Deutschland stellt bald nur noch E-Rezepte aus

Ab 2024 müssen deutsche Ärzte Rezepte elektronisch ausstellen. Profitieren könnte davon auch eine Schweizer Versandapotheke.

, 14. Juli 2023 um 12:22
image
In deutschen Apotheken werden Rezepte bald nur noch elektronisch eingelöst. | Unsplash
Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat in einem Gesetzentwurf beschlossen, dass Ärzte ab dem 1. Januar 2024 Verschreibungen elektronisch ausstellen müssen. Bereits seit dem 1. Juli gibt es eine neue Möglichkeit zum Einlösen von E-Rezepten: hierbei ist das Rezept auf der elektronischen Versichertenkarten (eGK) gespeichert und kann in der Apotheke mit einem Lesegerät abgerufen werden.

Verzögerung, auch wegen technischer Probleme

Ein deutschlandweiter Start elektronischer Rezepte in grösserem Stil hatte sich bereits mehrfach verzögert, auch wegen technischer Probleme. Der neue, einfachere Einlöseweg per Karte soll nun einen Durchbruch ermöglichen. Bis Ende Juli sollen voraussichtlich 80 Prozent der Apotheken diesen zusätzlichen Weg anbieten können, E-Rezepte sollen in Deutschland bis Anfang nächsten Jahres auf breiter Front in allen Praxen ausgestellt werden.

Gute Nachricht für Versandapotheke

Die Versandapotheke Docmorris (ehemals Zur Rose) erwirtschaftet spätestens seit dem Verkauf des Schweizer Geschäftsteils an die Migros ihre Umsätze vor allem in Deutschland und ist dort stark von einem Vorankommen des E-Rezepts abhängig. Der Gesetzesentwurf dürfte für sie grunsätzlich eine gute Nachricht sein.

... und dennoch fühlen sie sich aktuell benachteiligt

Dennoch fühlen sich die Versandapotheken benachteiligt. Sie begründen dies damit, dass sich aktuell der Weg zum Einlösen von E-Rezepten in stationären Apotheken zwar stark vereinfacht habe, im Gegensatz dazu der Weg direkt über eine Versandapotheke für Versicherte noch sehr kompliziert sei. Um ein E-Rezept bei einer Online-Apotheke volldigital einzulösen, braucht es aktuell eine E-Rezept-App mit PIN und Kontaktlosfunktion (NFC). Die Downloadzahlen der App lassen darauf schliessen, dass diese Option nur von sehr wenigen Versicherten genutzt wird. Die Online-Apotheke fühlt sich dikriminiert und hat deshalb eine Beschwerde bei der EU wegen «diskriminierender E-Rezept-Einführung» eingereicht. Sie fordern eine Versichertenkarte ohne PIN, analog zum Verfahren für die Vor-Ort-Apotheken.

E-Patientenakten für alle

Der Referentenentwurf von Lauterbach sieht auch Regelungen zum geplanten Neustart für E-Patientenakten vor. Demnach sollen alle gesetzlich Versicherten bis 15. Januar 2025 automatisch eine bekommen - es sei denn, man lehnt das aktiv ab. Als freiwilliges Angebot waren die E-Akten 2021 eingeführt worden, aber nicht einmal ein Prozent der 74 Millionen Versicherten nutzt sie.
  • deutschland
  • Karl Lauterbach
  • e-rezept
  • digitalisierung
  • ärzte
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Vom Spital ins All: Auch eine Perspektive für Ärzte

Der Berner Mediziner Marco Sieber wird der zweite Schweizer Astronaut nach Claude Nicollier.

image

Ein Walliser wird Chefarzt am Inselspital

Der Nachfolger von Klaus Siebenrock als Chefarzt Orthopädische Chirurgie und Traumatologie heisst Moritz Tannast.

image

Das verdienen die Ärzte an deutschen Universitäts-Spitälern

In Deutschland einigten sich Unikliniken und Mediziner auf eine Lohnerhöhung um 10 Prozent – sowie auf eine Senkung der Arbeitszeit auf 40 Stunden.

image

In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig

Die Arztzahlen in der Schweiz haben ein neues Rekord-Niveau erreicht: Es gibt nun 41'100 Berufstätige.

image

Der Erfinder des Ledermann-Implantats ist tot

Er war ein bekannter Implantologe, später auch Hotelier und Schriftsteller. Nun ist Philippe Daniel Ledermann 80-jährig gestorben.

image

Ärzte in der Krise: Immer mehr suchen Unterstützung

Zu viel Arbeit, Burn-Out, Angst, Selbstzweifel und Depression: Das sind die fünf Hauptgründe für Ärzte und Ärztinnen, sich Hilfe bei der Remed-Hotline zu holen.

Vom gleichen Autor

image

Spital Wetzikon: Und noch ein GL-Mitglied weniger

Letzte Woche Urs Eriksson, heute Judith Schürmeyer – wieder hat ein Geschäftsleitungs-Mitglied das GZO Spital verlassen. Interimistisch übernimmt Susanna Oechslin.

image

Insel: «Die Stimmung könnte besser sein»

Auf Radio SRF äusserte sich Bernhard Pulver zu den Mobbing-Vorwürfen. In Sachen Führung gebe es Handlungsbedarf. Aber man habe das Personal nicht vergessen.

image

Spital-CEO wird Präsident der Krebsliga Bern

Kristian Schneider übernimmt das Amt zusätzlich zu seiner Funktion als CEO des Spitalzentrums Biel.