Ostschweizer Kantone fordern EPD-Stopp

In der aktuellen Form bringe das Projekt kaum Nutzen: Es habe zu viele Konstruktionsfehler. Die Ostschweizer Regierungskonferenz verlangt deshalb einen Zwischenhalt.

, 7. Dezember 2023 um 07:47
image
Konstruktionsfehler und wenig Nutzen: Diese Kantone fodern, dass das EPD neu gedacht wird. | Screenshot
die Ostschweizer Regierungskonferenz (ORK) vom Bund einen Halt beim elektronischen Patientendossier (EPD): Bevor das Parlament in Bern eine Zusatzfinanzierung beschliesse, müssten die grundlegenden Probleme gelöst werden, heisst es in einem gemeinsamen Communiqué der Ostschweizer Kantone.
Beim Bundesrat sind zwei Vorlagen für das EPD in Planung. Die Vernehmlassung zum Bundesgesetz über das elektronische Patientendossier (EPDG) wurde Ende Oktober abgeschlossen. Die Ostschweizer Regierungen befürchten nun, «dass diese Vorlagen die Krankenkassenprämien in die Höhe treiben». Die Vorlagen brächten den Digitalisierungsprozess nicht voran, weil bestehende Konstruktionsfehler noch nicht gelöst seien.

Kaum Nutzen für Patienten

Das EPD basiere auf einer veralteten Technik und sei daher kaum von Nutzen für die Bevölkerung. Statt dynamischer Daten wie etwa Blutdruckwerte, welche zwischen Leistungserbringern ausgetauscht werden könnten, beinhalte das EPD nur statische Bilder und PDF-Dateien.
Zugleich gebe es kaum einen Nutzen für Patienten: «Während die Bevölkerung ihre Bankangelegenheiten aufgrund der kundenfreundlichen Lösungen digital erledigen kann, eröffnet kaum jemand ein EPD», so die ORK. Weiter fehle der kostendämpfende Effekt.
Hinzu komme, dass die Offenlegung der Gesundheitsdaten freiwillig sei. Jeder Patient könne seine Daten gegenüber den behandelnden Ärzten oder Spitälern nach Gutdünken offenlegen. Auch damit werde der mögliche Nutzen zunichtegeamcht – etwa die Vermeidung von Doppelbehandlungen.

Konstruktionsfehler

Bemängelt wird auch, dass zwischen den Stammgemeinschaften kaum Kommunikation stattfindet und diese 'nicht umfassend' gewährleistet sei. «Statt einer Vielzahl von Stammgemeinschaften, sollte auf Bundesebene ein System vorgegeben und für verbindlich erklärt werden», fordern die Kantone.
Über eine Zusatzfinanzierung soll deshalb erst entschieden werden, wenn diese grundlegenden Konstruktionsfehler behoben sind.
In der ORK sind die Kantone Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Glarus, Graubünden, Schaffhausen, St. Gallen und Thurgau vertreten. Der Kanton Zürich und das Fürstentum Liechtenstein sind als assoziierte Mitglieder angeschlossen.
  • EPD
  • politik
  • BAG
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Inselkonflikt: So äussert sich der Gesundheitsdirektor

Das nächste grosse Projekt sei es, die Stimmung am Inselspital zu verbessern, sagt der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.

image

HFR Freiburg: Fürs EPD bitte rasch an den Schalter

Eine Beratungsbox beim Haupteingang des Freiburger Spitals soll das Elektronische Patientendossier mehr unter die Leute bringen.

image

Die Gesundheitskosten stiegen nochmals, aber…

Inzwischen liegen die Schweizer Gesundheitsausgaben über 90 Milliarden Franken. Allerdings: Man kann vorsichtig optimistisch sein.

image

Es bleibt dabei: Die Krankenkasse bezahlt den Zahnarzt nicht

Der Nationalrat lehnte einen Vorstoss dazu deutlich ab.

image

BAG: Neue Leiterin der Abteilung Internationales

Barbara Schedler Fischer folgt im August auf Nora Kronig Romero.

image

Notfall: 50 Franken für Bagatellfälle

Ein altes Anliegen kommt wieder aufs Tapet: Die Gesundheitskommission des Nationalrats stellt zwei Varianten vor.

Vom gleichen Autor

image

Spital Wetzikon: Und noch ein GL-Mitglied weniger

Letzte Woche Urs Eriksson, heute Judith Schürmeyer – wieder hat ein Geschäftsleitungs-Mitglied das GZO Spital verlassen. Interimistisch übernimmt Susanna Oechslin.

image

Wie wäre es, keinen Arztbericht mehr schreiben zu müssen?

In Zukunft dürfte ChatGPT solche Aufgaben übernehmen. Laut einer Studie schreibt das KI-Programm den Arztbericht zehnmal schneller – und nicht schlechter.

image

Insel: «Die Stimmung könnte besser sein»

Auf Radio SRF äusserte sich Bernhard Pulver zu den Mobbing-Vorwürfen. In Sachen Führung gebe es Handlungsbedarf. Aber man habe das Personal nicht vergessen.