegt zue, me merkt ihm nüt aa
06.07.2001 bi üs im Dorf im Spital
05.01.2004, i ha mir Zyt chönne näh
I muess i ds Zimmer 134
I d'Cafeteria chöi mir när
Ufem Gang isch e Muetter, si stillt grad ihres Chlyne
E jungi, i kenne se nid
U my Brüetsch sitzt im Bett u seit: Es isch guet cho
I merke ersch, wie erliechtret i bi
Uf de Schneehäng a Praschte glitzeret d'Sunne
Luegt zue, me merkt're nüt aa
05.01.2004 bi üs im Dorf im Spital
16.07.2008, letscht Nacht isch chli churz gsy
I wott i ds Zimmer 123
D'Müedigkeit isch mir glych
Ufem Gang loufi när plötzlich doch e chli langsam
I büschele d'Blueme no mal
My Brüetsch u sy Frou höckle am Fänschter
Dr Stammhalter hei si im Arm
Usem Tal wäiht es Lüftli dür ds Fänschter i ds Zimmer
E chlyne Mönsch gspürt das z'erschte Mal
16.07.2008 bi üs im Dorf im Spital
22.01.2009, my Cousin chunnt o
Mir müesse i ds Zimmer 164
D'Nachricht isch am Morge cho
Ufem Gang gseh mer niemer
D'Familie steit i dr Tür, sy alli scho da
A Grossvaters Bett brönnt e Cherze
Är heig fridlech chönne ga
D'Niesechötti im Schnee lüüchtet ir Dämmrig
Wie i syr Chindheit vor 80 Jahr
1923-2009, es Läbe lang im Frutigtal
13.06.2011, Routinekontrolle gha
I chume us dr Praxis, i ga d'Stäge uf
Froh dassi guete Bscheid ha
Ufem Gang suechi d'Judith, i möcht frage wie's geit
Si het truurig usgseh ds letschte Mal
Aber i finde se nid, e Pflegerin seit mir
Si schaff' scho es Zytli nümm da
E Neonliechtröhre lüüchtet im Gang
Luegt zue u me merkt're nüt aa
13.06.2011
13.07.2017, i bi cho mitem Bus
Grossmuetter sitzt undrem Sunnestore
Vor dr Cafeteria uss
Mit Blick ufe Rase, wo d'Chind umespringe
Si verzellt mir, u i lose gärn
U i frage viil u stopfe chli d'Löcher
Mit Gschichte vo däm wo mir fählt
Ds Gerihorn luegt zue, scho syt ewig
U mir Churzläbige schnuufe nomal
13.07.2017 bi üs im Dorf im Spital
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