Notfall: Zürich testet Einsatz von «Präklinischen Spezialisten»

Mit einem neuen Berufsbild soll die Notfall-Versorgung verbessert und zugleich entlastet werden.

, 11. März 2024 um 11:29
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Es braucht nicht immer die ganze Equipe samt Blaulicht: Sanitäter von Schutz & Rettung Zürich im Einsatz  |  Bild: PD
Die Rettungsdienste der Stadt Zürich führen im Rahmen eines Pilotversuchs die Funktion der «Präklinischen Fachspezialist*innen» (so die offizielle Schreibweise) ein.
Die Stadt will damit zur Weiterentwicklung der Berufsbilder im Rettungsdienst und zur zeitgemässen präklinischen Notfallversorgung beitragen, so die Mitteilung.
Was heisst das konkret? Die Präklinischen Fachspezialisten sind erfahrene Rettungssanitäter HF, die bei bestimmten nicht dringlichen Notfalleinsätzen ausrücken; sie haben zudem eine Zusatzausbildung durchlaufen.
Im Alltag sind sie allein und mit einem kleineren Fahrzeug unterwegs – ohne Blaulicht. Teilweise führen sie dabei anderes Material mit als ein Rettungswagen. Und sie transportieren auch keine Patienten.
Andererseits haben sie – auch wegen der erwähnten Zusatzausbildung – mehr Möglichkeiten, Patienten vor Ort zu untersuchen und zu behandeln, etwa bei der Medikamentenabgabe.
«PFS-Einsätze sind keine zusätzlichen Einsätze, sondern eine Anpassung der Einsatztaktik im Rettungsdienst.»
Ein Ziel ist dabei, Menschen mit leichten Verletzungen oder Erkrankungen so weit zu versorgen, dass sie zu Hause bleiben können; oder dass sie anschliessend selbst einen Arzt oder eine Notfallpraxis aufsuchen können – ohne eine Ambulanz zu beanspruchen.
Dabei helfen die PFS (so die Abkürzung) auch bei der Organisation, etwa bei der Überweisung an Hausärzte oder bei der Weiterbetreuung durch die Spitex.
«PFS-Einsätze sind keine zusätzlichen Einsätze, sondern eine Anpassung der Einsatztaktik im Rettungsdienst», erklärt die Mitteilung dazu: «Wenn künftig PFS verfügbar sind, rücken diese aus – andernfalls bewältigen Rettungsdienst-Teams weiterhin solche Einsätze.»

Weniger Druck im Notfall

Im Hintergrund steht der zunehmende Druck in der Notfall-Grundversorgung – aus den bekannten Gründen: mehr Patienten, rascherer Rückgriff auf 144er-Nummern und Notfallstationen, Fachkräftemangel im Rettungswesen, weniger Hausärzte, wachsender Anteil älterer Menschen.
Im Vorfeld analysierte die Stadtzürcher Organisation Schutz und Rettung den Bedarf für ein neues Berufsbild und die Eignung der CAS-Weiterbildung «Klinische*r Fachspezialist*in» an der ZHAW. Dabei wurde ein deutlicher Bedarf sichtbar.
Die kantonale Gesundheitsdirektion hat Schutz und Rettung Zürich sowie den am Projekt beteiligten Rettungsdiensten Spital Bülach AG und Regio 144 die entsprechende Bewilligung für den Pilotversuch erteilt.

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