Studie: Temporär-Ärzte arbeiten genauso gut

Gibt es Unterschiede zwischen festangestellten Spital-Internisten und ihren Kollegen, die als «Springer» zum Einsatz kommen? Neue US-Daten besagen: Ja, aber…

, 26. Dezember 2017 um 05:00
image
  • spital
  • arbeitswelt
  • forschung
Es ist zumindest ein unausgesprochener Verdacht, dass Ärzte, die teilzeitlich arbeiten sowie «Springer» womöglich auf die Qualität eines Spitals drücken. Es wäre jedenfalls nur logisch, dass die Fulltime-Profis im Angestelltenverhältnis auch einen Tick kompetenter sind, und in jeder Debatte um Mindestfallzahlen blitzen entsprechende Überlegungen ja auch auf.
Aber stimmt das wirklich? Internisten und Kardiologen der Harvard Medical School gingen jetzt der Frage nach: Sie massen Qualitätswerte von Spitalinternisten, die mit kurzfristigen Verträgen arbeiteten – also von Honorarärzten, «Springern», oder wie man hier auch sagt: Vikarärzten. Und dabei kamen die Wissenschaftler zum Schluss, dass die Betreuung durch diese Mediziner genauso gut war wie durch ihre angestellten Kollegen.

Mortalität: Kaum spürbare Unterschiede

Das Team um den Kardiologen Daniel M. Blumenthal vom Massachusetts General Hospital untersuchte dabei die Daten von 1,8 Millionen US-Patienten, die 2009 bis 2014 stationär behandelt und dabei von einem Internisten betreut wurden.
Heraus kam, dass es bei der Sterberate der Patienten keinen signifikanten Unterschied gab zwischen Temporär-Ärzten und angestellten Medizinern. In Zahlen: Die 30-Tage-Mortalität erreichte bei ersteren 8,83 Prozent, bei letzteren 8,70 Prozent.


Allerdings: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer jener Patienten, die durch Locum-Tenens-Ärzte behandelt wurden, war im Schnitt länger (5,64 versus 5,21 Tage). Dies erklärt sich teils aber wiederum aus einem anderen Wert: nämlich dass diese Patienten etwas häufiger gewisse Zusatzversicherungen hatten. 
Denn auf der anderen Seite war die Rückfallquote – also der Anteil der readmissions innerhalb von 30 Tagen – der Temporär-Internisten tiefer: Sie betrug 22,80 Prozent, verglichen mit 23,83 Prozent bei den angestellten Ärzten.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image
Gastbeitrag von André Plass

Eine unabhängige Anlaufstelle garantiert mehr Qualität

Unabhängige Qualitätskontroll- und Meldezentren fürs Gesundheitswesen könnten die Patientenversorgung stark verbessern.

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

KSW: Neuer Leiter der Klinik für Neurologie und Stroke Unit

Hans-Georg Wirsching kommt vom Unispital Zürich. Er folgt auf Biljana Rodic.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.