Bei den Gesichtsmasken und den Desinfektionsmitteln hat es die Spitäler unvorbereitet erwischt: Schachtelweise wurden sie von Besuchern und Angestellten gestohlen, gehamstert und gehortet. Kein Wunder wollen Spitäler nun wissen, wo die nächste Knappheit droht.
Engpässe würden nicht verhindert - sondern kämen einfach früher
Doch mit solchen Informationen gehen jene, welche darüber verfügen, sehr sparsam um. So sagt Enea Martinelli, Chefapotheker der Spitäler Frutigen, Meiringen, Interlaken (FMI), auf Anfrage von Medinside: «Zurzeit sehen wir noch keine Lieferengpässe, die wir noch vorher schon gekannt hätten.» Er fügt an, dass die Informationen darüber kaum verbreitet würden – zu Recht, wie er betont. «Wenn wir die Informationen hätten, käme es zu Hamsterkäufen. Und die gilt es einzudämmen.»
Sonst käme es genauso zu Engpässen, einfach etwas früher. «Denn ist ja nicht plötzlich mehr Ware vorhanden, sondern die Versorgung ist jetzt schon eingeschränkt.» Er sagt auch: «Jetzt grössere Lager aufzubauen bringt nichts. Ganz im Gegenteil. Die Ware geht dann möglicherweise dorthin, wo sie nicht am Dringendsten gebraucht wird.»
Zum Glück ein Schweizer Produkt: Beatmungsgeräte
Einen internationalen Verteilkampf gibt es derzeit um Beatmungsgeräte. Sie sind derzeit überall sehr gesucht. Denn das Coronavirus führt bei den Schwerkranken zu Lungenentzündung. Die betroffenen Patienten müssen dann künstlich beatmet werden.
In der Schweiz gibt es in den Intensivstationen zurzeit nur rund 850 Betten mit Beatmungsgeräten. Glücklicherweise ist der weltweite Marktführer bei Beatmungsgeräten eine Schweizer Firma: Das Medizinal-Unternehmen Hamilton produziert diese Geräte im Bündnerischen Bonaduz. «Wir könnten jetzt in einem Monat so viel verkaufen, wie wir im ganzen letzten Jahr umgesetzt haben, nämlich zwischen 1500 und 2000 Geräten», sagte der Hamilton-Chef Andreas Wieland gegenüber «Swissinfo».
Geräte kommen nur dorthin, wo sie sinnvoll sind
Die Firma versuche, dorthin zu liefern, wo die Not am grössten ist, sagte er weiter. Selbst in der Schweiz würden nicht alle Spitäler so viele Geräte erhalten, wie sie bestellten. Denn: «Wenn ein kleines Spital in der Region zehn Geräte bestellt, aber uns bekannt ist, dass sie nur drei Intensiv-Pflegeplätze haben, kriegen sie nur drei Geräte.» Der Grund: Es braucht für die Geräte auch geschultes Personal und eine entsprechende Infrastruktur.
Dasselbe sagte auch Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit vor den Medien. Zusätzliche Beatmungsgeräte würden auch mehr Platz für Betten und vor allem mehr geschultes Personal brauchen. Dieses könne nicht innerhalb von zwei Tagen ausgebildet werden, sagte Koch. Der grösste Engpass, der in den nächsten Tagen droht, wird deshalb jener beim Personal sein.