Forschung: Dickmacher Darmbakterien?

Darmbakterien könnten verantwortlich für Übergewicht sein. Zu diesem Schluss kommt die Berner Forscherin Maria Luisa Balmer - und wird dafür mit dem Marie Heim-Vögtlin Preis ausgezeichnet.

, 19. Oktober 2023 um 12:23
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Maria Luisa Balmer, Fachärztin für Innere Medizin am Inselspital und Forschungsgruppenleiterin an der Universität Bern. |zvg
Die diesjährige Gewinnerin des Marie Heim-Vögtlin Preises ist Maria Luisa Balmer. Der Schweizerische Nationalfond (SNF) verleiht ihr den Preis für ihre Forschung über Darmbakterien und deren Rolle bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 und krankhaftem Übergewicht.
Die Zahlen sind alarmierend: Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind in der Schweiz rund 42 Prozent der erwachsenen Bevölkerung und 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig - Tendenz steigend. «Schon seit längerem weiss man, dass bei der Entstehung von Übergewicht die Darmflora eine wichtige Rolle spielt», sagt Maria Luisa Balmer, Fachärztin für Innere Medizin am Inselspital und Forschungsgruppenleiterin an der Universität Bern.

Veränderte Darmflora

In ihrer Forschung untersuchte Balmer deshalb, wie Darmbakterien, deren Stoffwechselprodukte und das Immunsystem zusammenspielen. Was man bereits weiss: Krankhaft übergewichtige Menschen haben meist eine andere Darmflora als schlanke, gesunde Personen. So wachsen bei ihnen bestimmte Bakterienarten sehr stark und verdrängen andere. Maria Luisa Balmer ging nun der Frage nach, ob die veränderte Darmflora Ursache oder Folge des Übergewichts ist. Untersucht wurden dazu keimfreie Mäuse, die an der Universität Bern in einer weltweit einzigartigen Anlage gezüchtet werden.

Aufgespürt: dickmachende Bakterien

Tatsächlich konnte Balmer und ihr Team fünf Bakterienarten identifizieren, welche die Mäuse anfälliger für Übergewicht machten. Im nächsten Schritt will das Team nun analysieren, wie dieser Einfluss zustande kommt - etwa, welche bakteriellen Stoffwechselprodukte zum dickmachenden Effekt beitragen und wie diese das Immunsystem beeinflussen.

Mit dem Marie Heim-Vögtlin-Preis würdigt der SNF jedes Jahr eine hervorragende Nachwuchsforscherin. Marie Heim-Vögtlin wurde 1868 als erste Schweizerin an der Universität Zürich zum Studium an der medizinischen Fakultät zugelassen. Nach dem Abschluss des Studiums eröffnete sie eine Praxis für Gynäkologie, die sie nach der Geburt ihrer zwei Kinder weiterführte. Sie zählt zu den Vorreiterinnen im Kampf für den Zugang der Frauen zu akademischer Bildung.

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