Wie wäre es, keinen Arztbericht mehr schreiben zu müssen?

In Zukunft dürfte ChatGPT solche Aufgaben übernehmen. Laut einer Studie schreibt das KI-Programm den Arztbericht zehnmal schneller – und nicht schlechter.

, 7. Mai 2024 um 07:42
image
Symbolbild: Medinside, erstellt mit KI Midjourney.
Das KI-Modell Chat-GPT kann Arztberichte bis zu zehnmal schneller schreiben als menschliche Mediziner – ohne dass dabei die Qualität leidet. Das folgern Forscher der Klinik für Orthopädie und Traumatologie des Universitätsspitals Basel (USB) aus einer Pilotstudie mit sechs virtuellen Patientenfällen.
Die Studie führten sie mit schwedischen Kollegen aus dem Karolinska-Institut, dem Universitätsklinikum Uppsala und dem Danderyd-Krankenhaus durch.
«Die Möglichkeit, administrative Aufgaben wie die Zusammenfassung von Patientenaktennotizen effizienter zu gestalten, könnte erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsbelastung der medizinischen Fachkräfte haben und gleichzeitig die Qualität der Versorgung verbessern», betonen die Studienautoren Guillermo Sanchez Rosenberg und Andreas Müller vom USB.
Schliesslich wird heute ein grosser Teil der Arbeitszeit von Ärzten von bürokratischen Aufgaben in Anspruch genommen.
  • Rosenberg, G. S., Magnéli, M., Barle, N., Kontakis, M. G., Müller, A. M., Wittauer, M., Gordon, M., & Brodén, C.: «ChatGPT-4 generates orthopedic discharge documents faster than humans maintaining comparable quality: a pilot study of 6 cases», in: «Acta Orthopaedica», 95, 152–156. März 2024.
Die Forscher wollten wissen: Wie gut und wie schnell kann Chat-GPT Arztberichte erstellen?
Sie erfanden dafür sechs Patientenfälle und schrieben dafür fiktive medizinische Aktennotizen. Daraus erstellten Chat-GPT als auch echte Fachärztinnen und -ärzte Arztberichte für die sechs Patienten. Ein 15-köpfiges Expertengremium bewertete Qualität und Erstellungsgeschwindigkeit der Berichte. Das Gremium wusste nicht, von wem die Berichte geschrieben worden waren, von Mensch oder Maschine.

Fehlerquote

Im Grossen und Ganzen war die Qualität der Berichte von KI und Mensch vergleichbar, so das Resultat. Beide machten ungefähr gleich viele Fehler, bei mehreren Berichten waren Korrekturen nötig. Aber: Das KI-Modell Chat-GPT-4 erstellte die Dokumente zehnmal schneller als die Ärzte.
Das Ziel sei die Entwicklung eines KI-Modells, das in der lokalen IT-Umgebung des Spitals laufen könne, um den Schutz der Patientendaten zu gewährleisten, so die Studienautoren weiter. Im Bericht zur Studie machen sie aber auf etwas aufmerksam: Die von der KI erstellten Berichte müssen – genau so, wie es heute bereits mit herkömmlich erstellten Dokumenten der Fall ist – von Menschenhand überprüft werden.

Weitere Studie

In Kürze soll eine weitere Studie gestartet werden, bei der die Forschenden 1’000 medizinische Patientenakten von Chatbots und Menschen parallel zusammenfassen lassen wollen. Die Herausforderung liegt hier vor allem beim Schutz der Patientendaten und beim Datenmanagement.
  • ärzte
  • arztpraxis
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Ein Walliser wird Chefarzt am Inselspital

Der Nachfolger von Klaus Siebenrock als Chefarzt Orthopädische Chirurgie und Traumatologie heisst Moritz Tannast.

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

image

Berner Zeitungen verletzten Privatsphäre einer Ärztin

Ein Artikel in den Berner Medien enthielt zu viele Details über eine verurteilte Ärztin. Der Pressrat gab deshalb den Universitären Psychiatrischen Diensten Bern (UPD) recht.

image

EPD: Verschnaufpause für Ärztinnen und Ärzte

Die Anschlusspflicht für Ärztinnen und Ärzte ans EPD soll erst mit der grossen Revision eingeführt werden.

Vom gleichen Autor

image

Spital Wetzikon: Und noch ein GL-Mitglied weniger

Letzte Woche Urs Eriksson, heute Judith Schürmeyer – wieder hat ein Geschäftsleitungs-Mitglied das GZO Spital verlassen. Interimistisch übernimmt Susanna Oechslin.

image

Insel: «Die Stimmung könnte besser sein»

Auf Radio SRF äusserte sich Bernhard Pulver zu den Mobbing-Vorwürfen. In Sachen Führung gebe es Handlungsbedarf. Aber man habe das Personal nicht vergessen.

image

Spital-CEO wird Präsident der Krebsliga Bern

Kristian Schneider übernimmt das Amt zusätzlich zu seiner Funktion als CEO des Spitalzentrums Biel.