Walenstadt: Ein Mitarbeiter packt aus

Ein Mitarbeiter am Spitalstandort Walenstadt kritisiert die St. Galler Spitalstrategie. Er schildert seine Version der Abläufe.

, 19. Dezember 2019 um 08:03
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Die neue St. Galler Spitalstrategie sieht vor: Bis 2028 sollen aus fünf der neun Spitäler Gesundheits- und Notfallzentren mit einem beschränkten Angebot werden. Auch in Walenstadt. 
Ein Mitarbeiter des Spitals am Walensee behauptet jetzt gegenüber Medinside: Das «Aushungern» sei schon seit «sehr langer Zeit» auf die jetzige Strategie geplant gewesen. Die Person möchte anonym bleiben. 
Es habe wahrscheinlich mit der Schliessung der Intensivstation vor vielen Jahren begonnen. Daraufhin konnten diverse Operationen nicht mehr durchgeführt werden. Dann folgte der Weggang des Labors – und immer mehr Eingriffe wurden nach Grabs verschoben, schildert die Person weiter: Etwa die Kiefer- oder die Bauchchirurgie.

Material nach Grabs verschoben

Gennant wird auch das Beispiel der Gefässeingriffe. Von einem Tag auf den anderen sollen zudem diverse Materialien von Walenstadt nach Grabs verschoben worden sein: etwa ein Gefässsieb oder eine Karbonplatte für den Operationstisch.
Die Karbonplatte wurde in Walenstadt nicht mehr benötigt, erklärt Mediensprecherin Andrea Bachman von der Spitalregion RWS auf Anfrage. Dies, weil seit dem Weggang eines Kaderarztes im Jahr 2017 keine gefässchirurgischen Eingriffe mehr in Walenstadt durchgeführt werden. 

Mitarbeiter in Grabs angeblich überfordert

Ein weiterer Kritikpunkt der Person bezieht sich auf die Kapazitäts-Diskrepanz zwischen Walenstadt und Grabs. Im Gegensatz zu Walenstadt soll das Personal am Standort Grabs an die Kapazitätsgrenzen stossen. Dies wiederum führe zu grossen Mehrbelastungen – und nebst Kündigungen zu einem schlechten Arbeitsklima in Grabs.
Das sei ein doppeltes Problem: Denn seit Jahren soll in der OP-Pflege in Walenstadt niemand neues mehr eingestellt worden sein. Das Personal von Grabs müsste aushelfen. Doch die «Überforderung», so die Schilderung, lasse keine Einsätze mehr von Leuten aus Grabs zu.

«Keine Verschiebung, sondern zusätzliche Fälle»

Dazu Kommunikationsleiterin Andrea Bachmann: «Aufgrund der hohen Auslastung in Grabs ist es weniger gut möglich, grosszügig Personal auf die verschiedenen Standorte zu verteilen.» Es sei aber nicht richtig, dass mehrere Operationsarten von Walenstadt nach Grabs verschoben wurden. 
Das Personal im Spital Grabs sei sehr gut ausgelastet, was auf die Zunahme der Patientenfrequenzen in den letzten Jahren zurückzuführen sei, heisst es weiter. «Es handelt sich dabei nicht um eine Verschiebung von Walenstadt nach Grabs, sondern um zusätzlich Fälle.» 

«Neue Strategie führt zu höheren Kosten»

Ob das Arbeitsklima in Grabs tatsächlich etwas vergiftet zu sein scheint, bleibt indes offen. Überhaupt ist unklar, was es mit den Vorwürfen auf sich hat. Ob das Spital Grabs aber eine hohe Fluktuation feststellt, liess die Spitalregion unbeantwortet. Für den langjährigen Mitarbeitenden aus Walenstadt ist allerdings jetzt schon klar: Mit der neuen Strategie werden keine Kosten gespart. Im Gegenteil. 
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