Unterm Titel
«Nicht mit uns!» wenden sich die Assistenz- und Oberärzte gegen die Kürzungspläne bei der Insel Gruppe in Bern. Die Leitung des defizitären Spitalkonzerns hatte letzte Woche diverse
Sparideen angekündigt – wozu unter anderem ein Stellenabbau, ein Verzicht auf Löhnerhöhungen oder ein weitgehender Investitionsstopp gehören.
«Ein Verzicht auf eine Lohnverhandlungsrunde 2025 ist für uns keine Option», kontert nun die Berner Sektion des Ärzteverbands VSAO: «Die Lohnanpassungen konnten schon in den letzten Jahren nicht annähernd die Teuerungsrate ausgleichen, was einer Reallohnsenkung gleichkommt.» Und insgesamt treffe der gänzliche Verzicht auf eine Lohnanpassung gerade die Berufsgruppen mit niedrigerem Einkommen besonders hart.
Stellensteuerung
Zugleich verrät die Interessenvertretung der Assistenz- und Oberärzte, dass bei der «Insel Gruppe» bereits ein Personalabbau stattgefunden habe – nämlich durch die so genannte Stellensteuerung. Dabei wurden die Dienstpläne oft durch kurzfristige Anpassungen umgestürzt. «Gerne unterstützen wir Sie hier mit unserer Dienstplanberatung», kommentiert der VSAO Bern das Vorgehen nun lakonisch.
Eine weitere Sparidee, die dem VSAO vorliegt, besteht offenbar darin, mit Beförderungen zuzuwarten – respektive mit der entsprechenden Honorierung. Die Ärztevertretung warnt in ihrem Statement jedenfalls vor derartigen Plänen: Bei kurzfristigen Abgängen bringe eine rasche Nachbesetzung aus den eigenen Reihen oft die nötige Stabilität. Auf der anderen Seite sei es eine Frage der Wertschätzung, den Ärztinnen und Ärzten nach Erhalt ihres Facharzttitels mit der zusätzlichen Verantwortung auch die entsprechende Lohnerhöhung zukommen zu lassen.
Invevstieren ins Image
Auch beim angekündigten Stellenabbau durch Fluktuation sichtet der VSAO Risiken: Einerseits könnten Weiterbildungsstellen so verschwinden. Und: «Wenn zudem befristete Verträge im Sinne einer ‚natürlichen Fluktuation‘ nicht mehr verlängert würden, wäre dies für die Attraktivität der Inselgruppe als Ausbildungsstandort von grossem Nachteil.»
Die Personaldecke sei ohnehin schon zu dünn – und nun drohten definitiv Qualitätseinbussen in der Patientenversorgung drohen, was wiederum einen weiteren Rückgang der Patientenzahlen nach sich ziehen könnte.
Insgesamt plädiert der VSAO Bern also eher für eine Vorwärts- als für eine Spar-Strategie: In Zeiten von Personalknappheit und Imageeinbussen müsse doch «in die Wertschätzung der Mitarbeitenden investiert werden, um so den Standort ‚Insel’ für Arbeitnehmende, Zuweisende, Patientinnen und Patienten wieder nachhaltig attraktiv zu gestalten.»