US-Studie: Medizinische Fachkräfte trinken mehr Alkohol als andere

Zu viele Ärzte, Pflegefachleute und anderes medizinisches Personal praktizieren in den USA selber nicht, was sie ihren Patienten predigen. Dies zumindest behauptet eine Studie der renommierten Mayo Klinik.

, 26. Oktober 2015 um 13:40
image
Arbeitskräfte im amerikanischen Gesundheitswesen leiden nur geringfügig weniger an Volkskrankheiten als die allgemeine Bevölkerung. Oder anders ausgedrückt: Ärzte, Pflegefachleute und anderes medizinisches Personal erkranken trotz ihrer Kenntnisse und Erfahrungen aus erster Hand fast genauso oft an Fettleibigkeit, Diabetes, Bluthochdruck und koronaren Herzerkrankungen.
Dies besagt eine aktuelle Studie der renommierten amerikanischen Mayo Klinik. Die Forscher haben dafür während zehn Jahren das Gesundheitsverhalten mit den chronischen Gesundheitsproblemen von über 150’000 Menschen aus Amerika verglichen – darunter waren 3 Prozent aus Gesundheitsberufen.

«Niemand ist völlig immun gegen ungesunde Lebensweise»

Die Studienautoren begründen ihre Feststellung mit den gleichen gesellschaftlichen und ökologischen Faktoren, die auch zu einem Anstieg von chronischen Krankheiten in der Gesamtbevölkerung beigetragen haben. 
«Dies unterstreicht die Vorstellung, dass niemand völlig immun gegen Faktoren ist, die eine ungesunde Lebensweise fördern», sagt Hauptautor der Studie Anupam B. Jena, von der Harvard Medical School, der Nachrichtenagentur «Reuters».

Mehr Bewegung – mehr Alkoholkonsum

Fachleute des Gesundheitswesens rauchen der Umfrage zufolge weniger und bewegen sich mehr als die Allgemeinbevölkerung. Dafür konsumieren medizinische Fachkräfte im Durchschnitt mässig bis mehr Alkohol als Nicht-Gesundheits-Fachleute, so die Erhebung.
Laut «Reuters» gibt es allerdings auch Kritik an der Studie. Es sei falsch, alle Gesundheitsberufe in einen Topf zu werfen. Man müsste spezifisch zwischen Job-Kategorien unterscheiden. Da gäbe es einige Nuancen im Gesundheitsverhalten, sagen Kritiker. 
Elias Dayoub, Anupam B. Jena: Chronic Disease Prevalence and Healthy Lifestyle Behaviors Among US Health Care Professionals, in: «Mayo Clinic Proceedings». In Press. 2015
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

USZ, CHUV und USB gehören zu Europas forschungsstärksten Spitälern

Seit der Jahrtausendwende haben sich die Patentanmeldungen europäischer Kliniken verdreifacht. Schweizer Häuser spielen vorne mit.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Pflegeinitiative: SBK gegen Medienberichte

Zwei Milliarden jährlich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege? Nach Meldungen über Milliardenkosten wegen der Pflege-Initiative warnt der Personalverband SBK vor einer verzerrten Debatte.

image

Neue Geschäftsleitung im Pflegezentrum Lindenfeld Suhr

Mit dem Umbau reagiert das Aargauer Zentrum auf digitale Neuerungen, komplexere Krankheitsbilder und Fachkräftemangel.

image

Temporärarbeit in der Pflege: (K)ein Problem!

«Zu teuer, zu flexibel, zu problematisch?» Die Kritik an Temporärarbeit reisst nicht ab. Doch David Paulou, Direktor der grössten Schweizer Personalberatung im Gesundheitswesen, hält dagegen – mit Fakten, die das gängige Bild infrage stellen.

image

Lohnangabe: Einzig das Kispi bricht das Tabu

Schon in der Stellenausschreibung steht das Gehalt: So viel Transparenz geht den meisten Spitälern zu weit. Warum eigentlich?

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.