Fast jede vierte Person, die im Gesundheits- oder Sozialwesen arbeitet, fühlt sich meistens oder immer unter Stress: Das ist das alarmierende Resultat der Schweizerischen Gesundheitsbefragung des Bundesamts für Statistik.
In keiner anderen Branche ist der Anteil der gestressten Personen so stark gestiegen wie im Gesundheits- und Sozialwesen. Nämlich von 18 auf 23 Prozent.
Hohes Burn-out-Risiko
Knapp die Hälfte der sehr oft gestressten Personen fühlen sich bei der Arbeit emotional erschöpft. Die emotionale Erschöpfung gilt als Zeichen für ein hohes Burn-out-Risiko und steht in Verbindung mit einem weniger guten Gesundheitszustand.
Emotional verbrauchte Personen weisen sechsmal häufiger Anzeichen einer mittelschweren bis schweren Depression auf als solche, die sich emotional nicht verbraucht fühlen.
Körperlich und geistig ausgelaugt
Die Gewerkschaft Unia hat in einer früheren Umfrage bei Pflegepersonal ähnliche Resultate erhalten: Eine Mehrheit in der Pflege- und Betreuungsbranche fühlt sich körperlich und psychisch ausgelaugt, leidet unter dem Personalmangel, dem Spardruck und zu wenig Freizeit.
Die Gewerkschaft kam bei ihrer Umfrage zum Schluss: «Es ist kostbar, wenn Menschen aus Überzeugung und Herzblut einen Beruf ergreifen. Es ist jedoch tragisch, wenn sie ihn wegen schlechten Arbeitsbedingungen wieder aufgeben wollen. Der Handlungsbedarf in der Pflege ist gross.»
Faire Dienstpläne und Bezahlung für unplanmässige Einsätze
Als Gegenmassnahme gegen den zunehmenden Stress in der Branche verlangt die Gewerkschaft von den Arbeitgebern zum Beispiel faire Dienstpläne und Schichtsysteme. Muss das Personal kurzfristig zu anderen Zeiten einspringen, dürfe das künftig auch nicht gratis sein. Ausserdem fordert die Unia auch einen höheren Stellenschlüssel, so dass dem Personal mehr Zeit für die Pflege und Betreuung bleibt.