Schaffhausen: Radikalumbau einer Spitalleitung

Weniger Häuptlinge, mehr Handlungsfreiheit: Die Schaffhauser Spitäler bauen an der Spitze um und ab. Was kann das bringen?

, 1. Juli 2015 um 13:08
image
Es ist ein drastischer Umbau. Heute besteht die Direktion der Spitäler Schaffhausen aus elf Mitgliedern – bald werden es nur noch vier sein. Der Spitalrat hat die Reorganisation beschlossen, ab September wird sie umgesetzt. 
Ziel sei es, flexibler, agiler und effizienter zu handeln, so die Erklärung der Gruppe in der Mitteilung. Dies sei notwendig angesichts des stetigen Wandels im Gesundheitswesen und beim Druck auf die finanziellen Mittel. Kommunikationschef Andreas Schiendorfer spricht von einer «prophylaktischen Massnahme», die hier getroffen worden sei.

Stab, Personal, Finanzen, Informatik, Pflege, Medizin, Betriebe…

Die Spitäler Schaffhausen sichern die Grundversorgung in der Region und beschäftigen dafür rund 1'500 Personen. Zum Betrieb gehört einerseits das Kantonsspital – wo etwa zwei Drittel der Angestellten tätig sind –, ferner ein Pflegezentrum und ein Psychiatriezentrum.
In der 11-köpfigen Spitalleitung von heute wirken neben Direktor Hanspeter Meister und Stabschef Arend Wilpshaar auch die Verantwortlichen für Personal, Finanzen und Informatik, für Pflege, Medizin und Rehabilitation, zudem die Leiter der Departemente Betriebe, Operative Disziplinen, Institute und Psychiatrische Dienste.
«Je grösser ein Leitungsgremium ist, desto länger dauert alles», erklärte Spitaldirektor Hanspeter Meister dazu gegenüber Radio SRF. «Wir wollen unsere Energie lieber für die Patientinnen und Patienten aufwenden.»

Kantonsspital, Finanzen, Dienste – basta

Es sei nicht Ziel gewesen, mit dem Umbau Einsparungen zu erzielen, sagt Spital-Sprecher Schiendorfer. Vielmehr hege die Leitung die Hoffnung, dass die grössere Leichtigkeit an der Spitze den Effekt hat, die ohnehin stark beanspruchten Teams in Kader und Personal zu entlasten.
Im Alltag, so die Verantwortlichen, habe sich eine solch grosse Spitalleitung als zunehmend schwerfällig erwiesen. Auf der anderen Seite fällt auf, dass kaum ein Spital-Unternehmen mit einer derart schlanken Spitze auskommt, wie sie die Schaffhauser nun planen.
Wie geht das also – die Leitung eines 1'200-Vollstellen-Betriebs mit vier Direktionsmitgliedern? 
Die Schaffhauser Spitäler wollen drei neue Bereiche formieren: Kantonsspital, Finanzen, Dienste. Diese bilden zusammen mit dem Spitaldirektor die neue Direktion.

Die Einheiten des Kantonsspitals

Der Vorsitz dieser Spitalleitung liegt beim Direktor, welcher als CEO dem Spitalrat rapportiert. Hinzu kommt ein vierter Bereich, Psychiatrische Dienste. Deren Leiter Jörg Püschel ist direkt dem Spitaldirektor unterstellt.
Konkret heisst das: In der Spitalleitung amtieren neben Direktor Meister und dem Leiter des Bereichs Finanzen, Jürg Rahm, künftig der Medizinische Direktor des Kantonsspitals, Markus Eberhard, sowie eine Person, welcher der Bereich Dienste untersteht; zu den Diensten gehören etwa Informatik, Hotellerie und Technik. Die Chef-Stelle hier wird ausgeschrieben.
Die Vierer-Leitung wird zudem durch Arend Wilpshaar als Generalsekretär unterstützt.
Erwähnenswert auch die Struktur der medizinischen Direktion des Kantonsspitals selber. Hier unterstehen dem Direktor Markus Eberhard künftig die Einheiten:

  • Medizinische Leistungszentren, geleitet von Markus Eberhard selber. Die bestehenden Kliniken werden in vier Leistungszentren zusammengefasst: Bewegung/Rehabilitation und Altersmedizin; Frau und Kind; Medizin; Operative Disziplinen.
  • Pflege, geleitet von Andrea Dörig.
  • Medizinisches Servicezentrum, geleitet von Klaus Lang. Hier sind unter anderem Anästhesie, Intensivmedizin, Rettungsdienst, das Notfallzentrum, die Radiologie oder die Spitalapotheke angesiedelt.

Dies bedeutet schliesslich, dass von den elf Direktionsmitgliedern neun «aus Rang und Würden fallen». Dem Vernehmen nach äusserten einzelne Spitzenleute Mühe damit. Wie bekannt, beschloss der Chefarzt der Klinik für Chirurgie und Orthopädie, die Schaffhauser Spitäler zu verlassen. Franc Hetzer erklärte dies unter anderem mit den anstehenden Reorganisationsmassnahmen.
Gegenüber Radio SRF meinte Spitaldirektor Meister aber, er rechne nicht mit Widerstand gegen die Neuorganisation: Eine schlanke Führung bedeute ja normalerweise, dass den unteren Stufen mehr Kompetenzen zugestanden würden.
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Jede Notfall-Konsultation kostet 460 Franken

Notfallstationen werden immer öfter besucht. Eine Obsan-Studie bietet neue Zahlen dazu. Zum Beispiel: 777'000 Personen begaben sich dreimal in einem Jahr auf den Spital-Notfall.

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

Vom gleichen Autor

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.