Spitalhygiene: Wäscherei als Bakterienschleuder

Schmutzige Wäsche aus Spitälern kann zu einer Verunreinigung von Oberflächen mit Clostridium difficile führen. Dies weisen Forscher der Universität Washington nach.

, 8. November 2016 um 10:14
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Spitäler sollten bei Präventions-Massnahmen von Infektionen mit Clostridium difficile unbedingt Wäschereien mitberücksichtigen. Zu diesem Schluss kommt ein Wissenschaftler-Team um Marilyn Roberts der Universität Washington.
Die Forscher haben eine Grosswäscherei unter die Lupe genommen, die für mehrere Kliniken rund um Seattle arbeitet. Pro Woche werden dort rund 136’000 Kilogramm Wäsche gereinigt. Das Resultat: Es ist durchaus möglich, dass Schmutzwäsche aus Spitälern das Bakterium weiterverbreitet.

Proben von Oberflächen entnommen

Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler gezielt, ob Clostridium difficile auch von den Oberflächen der Grosswäscherei gezüchtet werden kann.
Insgesamt wurden so Dutzende Proben von Oberflächen gesammelt, die sich in Bereichen befanden, in denen schmutzige und saubere Wäsche verarbeitet werden.

Eine Verunreinigung liegt nahe

25 von 120 Proben der Oberflächen des Bereiches mit Schmutzwäsche wurden positiv auf Clostridium difficile getestet, das entspricht 23 Prozent. Nur zwei Prozent aus dem sauberen Bereich waren positiv. 
Da beide Proben aus dem gleichen Bereich stammten, liegt nahe, dass sie für die Verunreinigung der Wäscherei verantwortlich waren, erklären die Wissenschaftler im Fachmagazin «FEMS Microbiology Letters».

Schwierigkeiten bei der Probegewinnung

Die Experten räumen ein, dass ihre Ergebnisse wahrscheinlich nicht dem tatsächlichen Auftreten des Bakteriums auf Oberflächen entsprechen.
Einschränkungen der Studie ergaben sich unter anderem durch Schwierigkeiten bei der Probengewinnung und der nicht einfachen Kultivierung des Bakteriums.

Häufigste Ursache für Durchfälle

Bei Clostridium difficile handelt es sich um ein sporenbildendes anaerobes Bakterium, das bei zwei bis drei Prozent der gesunden Erwachsenen und bei zehn bis 25 Prozent der erwachsenen Patienten in Spitälern nachgewiesen werden kann. Clostridium difficile ist die häufigste Ursache für Durchfälle, die erst durch eine Infektion im Spital entstehen.
Schätzungen nach entsteht ein Viertel aller Infektionen durch Wasser, Erde, Fleisch, Gemüse und Tiere. Infektionen gelten zusätzlich als jahreszeitlich bedingt. Sie werden aufgrund des Einsatzes von Antibiotika auch mit 151 Erkrankungen der Atemwege im Winter in Zusammenhang gebracht. 
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