Ist das Krankenhaus, in dem eine Operation vollzogen wird, in der Nähe des Wohnorts? Wie weit entfernt darf und soll es sein? Solche Fragen werden im Rahmen der Spitalplanung ja ständig erörtert.
Jetzt wirft aber eine neue Forschungsarbeit ein Licht auf einen speziellen medizinischen Aspekt – nämlich auf das erhöhte Risiko, welches sich für die Patienten hier indirekt ergeben könnte.
Was, wenn der Patient innert 30 Tagen Komplikationen hatte?
Konkret: Ein Team von Kardiologen, Angiologen und Chirurgen der US-Universitäten von Utah und Dartmouth untersuchte, ob sich die Mortalität unterscheidet zwischen den Patienten, die bei Komplikationen nach einer Operation im Ursprungsspital behandelt werden – sowie jenen, die ein anderes Krankenhaus aufsuchen müssen.
Dabei untersuchten Benjamin Brooke, Philipp Goodney und diverse Kollegen ein Datensample von 9,4 Millionen Fällen aus über einem Jahrzehnt. Es handelte sich um zwölf schwerere Eingriffe, etwa Bypässe, Hernien, Schädelbrüche oder den Einbau von Knie- und Hüftprothesen.
In einem weiteren Schritt prüften die Wissenschaftler dann insbesondere jene Fälle, wo die Patienten innert 30 Tagen wegen unerwarteter Komplikationen nochmals in die Klinik mussten.
Benjamin S. Brooke, Philip P. Goodney, Larry W. Kraiss u.a., «Readmission destination and risk of mortality after major surgery: an observational cohort study», in: «The Lancet», 17. Juni 2015Die meisten Betroffenen kehrten logischerweise ins Ursprungsspital zurück – in all den erfassten amerikanischen Fällen waren es 83 Prozent. Die restliche Gruppe aber hatte einen Nachteil: Sie war einem signifikant höheren Risiko ausgesetzt.
Bei der Rückkehr ins Ausgangsspital lag die Mortalitätsrate (innert 90 Tagen) um 26 Prozent tiefer. Oder anders gesagt: Es ist von signifikantem Vorteil, wenn die Krankenhaus-Crew den Patienten und seine Geschichte bereits kennt.
Folgen für die regionale Verteilung der Chirurgie
«Unsere Arbeit verleitet zur Annahme, dass eine kontinuierliche Betreuung im gleichen Spital und mit dem gleichen medizinischen Team angestrebt werden sollte», sagte
Benjamin Brooke zum Fachportal
«Fierce Healthcare». «Dies ist kritisch, um die besten Resultate zu erreichen, falls es nach einer Operation zu Komplikationen kommt.»
Und so folgern die Autoren in ihrem Aufsatz, dass ihre Resultate «wichtige Implikationen für die durch Kosten-Effizienz gesteuerte regionale Verteilung der chirurgischen Angebote enthalten.»
Oder um es anders zu sagen: Die Frage der Sicherheit wäre auch ein Aspekt, der sowohl beim Medizintourismus als auch bei regionalen und nationalen Spitalplanungen wohl noch zuwenig berücksichtigt ist.