Gebt den Kindern vor der Operation ein iPad …

… und spart dafür bei den Beruhigungsmitteln. Dies das Fazit eines Tests, der jetzt am Weltkongress der Anästhesisten präsentiert wurde.

, 29. August 2016 um 14:39
image
  • spital
  • pädiatrie
  • anästhesie
  • trends
Konkret machte ein französisches Ärzteteam einen kleinen Doppelblindtest. Im Zentrum stand eine Gruppe von 112 Kindern zwischen vier und zehn Jahren, die allesamt eine Operation im Rahmen einer stationären Behandlung vor sich hatten.
Die eine Hälfte erhielt vor dem Eingriff und der Betäubung ein in solchen Fällen übliches Beruhigungsmittel (Midazolam). Derweil verabreichte das Team um Anästhesie-Chefarzt Dominique Chassard der anderen Kinder-Gruppe ein iPad, und zwar jeweils rund 20 Minuten vor Einleitung der Narkose. Auf dem Gerät fanden sich altersgerechte Spiele.

Zur Mitteilung der World Federation of Societies of Anaesthesiologists: «iPads as effective as sedatives for children before operations», in: Eurekalert, August 2016.

Insgesamt vier Mal untersuchte ein zugezogener Psychologe die Ängste der jeweiligen Kinder und die Befindlichkeit der Eltern – bei der Hospitalisierung, bei der Trennung von Eltern und Kind, vor der Anästhesie, nach dem Aufwachen. Und auf eine weiteren Ebene beurteilten Anästhesie-Pflegefachleute die Qualität der jeweiligen Narkose.
Die Kernaussage am Ende: Es gab fast keinen Unterschied. Sowohl Kinder als auch die Eltern beider Vergleichsgruppen verspürten identische Angst-Niveaus, und auch die Entwicklung der Gefühle über die vier Test-Zeitpunkte verlief identisch.
Doch sowohl die Eltern als auch die Pflegefachleute fanden die Einleitung der Narkose bei der «Tablet-Gruppe» befriedigender.

Der Trend: Gamification statt Pharmazeutik

Anders gesagt: Die Beruhigung per iPad war vielleicht nicht besser – aber sie kam bei den Beteiligten eindeutig besser an.
«Unsere Studie zeigt, dass die Furcht der Kindern und der Eltern vor einer Anästhesie durch Midazolam und die Verwendung eines iPad gleich stark gedämpft wird», sagt Dominique Chassard, der als Chef-Anästhesiologe am Hôpital Mere Enfant in Lyon arbeitet. «Aber die Qualität der Einleitung der Narkose und die Zufriedenheit der Eltern erschienen bei der iPad-Gruppe höher. Die Verwendung von iPads oder anderen Tablet-Geräten wäre ein nicht-pharmazeutisches Hilfsmittel, um den voroperativen Stress in der Kinderchirurgie ohne Sedativa zu senken.»

  • Bild: Devon Christopher Adams, Flickr CC

Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Spital Einsiedeln: Geburtsabteilung öffnet erst nächstes Jahr wieder

Die Geburtenabteilung des Ameos Spitals Einsiedeln bleibt geschlossen. Grund ist Personalmangel.

image

Kanton finanziert Virtual Reality am Kantonsspital Graubünden

Der Kanton Graubünden investiert über 1,8 Millionen Franken in die virtuelle Ausbildung von medizinischem Fachpersonal.

image

BFH gründet weiteres Digital-Health-Institut – Patienten im Zentrum

Das neue Institut der Berner Fachhochschule sucht nach digitalen Lösungen, die das Selbstmanagement, die Kommunikation und die Überwachung der Patienten zu verbessern helfen.

image

«Friendly Work Space» – diese Spitäler tragen neu das Label

Die Gesundheitsförderung Schweiz zeichnet Unternehmen aus, die besonders gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen schaffen.

image

Nach abruptem Abgang: Die Psychiatrie St. Gallen hat wieder eine Direktorin

Steffi Weidt wird im April 2024 Direktorin 'Medizin und Psychologie' der Psychiatrie St. Gallen.

image

Urologie: 44 Spitäler wollten – diese 27 dürfen

In der Hochspezialisierten Medizin (HSM) wurden neue Leistungsaufträge vergeben – diesmal für zwei komplizierte Urologie-Operationen.

Vom gleichen Autor

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.

image

Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

image

Wer will bei den Helios-Kliniken einsteigen?

Der deutsche Healthcare-Konzern Fresenius sucht offenbar Interessenten für den Privatspital-Riesen Helios.