Forschungen zeigen seit einiger Zeit: Fettleibigkeit kommt bei Menschen mit niedrigem Einkommen überdurchschnittlich vor. Zwar spielt auch die Genetik eine Rolle. Doch die Hauptursachen beziehen sich auf das soziale Umfeld. Zu diesem Schluss kommt auch
eine aktuelle Studie der EPFL Lausanne.Ärzte und Geographen liefern in diesem Papier Einblicke in die Ursachen von Übergewicht. Mit Daten von mehr als 6’000 Menschen aus Lausanne erstellten die Wissenschaftler eine Body-Mass-Index-Karte für die Stadt.
Das Ergebnis: Die Karte zeigt eine klare Korrelation zwischen niedrigem Einkommen und Adipositas.
Arbeiterviertel sind überwiegend rot (BMI überdurchschnittlich); die Mittelklasse ist blau eingefärbt (BMI unter dem Schnitt). Bild: EPFL
Den Ursachen auf der Spur
Die Wissenschaftler haben in einem zweiten Schritt ihr Datenmaterial mit den bekannten Risikofaktoren bereinigt: Bildung, Einkommen, Alter, Gesundheit, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht und Alkoholkonsum.
Interessanterweise kommen aber noch andere Faktoren hinzu, schreiben die Forscher. «Die haben wir verpasst oder die Komplexität ist höher als angenommen». Ihre Studienergebnisse haben die Forscher im «British Medical Journal» veröffentlicht.
Stéphane Joost et al. «Persistent spatial clusters of high body mass index in a Swiss urban population as revealed by the 5-year GeoCoLaus longitudinal study», in: «British Medical Journal». Januar 2016.
Das ist der Schlüssel zum Verständnis
Eine Ursache vermuten die Forscher im städtischen Umfeld selbst. «Urbanismus» ist sicherlich der Schlüssel zu einem besseren Verständnis der Ursachen von Übergewicht», sagt
Idris Guessous, Co-Autor der Studie, Arzt und Epidemiologe an der Universitätsklinik Lausanne und Genf. Eine Rolle spielen dabei womöglich:
- Die Entfernung zu Grünflächen
- Der Zugang zu Geschäften und Fast-Food-Restaurants
- Die geographischen Abschottung
- Räumliche Abhängigkeit, die zu einer «ansteckenden» Verhaltensangleichung führt
Guessous will diese und andere mögliche Erklärungen künftig nun besser erforschen. Die Erkenntnisse sollen – um Adipositas zu reduzieren – das Leben in der Stadt sowie die künftige Stadtplanung beeinflussen.