Aus welchem Bedürfnis heraus wurde Swiss Healthcare Startups (SHS) 2016 ins Leben gerufen?
Die Initianten und Vorstandsmitglieder von SHS sind Unternehmer und Fachleute mit Bezug zum Gesundheitswesen. Sie haben erkannt, dass es schweizweit kein Netzwerk im Bereich der Förderung von Startups im Gesundheitswesen gibt. Für Jungunternehmerinnen und Jungunternehmer ist es jedoch existenziell, dass sie Zugang zu den relevanten Stakeholdern bekommen und ihr volles Potential ausschöpfen können. Die Idee zu einer unabhängigen Plattform, die den Dialog, die Vernetzung und den Austausch in unserem gesamten Ökosystem ermöglicht, war damit geboren.
Wie unterstützt SHS Healthcare Startups?
Wir fördern Innovationen im Gesundheitssektor, indem wir Startups mehr Sichtbarkeit verleihen, Netzwerke aufbauen und erweitern sowie allen Mitgliedern ermöglichen, mit den verschiedenen Akteuren im Gesundheitssystem in einen Dialog zu treten. Dazu gehören etwa Finanzgeber, Ärzte, Spitäler, Pharmaunternehmen, Versicherer. Mit verschiedenen Veranstaltungen, wie etwa dem Digital Health Day, wird der Austausch innerhalb dieses Ökosystems gefördert sowie unseren Startup Mitgliedern eine Plattform für Präsentationen geboten.
Um die Sichtbarkeit von Healthcare Startups zu erhöhen, hat SHS eine interaktive Datenbank entwickelt. Welchen Nutzen bringt diese Jungunternehmen?
Unsere Datenbank (SHS Cortex) vereint derzeit mehr als 400 Startups aus dem Schweizer Gesundheitssystem. Die Startups können sich untereinander austauschen und von interessierten Partnern gefunden werden. Am SHS Cortex Live, unserem neuesten digitalen Eventformat, können sich die Startup Mitglieder digital vor einem grossen Publikum präsentieren und ad hoc Feedback von Experten aus dem Gesundheitsbereich erhalten. Der SHS Cortex Live ist öffentlich zugänglich und gratis.
Inwiefern hat die Pandemie innovative Entwicklungen im Healthcare Bereich beschleunigt?
Den Drang nach Lösungsfindung und Innovation spüre ich stärker als früher. Ob das direkt mit der Pandemie zusammenhängt, weiss ich nicht. Mein Gefühl ist, dass in der Schweiz ein «Drive» entstanden ist, um etwas zu bewegen, mitzuhelfen und Lösungen zur Bekämpfung der Pandemie zu finden. So gibt es zahlreiche Startups, die sich derzeit mit Themen rund um Corona auseinandersetzen und in verschiedenen Bereichen, etwa im Testing, der Personalplanung oder der Verbesserung der Luftqualität nach Innovationen streben.
Welche Herausforderungen hat das vergangene Jahr für SHS gebracht?
Für uns hat sich vor allem die Veranstaltungsorganisation verändert. Wir wurden gezwungen neu zu denken und unsere Events innerhalb kürzester Zeit zu digitalisieren. Und dabei durften wir feststellen, dass für die Startups damit sogar ein substanzieller Mehrwert geschaffen werden konnte: über die digitalen Kanäle können mehr Leute in kürzerer Zeit erreicht werden.
Wie beurteilen Sie den Standort Schweiz für Healthcare Startups?
Die Bedingungen sind in der Schweiz grundsätzlich sehr gut, es passiert viel im Bereich der Wissenschaft, wir haben führende Universitäten und wir sind ein finanzstarker Markt. Darauf müssen wir aufbauen und die Kommunikation und den Austausch zwischen den Akteuren im Gesundheitssystem weiter fördern.
Gleichzeitig lohnt es sich, über den Tellerrand zu schauen und uns von anderen Ländern inspirieren zu lassen. Beim Digital Health Day 2019 stand zum Beispiel der israelische Markt im Zentrum. Während des ganzen Tages haben wir uns damit auseinandergesetzt, wie Israel Innovation fördert und wie wir voneinander lernen können.
In diesem Jahr geht SHS eine Zusammenarbeit mit Südkorea ein. Was zeichnet den Healthcare Markt in Südkorea aus?
Südkorea hat ein sehr interessantes Gesundheitssystem und mit dem Handling der Pandemie auf sich aufmerksam gemacht. Die Innovationen im Healthcare Bereich sind beeindruckend, ich denke da etwa an Smart Hospitals. Dafür werden neueste Technologien wie künstliche Intelligenz, Robotik, IoT usw. verwendet. Sie ermöglichen den Austausch von hochauflösenden medizinischen Bildern zwischen Abteilungen in Echtzeit, ebenso hat Telechirurgie die Zeitverzögerung um das bis zu 100-fache reduziert. Roboter tragen und liefern Instrumente, um das Risiko von Infektionen zu verringern.
Wo sehen Sie Healthcare Trends für die Zukunft?
Wir haben unsere Mitgliederstartups analysiert und festgestellt, dass ein zentrales Thema «Empowered Health», also die Stärkung der Patienten oder noch gesunden Individuen ist. Hier tut sich derzeit viel, insbesondere in den Bereichen Telemedizin, Big Data AI, Wearables, Mobile Health. Ich habe die Erwartung und Hoffnung, dass wir einen substanziellen Beitrag zu innovativen Entwicklungen im Healthcare Bereich leisten können. Das Potential ist da. Wenn wir Zusammenarbeiten und Synergien nutzen, dann können wir viel bewegen.