Haushalte geben mehr Geld für Verkehr aus als für Gesundheit

Für was gibt die Bevölkerung in der Schweiz mehr Geld aus: Für Krankenkassenprämien und andere Gesundheitsausgaben oder für Personenfahrzeuge und Verkehrsdienste?

, 21. November 2019 um 05:41
image
  • politik
  • gesundheitskosten
Die Krankenkassenprämien belasten die Haushalte – und sie sind hoch. Doch so hoch sind sie aber auch wieder nicht, wie neue offizielle Zahlen des Bundes zeigen. In den vergangenen zwölf Jahren betrug die Haushaltsbelastung durchschnittlich 5.7 Prozent des Bruttoeinkommens. Dies geht aus der aktuellen Haushaltsbudget-Erhebung des Bundesamtes für Statistik (BfS) hervor. Im Erhebungsjahr 2017 entfielen 6.5 Prozent des Bruttoeinkommens auf die obligatorischen Krankenkassen-Prämien.
Insgesamt zeigt sich: Alle Gesundheitsausgaben und die OKP-Prämien machen in den letzten zwölf Jahren im Schnitt 8.4 Prozent des Bruttoeinkommens aus. Im letzten Erhebungsjahr lag die Belastung bei 8.9 Prozent: für obligatorische Krankenversicherungsprämien, Medikamente und alle anderen medizinische Leistungen. Das ist fast gleich hoch wie bereits im Jahr 2006, als dieser Anteil mit 8.76 Prozent in der Haushaltsbudget-Erhebung zu Buche schlug. Damals wurde die Diskussion um die hohen und steigenden Gesundheitskosten aber noch nicht so intensiv geführt wie heute. 

Mit Gesundheit lässt sich besser Politik betreiben

Um die Gesundheitsausgaben und die obligatorische Prämienbelastung besser einzuordnen, dient ein Vergleich mit dem Wunsch der Bevölkerung nach Mobilität und Verkehr. So belasteten der Kauf und der Betrieb von Personenfahrzeugen sowie weitere Verkehrsdienstleistungen (Land, Luft, Wasser) das Haushaltsbudget in der gleichen Zeitperiode im Schnitt mit neun Prozent.
image
Eigene Darstellung | Daten Bundesamt für Statistik (Bfs)
Hier scheint sich aber niemand gross daran zu stören. Obwohl Gesundheit wohl das höchste Gut ist – und im Vergleich zu Mobilität wie das Autofahren viel stärker ins Gewicht fällt. Woran mag das liegen? Eine Erklärung ist, dass Verkehr sozusagen kurzfristig konsumiert wird, in die Gesundheit wird langfristig investiert. Und es hängt sicher auch davon ab, dass sich mit dem Thema Gesundheit derzeit viel besser Politik betreiben lässt als mit dem Bereich Verkehr.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Unispital Zürich: Regierungsrat bezieht Position zur KIS-Beschaffung

Amerika oder Zürich? Die Frage der KIS-Beschaffung am Universitätsspital Zürich wird immer mehr zum Politikum.

image
Gastbeitrag von Andreas Faller

2025: Weiter mit dem Geist der Efas-Vorlage

Das Gesundheitswesen steht vor einem dicht bepackten politischen Jahr. Mit einem veränderten Mindset von Politik und Akteuren könnte viel Gutes erreicht werden.

image

Cédric Wermuth macht Spital Zofingen zum Bundes-Thema

Das Spital als «reines Renditeobjekt»? Privatisierung der Grundversorgung? Der Co-Präsident der SP verlangt Antworten vom Bundesrat.

image

Zusatzversicherungen: SVV warnt vor Leistungskürzungen

Bis Ende 2024 dürften drei Viertel der Zusatzversicherungsverträge den neuen Transparenzanforderungen genügen. In der Genferseeregion bleibt der Weg steinig.

image

Wallis: Kein Geld fürs Gesundheitspersonal

Der Kanton Wallis muss sparen - deshalb soll es keinen Teuerungsausgleich fürs Gesundheitspersonal geben. Dagegen formiert sich Widerstand.

image
Gastbeitrag von Andri Silberschmidt

Koordinierte Netzwerke stärken statt verstaatlichen

Es braucht keinen neuen Leistungserbringer «koordinierte Versorgung». Zuerst sollten wir die bereits beschlossenen Kostendämpfungs-Massnahmen wirken lassen.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.