Impfpflicht: Die Warnung von Bellikon

Die Rehaklinik Bellikon will mit einer 2G-Regel zusätzliche Covid-Sicherheit schaffen. Das wirkt sinnvoll – und wirft trotzdem Fragen auf.

, 29. November 2021 um 14:39
image
Die Rehaklinik Bellikon hat auf der Überwachungspflichtigen Rehabilitation (ÜS) vorübergehend die 2G-Regel eingeführt. Wer also nicht geimpft oder genesen ist, darf dort nicht (mehr) arbeiten. Der Grund für die Massnahmen ist die Sicherheit der schwerstverletzten Patienten, die über ein äusserst schwaches Immunsystem verfügen. Deshalb ist dieser Entscheid verständlich. 
Ob er allerdings die notwendige Sicherheit bietet – darüber kann man sich streiten. Denn auch geimpfte Fachkräfte können Träger des Sars-CoV-2-Virus sein. Mit der neu entdeckten Virusvariante B.1.1.529 (Omikron), die von der WHO vorsorglich als «besorgniserregend» eingestuft wurde, könnte sich die Lage verschärfen. 
Heute vermeldet das BAG den ersten «wahrscheinlichen» Fall in der Schweiz. Doch bevor Angst geschürt wird: Die Wissenschaft weiss noch nicht viel über die Sars-CoV-2-Mutante. 
Wie dem auch sei: Um eine 100-prozentige Sicherheit auf der ÜS zu gewährleisten, müsste wohl eher auf ein 2G-plus – also geimpft, genesen und getestet – gesetzt werden. Doch wer bezahlt diese Kosten?
Die 2G-Massnahme in Bellikon wirft noch eine weitere Frage auf: Muss man mit einem simplen Rasenmäher-Prinzip vorgehen, und wie es Politiker und Medien in einer immer höher wogenden Debatte fordern, kategorisch nach einer Impfpflicht für das Gesundheitspersonal rufen?
Im Fall Bellikon versucht eine Klinik, auf besonders heiklen Stationen mit geimpftem Personal zusätzliche Sicherheit zu schaffen, und zugleich die ungeimpften Fachkräfte, ihrer Qualifikation entsprechend, vorübergehend in weniger heiklen Abteilungen einzusetzen.
Diese Entwicklung ist ein Indiz dafür, wie delikat die Lage beim Pflegepersonal ist: Trotz Dialog und dem Angebot, in einer anderen Abteilung arbeiten zu können, kam es wegen der 2G-Regelung zu drei Kündigungen – darunter die langjährige Stationsleitung. 
Eine kategorische Impflicht würde das Dilemma hinsichtlich des Personalmangels mit Sicherheit noch zusätzlich verschärfen. Und das kann sich die Gesundheitsbranche nicht leisten. 
Hier geht es zum Artikel: Rehaklinik führt 2-G-Regel ein: Mitarbeiter kündigen
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Bericht: Bundesrat will Arbeitsbedingungen in der Pflege detailliert regeln

Geprüft wird unter anderem eine Spannbreite der Arbeitszeit, eine Ankündigungsfrist für Dienstpläne oder mehr Geld für Kurzfrist-Einsätze.

image
Gastbeitrag von Alessia Schrepfer

Wartet nicht einfach, bis die Politik tätig wird

Es braucht mehr unternehmerisches Denken im Gesundheitswesen – und erst recht im Pflegeberuf.

image

«Hört auf mit dem Begriff ‚Long Covid‘»

Natürlich gibt es das Syndrom. Aber laut einer neuen Studie unterscheidet es sich nicht von anderen postviralen Leiden.

image

Studie: Wo das Pflegepersonal unzufrieden ist, sterben mehr Patienten

Erstmals wurden Zusammenhänge zwischen den Kündigungsabsichten in der Pflege und der Mortalität im Spital erforscht.

image

KSW und die Kliniken Valens spannen zusammen

Bis 2032 wird mit 30 Prozent mehr Reha-Patienten gerechnet. Umso wichtiger seien langfristige Lösungen, so Valens-CEO Till Hornung.

image

Pflegefachfrau als «Jungunternehmerin des Jahres» gewürdigt

Alessia Schrepfer wurde für die Gründung von WeNurse mit dem Women Award des Swiss Economic Forum ausgezeichnet.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.