Gewalt gegen Spitalpersonal: Genfer Unikliniken reagieren

Die Aggressionen gegen das Pflegepersonal und andere HUG-Angestellte haben in den letzten Monaten klar zugenommen. Jetzt stellt die Direktion klar: Es reicht.

, 2. September 2016 um 08:26
image
  • spital
  • arbeitswelt
  • genf
  • universitätsspital genf
«Stopp der Gewalt gegenüber dem Personal»: Unter diesem Titel ergreifen die Hôpitaux Universitaires de Genève HUG eine Reihe von Massnahmen. Sie sollen helfen, dass es weniger erschütternde Vorföllle gibt, sie sollen die Mitarbeiter sensibilisieren und auch jene Personen ansprechen, die sich unanständig benehmen.
Der Hintergrund: 99 Angestellte des Unispitals wurden in den letzten drei Jahren Opfer von gewalttätigen Angriffen oder schwerer verbaler Aggression. Vor allem: Die Zahl der Fälle steigt an. Wurden der HUG-Direktion im Jahr 2013 noch 20 solcher Übergriffe gemeldet, waren es letztes Jahr schon 32. Und im laufenden Jahr registrierte man alleine im ersten Halbjahr 23 Gewalts-Fälle.
Dabei wurden 60 Prozent als schwerwiegende Vorfälle eingestuft, bei denen der Sicherheitsdienst eingreifen musste.
image
«Sie sind nicht hier, um schlecht behandelt zu werden. Wir auch nicht»: Plakat des HUG
Die Spitalleitung will nun insbesondere dem Personal den Rücken stärken – und zugleich das Publikum ansprechen. Unter anderem werden Plakate aufgehängt, welche das Publikum ansprechen mit dem Satz: «Sie sind nicht hier, um schlecht behandelt zu werden. Wir auch nicht.»

Auch ein Ort für jene, die sich um Sie kümmern

«Natürlich ist das Spital ein Ort, an dem sich auch Leiden, Krankheit und Ängste ausdrücken» sagt HUG-Generaldirektor Bertrand Levrat. «In bestimmten Fällen schafft das Spitalumfeld einen Druck, der sich entladen kann in Drohungen, Gewalt und Aggressionen von Patienten und ihren Angehörigen gegenüber dem Pflegepersonal oder anderen Mitarbeitern.» Aber gewisse Akte seien nicht akzeptabel. Ein Spital müsse nicht nur ein Refugium für Kranke oder Verletzte sein, sondern auch ein guter Ort für jene, die sich um sie kümmern.
Das Angebot zur Unterstützung der HUG-Angestellten sieht unter anderem juristischen und psychologischen Beistand vor, aber auch die Schaffung eines Teams, welches die Angegriffenen sofort unterstützen und begleiten kann.

«Lutte contre les menaces et agressions à l’encontre des collaborateurs»: Zu den Unterlagen der HUG, September 2016.

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Löhne: Gesundheitsbranche erwartet für 2026 nur ein kleines Plus

Die UBS prognostiziert einen durchschnittlichen Lohnanstieg von 1 Prozent. Damit dürfte das Gesundheitswesen im Mittelfeld liegen – nach einem ebenfalls verhaltenen Jahr 2025.

image

Der Mangel an selbständigen Ärzten wird sich nicht bessern

Eine Befragung – auch von Medizinstudenten – zeigt, dass ein unnötiger Flaschenhals bei der Organisation der Praktikumsplätze besteht.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Temporärarbeit in der Pflege: (K)ein Problem!

«Zu teuer, zu flexibel, zu problematisch?» Die Kritik an Temporärarbeit reisst nicht ab. Doch David Paulou, Direktor der grössten Schweizer Personalberatung im Gesundheitswesen, hält dagegen – mit Fakten, die das gängige Bild infrage stellen.

image

«Nulltoleranz» gegenüber Aggressionen am Spital Wallis

68 Prozent mehr Fälle von asozialem Verhalten in zwei Jahren – Eine neue Richtlinie und eine Sensibilisierungskampagne sollen künftig das Personal vor Übergriffen durch Patienten und Angehörige schützen.

image

Antwort auf «Mental Health Crisis»: Neue Stiftung sucht andere Therapien

Die Consciousness & Mental Health Foundation startet ein Ausbildungs- und Forschungsprogramm zu neuen Behandlungsformen. Damit soll Genf zu einem internationalen Bezugspunkt für Innovation in der Psychiatrie werden.

Vom gleichen Autor

image

Spital heilt, Oper glänzt – und beide kosten

Wir vergleichen das Kispi Zürich mit dem Opernhaus Zürich. Geht das? Durchaus. Denn beide haben dieselbe Aufgabe: zu funktionieren, wo Wirtschaftlichkeit an Grenzen stösst.

image

Überarztung: Wer rückfordern will, braucht Beweise

Das Bundesgericht greift in die WZW-Ermittlungsverfahren ein: Ein Grundsatzurteil dürfte die gängigen Prozesse umkrempeln.

image

Kantone haben die Hausaufgaben gemacht - aber es fehlt an der Finanzierung

Palliative Care löst nicht alle Probleme im Gesundheitswesen: … Palliative Care kann jedoch ein Hebel sein.