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Die Rolle des Herz-MRTs bei der Myokarditis
Seit Beginn der Corona-Pandemie rückt besonders ein kardiologisches Krankheitsbild in den Vordergrund: die (Peri-) Myokarditis (Herzmuskel-/Herzbeutelentzündung). Neben der Echokardiographie ist vor allem das Herz-MRT zunehmender Goldstandard in der Diagnostik der Myokarditis.
, 28. Oktober 2022 um 12:20PD Dr. H. SteenSeit Beginn der Corona-Pandemie rückt besonders ein kardiologisches Krankheitsbild in den Vordergrund: die (Peri-) Myokarditis (Herzmuskel-/Herzbeutelentzündung). Sie ist eigentlich eine Sammelbezeichnung für sämtliche entzündliche (inflammatorische) Erkrankungen des Herzmuskels (Myokard) oder Herzbeutels (Perikard) mit unterschiedlichen Ursachen.
Man unterscheidet akute von chronischen Formen der Herzmuskelentzündung, wobei eine häufig komplikationslos ausheilende akute Myokarditis manchmal in eine chronische Form übergehen kann und damit langwierige kardiologischen Konsequenzen, wie Herzschwäche nach sich zieht. Viele Herzmuskelentzündungen verlaufen klinisch häufig symptomarm. Eine Myokarditis kann jedoch auch lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, ausgeprägte Dyspnoe, starke Müdigkeit, Leistungsschwäche oder auch kardiale Dekompensationen auslösen und sogar zum plötzlichen Herztod führen.
Epidemiologie
Die Epidemiologie der Myokarditis ist wegen der variablen Symptomatik nicht ganz einfach zu quantifizieren. Man schätzt sie in der Schweiz auf etwa 20 zu 100’000 Menschen (zum Vergleich: die Inzidenz für akuten Myokardinfarkt liegt in der Schweiz zehnmal höher bei ca. 220 zu 100’000).
Ursachen
Eine Myokarditis kann durch Bakterien, Pilze, Parasiten und zumeist Viren verursacht sein. In Europa und den USA werden in über 50 Prozent der Fälle Enteroviren, besonders Coxsackie-Viren B1-B5, für eine Myokarditis verantwortlich gemacht. In weiteren Fällen konnten Coxsackie-A-Viren und der ECHO-Viren Parvovirus B19, Adenoviren, Influenzaviren und Mumpsviren aus dem Myokard isoliert werden.
Eine COVID-19-Erkrankung erhöht ebenfalls das Risiko einer Myo- und/oder Perikarditis (1). Pro 1 Million Patienten 28 Tage nach positiven Corona-Test werden etwa zusätzliche 40 Myokarditiden im Vergleich zum Hintergrund auftreten beobachtet (2).
Auch nach einer COVID-19-Impfung können sehr selten Herzmuskelentzündungen auftreten (2,3). Das Risiko beträgt 28 Tage nach Erstimpfung etwa zwei zusätzliche Fälle pro 1 Million, jedoch ist die Studienlage heterogen und die Inzidenz könnte deutlich höher liegen.
Pathophysiologie
Die Myokarditis ist ein komplexer, intramyokardial entzündlich-immunologischer Gewebeprozess mit diffusen oder fokalen Myokardzelluntergängen, Ausbildung von Ödemen und variablen Herzbeutelergüssen, Auslösung von Herzrhythmusstörungen etc., welche auch Auswirkungen auf die Funktion des Herzmuskels des rechten und linken Herzens haben können. Dabei sind die Ausprägungsgrade unterschiedlich und sollten eindeutig und quantitativ erfasst werden.
Diagnostik
Neben der Echokardiographie ist vor allem das Herz-MRT zunehmender Goldstandard in der Diagnostik (3) der Myokarditis aufgrund des exzellenten Gewebekontrasts und der sehr hohen Reproduzierbarkeit seiner Messergebnisse einerseits, sowie der äußerst geringen Observer-Variabilität andererseits. Es ist Referenzstandard für die prognose-relevante exakte Funktionsbestimmung des rechten und linken Herzens sowie zunehmend auch des Outcome relevanten myokardialen Strains (quantitative Wandbewegungsanalyse). Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Verfahren ist die Gewebecharakterisierung mittels des sogenannten kontrastmittelfreien T1- und T2 Mappings. Hierbei können zum einen diffuse fibröse Prozesse im Herzmuskel, zum anderen auch ein Gewebeödem quantifiziert werden - zwei wesentliche pathophysiologische Prozesse bei der Detektion der akuten und chronischen Myokarditis (4).
Darüber hinaus können auch die Herzbeutelergüsse exakt dreidimensional quantifiziert und das Perikard in allen Ebenen dargestellt werden. Durch Gabe des gut verträglichen Kontrastmittels Gadolinium können schon nach wenigen Minuten weiterhin fokale Formen von infarkt-atypischen Myokardnekrosen (sog. Fokales Late Enhancement) sowie eine mögliche Herzbeutelentzündung visualisiert werden. Somit erhält der Kliniker wichtige Informationen zum Ausmaß der Herzmuskelbeutel-Inflammation. Die Darstellung der Myokard-Inflammation ist nach neuesten Daten auch prognostisch sehr relevant, da ein verstärkter Nachweis von Late Enhancement Arealen mit einer schlechten Überlebensprognose verknüpft ist (5).
Graphik 1
A bis C: T1-Map (A) und T2 Map (B) sowie passendes Late Enhancement in Kurzachsen mit charakteristischen Gewebeveränderungen (Pfeile). D: Late Enhancement Aufnahme im Vierkammerblick mit charakteristischen epimyokardialen Entzündungsarealen.
Herz-MRT in Zürich – Das medneo Diagnostikzentrum
Mit einer Magnetresonanztomographie des Herzens lassen sich sehr genau funktionelle und entzündliche Veränderungen vom Herzmuskel (Myokarditis) und des Herzbeutels (Perikarditis) feststellen. Im medneo Diagnostikzentrum im Herzen von Zürich führt unter anderem PD Dr. Henning Steen diese Königsdisziplin durch. medneo, das innovative Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin hat sich auf Radiology as a Service – einem neuen Betreibermodell für die Radiologie spezialisiert. Dabei wandelt medneo ein klassisches Hardwaregeschäft in ein Dienstleistungsgeschäft um. Die im Jahre 2011 durch André Glardon, Dr. Matthias Issing und Nicolas Weber gegründete Firma, bietet Ärztinnen und Ärzten, Krankenhäusern sowie Forschungseinrichtungen Diagnostik-on-Demand. medneo liefert klinische Bilder statt Geräte - ein revolutionärer Gedanke, der bis heute der Schlüssel für den Erfolg ist.
Sie möchten mehr erfahren? Kontaktieren Sie uns gern: kontak@medneo.com.
medneo Diagnostikzentrum Zürich-Stadelhofen
Mühlebachstrasse 7
8008 Zürich
https://www.medneo.com/mrt-zuerich/Literatur:
1. Strauer BE, Kandolf R, Mall G, Maisch B, Mertens T, Figulla HR, Schwartzkopff B, Brehm M, Schultheiss HP. Update 2001. Myokarditis-Kardiomyopathie [ Update 2001. Myocarditis--cardiomyopathy]. Med Klin (Munich). 2001 Oct 15;96(10):608-25. German. doi: 10.1007/s00063-001-1085-9. PMID: 11715333.Epidemiologisches Bulletin 33/21. RKI, abgerufen am 29. September 2021.
2. Martina Patone et al.: Risks of myocarditis, pericarditis, and cardiac arrhythmias associated with COVID-19 vaccination or SARS-CoV-2 infection. In: Nature Medicine. 14. Dezember 2021, S. 1–13, doi:10.1038/s41591-021-01630-0.
3. Busse A, Rajagopal R, Yücel S, Beller E, Öner A, Streckenbach F, Cantré D, Ince H, Weber MA, Meinel FG. Cardiac MRI-Update 2020. Radiologe. 2020 Nov;60(Suppl 1):33-40. English. doi: 10.1007/s00117-020-00687-1. PMID: 32385547.
4. Ferreira VM, Schulz-Menger J, Holmvang G, Kramer CM, Carbone I, Sechtem U, Kindermann I, Gutberlet M, Cooper LT, Liu P, Friedrich MG. Cardiovascular Magnetic Resonance in Nonischemic Myocardial Inflammation: Expert Recommendations. J Am Coll Cardiol. 2018 Dec 18;72(24):3158-3176. doi: 10.1016/j.jacc.2018.09.072. PMID: 30545455.
5. Grün S, Schumm J, Greulich S, Wagner A, Schneider S, Bruder O, Kispert EM, Hill S, Ong P, Klingel K, Kandolf R, Sechtem U, Mahrholdt H. Long-term follow-up of biopsy-proven viral myocarditis: predictors of mortality and incomplete recovery. J Am Coll Cardiol. 2012 May 1;59(18):1604-15. doi: 10.1016/j.jacc.2012.01.007. Epub 2012 Feb 22. PMID: 22365425.
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