Die Geschichte begann traurig: Im Alter von drei Jahren kam letzten Sommer ein Junge zur Behandlung einer Krebserkrankung ins Lausanner Universitätsspital (CHUV). Einige Wochen nach seinem Spitalaufenthalt begann sein Herz wegen einer Infektion schwächer zu werden.
An die Herzmaschine angeschlossen
Wegen der Krebsbehandlung konnte das Kind nicht auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt werden. Deshalb erhielt der Junge eine maschinelle Herzunterstützung. Ein externes Gerät wurde angeschlossen.
Das Team der Kinderherzchirurgie des CHUV operierte das Kind ein erstes Mal, um dieses Gerät an beiden Herzkammern anzubringen. Mit dem Gerät konnte das Herz des Jungen im Hinblick auf eine mögliche Transplantation geschont werden.
Risiko Blutgerinnsel
Eine ernste und leider häufig auftretende Komplikation im Zusammenhang mit diesem Herzunterstützungsgerät sind Blutgerinnsel, die zu einem Schlaganfall führen können. «Je länger das Gerät implantiert ist, desto grösser ist das Risiko», erklärt Marie-Hélène Perez, Chefärztin und Leiterin der pädiatrischen Intensivstation des CHUV.
Plötzlich erholte sich das Herz
Einige Monate nach dem Anschluss an die Maschine gab es Anzeichen für eine Erholung des Herzens. «Während eines Kontroll-Ultraschalls sah ich, dass sich ein Wettstreit zwischen dem Herzen und der Maschine entwickelte. Ab diesem Zeitpunkt kam mir die Idee einer Entwöhnung von der Unterstützung ohne Transplantation», erklärt Stefano Di Bernardo, Kinderkardiologe und Chefarzt der Abteilung für Pädiatrie am CHUV.
Fortan folgte das Team strengen Regeln, um den Herzmuskel mithilfe eines Medikaments zu unterstützen, die Herzkontraktionen zu stärken und das Herz darauf vorzubereiten, selbstständig zu funktionieren.
Noch nie zuvor versucht
«Wir haben beschlossen, die Maschine zu entfernen und das Herz zu erhalten», erklärt Reza Hosseinpour, Chefarzt und Kinderherzchirurg am CHUV. Dies war in Lausanne noch nie zuvor versucht worden und ein riskantes Vorhaben.
Die Maschine musste so sorgfältig von beiden Herzkammern entfernt werden, dass das vorhandene Gewebe nicht beschädigt wurde. Normalerweise ist diese Sorgfalt nicht nötig, weil das Gerät entfernt wird, um ein neues Herz zu transplantieren.
Mit Spezialist aus England
Ein Spezialist aus Newcastle (England), Fabrizio De Rita, der mit diesem Eingriff vertraut ist, begleitete die Operation. Die Operation dauerte einen ganzen Vormittag und war erfolgreich. Das Kind konnte die Intensivstation nur wenige Tage nach der Operation verlassen und einen Monat später nach Hause zurückkehren. Da sich auch seine Krebserkrankung bessert, wird er nur noch ambulant im CHUV betreut.